Wie der BaZ begegnen?

Die Organisation «Rettet Basel» hat am Samstag zur Diskussion über die «Basler Zeitung» geladen. Neben bekannten Vorwürfen stand insbesondere die Frage im Raum, wie mit der Zeitung umzugehen sei: ignorieren oder dagegenhalten?

Üble SVP-Hofberichterstatter? Der Verein «Rettet Basel!» nennt die Basler Zeitung nur noch «BlocherZeitung». (Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Organisation «Rettet Basel» hat am Samstag zur Diskussion über die «Basler Zeitung» geladen. Neben bekannten Vorwürfen stand insbesondere die Frage im Raum, wie mit der Zeitung umzugehen sei: ignorieren oder dagegenhalten?

«Zum Kotzen» sei die «Basler Zeitung», weil sie «Leute gezielt zur Sau macht». SP-Grossrat und Alt-Nationalrat Rudolf Rechsteiner sprach am Samstag im Theater Basel unerwartet Klartext. Die BaZ-kritische Organisation «Rettet Basel» hatte eingeladen, um die neusten Entwicklungen um das von Markus Somm geführte Blatt zu diskutieren. Die gut hundert Anwesenden äusserten zwar wenig neue, aber nach wie vor mannigfache Vorwürfe an die «Basler Zeitung». Man war unter sich, eine Konfrontation mit oder Reaktion der Verantwortlichen der BaZ war seitens der Veranstalter nicht vorgesehen.

Schauspielerin Ariane Andereggen las Passagen aus der BaZ, in denen Chefredaktor Markus Somm seinen Rücktritt unter gewissen Bedingungen gleich mehrfach versprochen hat – etwa wenn sich herausstellen sollte, dass Christoph Blocher Einfluss auf die Inhalte der Zeitung nimmt.

«Von A bis Z manipuliert»

Die Oberwiler Gemeindepräsidentin Lotti Stockar (NLO), welche nach Recherchen der BaZ in einen angeblichen Vergabeskandal verwickelt war, monierte schwindendes Vertrauen. Auch Rudolf Rechsteiner ergänzte: «Fakten im Bereich Energie werden von A bis Z manipuliert.» Wenn er dies sehe, könne er auch anderen Texten keinen Glauben mehr schenken, so Rechsteiner, der sich in der Energiepolitik einen Namen gemacht hat.

 «Dieser Journalismus ist auch Wahlkampf», sagt Stockar. Langfristig sei die BaZ ein Projekt, «um die Institutionen lächerlich zu machen», so SP-Ständerat Claude Janiak. «Ein mehr politisches, denn publizistisches Projekt», wie Medienjournalist Philipp Cueni sagt. Er ortet das Problem in der Tatsache, dass der Vorwurf nach politischer Voreingenommenheit oft von links komme. «Ich will aber auch keine linke BaZ, sondern eine journalistische BaZ.»

Handwerkliche Fehler

Doch genau dies lasse die BaZ ebenfalls vermissen. Zur Sprache kamen etwa Kampagnen gegen den freisinnigen Regierungsrat Baschi Dürr oder gegen Eva Herzog und Hans-Peter Wessels von der SP. «Handwerkliche Fehler», die sich laut Cueni nicht nur in der Recherche zum «Schweden-Reisli» der Basler Regierung eingeschlichen haben. Zentrales Thema war auch die Berichterstattung zur Asyl- und Europapolitik. Einzelne Anwesende warfen der BaZ neben Einseitigkeit und gezielter Falschinformation gar die Verletzung der Rassismus-Strafnorm vor.

Entsprechend schwierig war die Situation für die anwesende BaZ-Journalistin Franziska Laur. «Das hier anzuhören grenzt an Masochismus», sagte sie gegenüber der TagesWoche. Und einverstanden war sie nachvollziehbarer Weise nicht: Angriffig ja, das sei die BaZ, aber Platz für andere Meinungen gebe es nach wie vor. Chefredaktor Markus Somm lege gar «besonderen Wert» darauf.

Ein BaZ-Blog als Chance?

«Alles Feigenblätter» entgegnete da etwa Brigitta Gerber (GB/BastA!). Sie schlägt vor, die eigenen Rechte zwar wahrzunehmen, ansonsten die Zeitung aber zu ignorieren. Nicht mehr lesen, nicht mehr mitschreiben, so dass vorgeschlagene Rezept gegen eine Zeitung, die bei den Anwesenden offensichtlich jeden Kredit verloren hat.

Dagegenhalten wäre die andere Option. Der konkreteste Vorschlag vom Samstag stammt von SP-Nationalrat Beat Jans. Er möchte ein Forum im Netz ins Leben rufen, dass Verfehlungen der Basler Zeitung sammelt und in konzentrierter Form anprangert. Eine Art BaZ-Blog also. Dieser würde auch Gelegenheit für Gegendarstellungen bieten, welche die BaZ oftmals nicht abdrucke.

Für Rudolf Rechsteiner ist die Sache indes klar: «Die BaZ fehlt mir keine Minute, man kann sie links liegen lassen. Es gibt in Basel noch andere Medien.» Ein Ratschlag, den wir den frustrierten BaZ-Lesenden – nicht ganz uneigennützig – gerne weitergeben.

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