Werbung, Fragen, Schimpftiraden oder kurz: das Netz der Woche

Ein Student will endlich anständige Politwerbung und deshalb die Frontseite der Gratiszeitung «20 Minuten» kaufen, ein Lebensmittelproduzent startete zu Marketingzwecken einen Shitstorm und einem Trainer platzte der Schuh.

Donat Kaufmann will auf die Titelseite von «20 Minuten» . Weil ihn die Wahlwerbung nervt.

(Bild: video still)

Ein Student will endlich anständige Politwerbung und deshalb die Frontseite der Gratiszeitung «20 Minuten» kaufen, ein Lebensmittelproduzent startete zu Marketingzwecken einen Shitstorm und einem Trainer platzte der Schuh.

In der Schweiz herrscht derzeit Wahlkampf. Derzeit noch nicht so richtig heftig, aber doch. Parteien produzieren Videos, hängen Plakate auf und schalten Wahlwerbung. Wie auffällig und umfassend die Werbung dabei ist, bestimmt das Budget. Ob die Inhalte dabei immer gut platziert und inhaltlich aussagekräftig sind, ist Geschmackssache. So weit, so normal.

Weniger normal: Am 15. September schaltete die SVP auf der Titelseite der Gratiszeitung «20 Minuten» eine ganzseitige Anzeige. Dem Studenten Donat Kaufmann ging das zu weit. Vor allem deshalb, weil er politische Inhalte darauf vergeblich suchte. Die gab es erst auf der folgenden Seite.

«Mir langets!», dachte er sich und startete eine Crowdfunding-Aktion mit deren Hilfe er die Titelseite von «20 Minuten» kaufen möchte, um ein Zeichen gegen inhaltsleere politische Werbung zu setzen und mehr Transparenz beim Wahlkampfbudget zu fordern. 138’815 Franken muss Kaufmann dazu sammeln. Falls er es schafft, sollen auf der Titelseite der Gratiszeitung am 14. Oktober die Namen aller Unterstützer aufgeführt werden, gefolgt von dem Slogan «Aufmerksamkeit kann man kaufen – Unsere Stimmen nicht».

Nach einigen Stunden unterstützten schon mehr als 1’000 Personen das Projekt mit jeweils fünf Franken. Kritische Stimmen gab es auch. Das Prinzip zu kopieren ändere nichts, wurde eingeworfen. «Dem Käseblatt noch Geld in den Rachen werfen, um es ihm zu zeigen? Das ist denen doch Wurst, wer es ihnen gibt!», sagte ein Twitternutzer in Bezug auf «20 Minuten». Das Problem liege woanders. Wer solche Werbung schalte, sei mindestens mitverantwortlich für die seichten Inhalte.

Ganz schön viel gefragt

Eine Publicity-Aktion ganz anderer Art machte derweil die Firma Nestlé. Mit dem Ruf des Lebensmittelherstellers steht es nicht zum Besten. Wasserklau, Kinderarbeit, Zerstörung des Regenwalds und Müllberge aus Kaffeekapseln werden mit dem Konzern in Verbindung gebracht. Obendrauf kamen in den letzten Monaten Bleifunde in Instantnudeln und der Kit-Kat-Shitstorm.

«Besser man redet mit uns als über uns», dachte sich wohl die Marketingabteilung, lancierte unter dem Hashtag #fragnestle eine Charmeoffensive und ging erst einmal in einer Flut von nicht besonders wohlmeinenden Rückmeldungen unter. «Warum hasst ihr Regenwälder?», wurde zum Beispiel gefragt, «dürfen ihnen die ausgebeuteten afrikanischen Kinder, die kein sauberes Wasser haben auch fragen stellen?», oder gleich «Schämt ihr euch eigentlich nicht?».

Nutzer und Medien reagierten mit Spott. Das sei die wohl dümmste Markenting-Kampagne seit der Idee von Social-Media-Marketing, so der allgemeine Konsens. Da werde wohl bald der Job eines Marketingmanagers vakant.

Womit hatte Nestlé denn gerechnet? Genau damit. Die Social-Media-Abteilung hielt durch und arbeitete Berge von Fragen ab, was sogar dem Onlinemagazin «Watson» Respekt abnötigte, das kurz vorher noch die Jobfrage gestellt hatte. Doch nicht so danebengegangen, schloss auch ein vielgeteilter Blogpost. Was inhaltlich vielleicht nicht viel aussagt, marketingtechnisch aber schon.

Schimpf dir deine Meinung

Ganz schlecht lief es in den vergangenen Tagen dagegen für die deutsche Zeitung «Bild». Zuerst weigerten sich mehrere Fussballklubs und ihre Fans, Teil der Werbeaktion «Wir helfen» zu werden, mit der «Bild» für Solidarität mit Flüchtlingen warb, was in dem Hashtag #bildnotwelcome mündete.

Dann kam auch noch eine beispiellose Wutrede eines Fussballtrainers hinzu. Gehalten wurde sie von Gertjan Verbeek, dem Trainer des Zweitligisten VFL Bochum. Verbeek fühlte sich von der Bildzeitung falsch zitiert und liess bei einer Pressekonferz eine beispiellose Tirade vom Stapel (ab 3:20):

Flüchtlingskrise kurz und grafisch

Kurz gemacht hat es auch das Münchner Designstudio «In a Nutshell». Das Unternehmen ist bekannt für seine übersichtlichen Grafiken und Kurzfilme, die komplexe Zusammenhänge einfach erklären und hat damit schon einige Preise gewonnen. «In a Nutshell» hat nun ein sehenswertes Video gemacht, in dem der syrische Bürgerkrieg samt Flüchtlingskrise in sechs Minuten erklärt wird.

 

Wasserbalett ganz anders

Noch kürzer geht es auch: Diese strampelnden Geister sind Baby-Rochen, gefilmt im Hatfield Marine Science Center in Newport, Oregon.


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