Widerstand regt sich an der Uni Basel

Die Uni Basel startet mit einigen Neuerungen ins Herbstsemester. Und sorgt damit für Unmut unter Studierenden und Mitarbeitenden.

An der Uni Basel regt sich Widerstand – auch am Institut für Soziologie (im Bild): Ein offener Brief ging an die Uni-Leitung. (Bild: Juri Weiss/bs.ch / Bearbeitung,amc)

Die Uni Basel startet mit einigen Neuerungen ins Herbstsemester. Und sorgt damit für Unmut unter Studierenden und Mitarbeitenden, die ihre Anliegen in einer Petition äussern.

Am Donnerstagabend hatte der Rektor der Universität Basel Antonio Loprieno eine Überraschung im Briefkasten: Eine Petition. Am Tag davor wurde das Schreiben online geschaltet. Darin beklagen sich Studierende und Mitarbeitende der Uni Basel über Neuerungen an der Philosophisch-Historischen Fakultät, die im Laufe des kommenden Jahres eingeleitet werden, und fordern eine aktive Mitgestaltung des Studienprogramms. Man sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden, beklagen sich die Petentinnen und Petenten.

Von den Neuerungen sind fünf Studienfächer betroffen. Das Studium der Gesellschaftswissenschaften wurde für neue Studierende ganz abgeschafft. Wer bereits mitten im Studium steckt, kann es bis 2018 noch beenden. Weiter beschloss das Rektorat im Januar, die Fächer Soziologie und Geschlechterforschung sowie Ethnologie und Kulturanthropologie ab dem Herbstsemester 2014 in je einem Studiengang zusammenzufassen.

Eine Abkehrung vom interdisziplinären System befürchtet

Mitglieder des Petitionskomitees, die anonym bleiben wollen, beantworteten der TagesWoche einige Fragen. Involviert seien in erster Linie Mitglieder der betroffenen Fachgruppen, aber auch Mitarbeitende, sowie Studierende anderer Fächer, die sich «solidarisch verhalten». Sie befürchten eine Abkehrung vom interdisziplinären System. Ausserdem haben die Petenten die Sorge, dass die wissenschaftlichen Disziplinen mit ihrer Eigenständigkeit auch ihre «Sichtbarkeit» innerhalb der Studienrichtungen verlieren. Davon wären voraussichtlich eher die kleineren Fächer betroffen, wie Ethnologie und Geschlechterforschung.

Der offene Brief an die Universität. (Bild: Printscreen)

Bereits im vergangenen Frühjahr regte sich Widerstand gegen die geplante Zusammenlegung. Die Fachgruppe Ethnologie organisierte zum Beispiel am 9. April eine Vollversammlung zu dem Thema. Nun steht die Petition im Netz, in der die Aufhebung der Zusammenlegung und mehr Mitspracherecht gefordert werden. Man kann das Schreiben online unterzeichnen. Bis am Freitag Morgen wurden über 100 Unterschriften gezählt.

Auch die Mitarbeitenden betrifft die Zusammenlegung der Fächer. Das Petitonskomitee fragt sich, inwiefern die Umstrukturierung eine weitere Sparmassnahme ist. Dadurch würde sich der Lehrplan verschmälern, und die Lehraufträge der Angestellten wären bedroht. Ob alle Sorgen der Initianten begründet sind, ist unklar. Dessen sind sie sich bewusst: «Wir möchten mit der Petition einfach eine Sorge äussern und vor möglichen Konsequenzen warnen.»

Ein Zeichen setzen

Gewiss gehe es in der Petition um die konkrete Forderung, den Rektoratsbeschluss rückgängig zu machen – wie realistisch diese ist, sei dahingestellt. Vor allem aber enthält das Schreiben eine grundlegende Kritik der Machtstrukturen im Universitätswesen.

Die Verfasser fordern mehr Mitspracherecht für Mitarbeitende und Studierende und mehr Transparenz. Die befragten Mitglieder des Petitionskomitees äusserten gegenüber der TagesWoche: «Es geht uns bei dieser Aktion vor allem darum, gehört zu werden, mit den eigenen Interessen ernst genommen zu werden.» Die Forderung zur Erhaltung der Fächerstruktur sei demnach zwar ernst gemeint, aber nicht das zentralste Anliegen. Es habe sie irritiert, dass die Interessen von Studierenden und Angestellten nicht berücksichtigt wurden. «Diese fehlende Miteinbeziehung in den Prozess der Mitgestaltung ist schlicht autoritär und widerspricht der Idee einer Universität, die für Studierende sein sollte», so die Initianten.

Das Rektorat hat auf die Petition noch nicht reagiert. Gegenüber der TagesWoche sagte Rektor Antonio Loprieno, dass für die neue Fächerstruktur grundsätzlich die Philosophisch-Historische Fakultät verantwortlich sei. Dabei habe er wenig zu sagen, unterstütze die Fakultät aber bei der Optimierung der Studiengänge. Daher ist die Petition wohl im falschen Briefkasten gelandet. Früher oder später wird das Anliegen wohl, ob virtuell oder nicht, die richtige Ansprechsperson erreichen.

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