Wie der FCB einmal die Champions League gewann

So ein ungerades Jahr ohne Grossanlässe macht es dem sportaffinen Zeitgenossen nicht leicht. Ein Blick in die Agenda 2015 mit ein paar ungeahnten Höhepunkten.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

So ein ungerades Jahr ohne Grossanlässe macht es dem sportaffinen Zeitgenossen nicht leicht. Ein Blick in die Agenda 2015 mit ein paar ungeahnten Höhepunkten.

Sie sehen keine Megasportevents im Jahr 2015 auf sich zukommen? Das stimmt, einerseits. Man könnte aber auch einwenden: Wir in Basel genügen uns selbst. Der FCB wird so ungefähr Mitte April nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch als Schweizer Meister feststehen. Das bedeutet: Wöchentlich spontane Meisterpartys auf dem Barfi bis Ende Mai, ehe in der Nacht auf den Dreissigsten dann endlich der Kübel auf den Balkon kommt. Anschliessend noch acht Mal schlafen bis zum Cupfinal in Basel und der nächsten Feier.

Früher als der hiesige FCB macht nur jener aus München alles klar. Beide FCB können dann die Restsaison nach dem altirischen Segenswunsch «Möge das Brot, das du teilen willst, nie schimmelig werden» gestalten. Der hiesige FCB lädt aus Ermangelung von Spannung auf dem Spielfeld zum Küchenduell in die neuen Hospitalityräumlichkeiten. Ausserdem kommt er dem in Zürich und Aarau geäusserten Anliegen nach und teilt seine Millionen-Einnahmen. Der bajuwarische FCB teilt ein paar Punkte.

Beide können sich mangels Konkurrenz in der heimischen Meisterschaft ganz auf die Champions League konzentrieren. Dort treffen die beiden schliesslich im Final aufeinander (an einem noch offenen Datum, weil am 7. Juni der Schweizer Cupfinal steigt), der hiesige FCB gewinnt etwas überraschend, lässt das Münster rot und blau streichen und kauft sich von den Aber- und Abermillionen einen halben Cristiano Ronaldo und einen halben Lionel Messi und leiht sie, dem eigenen Businessmodell entsprechend, umgehend wieder aus.

Wie wäre es mit Rugby?

Sie sehen: So ein ungerades Jahr macht es dem sportaffinen Zeitgenossen wirklich nicht einfach. Keine Olympischen Spiele, keine Fussball-Welt- oder -Europameisterschaften weit und breit. Nun gut, wird der Rugby-Union-Freund einwenden: Das ist die Gelegenheit, in England und Wales vorbeizuschauen, wo man sich von Mitte September bis Ende Oktober Zeit nimmt, um in nicht weniger als 13 Stadien (ein Gigantismus, wohingegen Olympia geradezu lächerlich wirkt) den neuen Weltmeister auszuspielen.

Ausserdem steht die WM im Frauenfussball ins Haus, zwar nur auf kanadischem Kunstrasen, dafür erstmals mit der Schweiz. Und überhaupt: Es gibt bei einigen global angelegten Titelkämpfen hübsche Ortschaften zu entdecken wie Saint-Quentin-en-Yvelins, das nahe Versailles die besten Bahnradfahrer versammelt. Dann unweit von Schanghai das 5,5-Millionen-Einwohner-Städtchen Suzhou, wo die Tischtennis-WM stattfindet. Oder das schöne Inverness, wo sogar die Schweiz ein paar WM-Medaillen einplanen darf, weil am Ufer des River Ness (fliesst von Loch Ness her – dies zur Orientierung) die Orientierungsläuferinnen und -läufer zusammenkommen.

Die WM auf dem Privatsee

Danebst gibt es noch ein paar Klassiker wie Ski Alpin in Vail und Beaver Creek (USA), Eisschnelllauf in Heerenveen (Niederlande), Bob in Winterberg (Deutschland), Biathlon im finnischen Kontiolahti, Curling in Sapporo (Frauen, Japan) und Halifax (Männer, Kanada), Eishockey in Malmö (Frauen, Schweden) sowie Prag und Ostrava (Männer, Tschechien) und und und.

Nicht zu vergessen: Die Fechter in Moskau, die Leichtathleten in Peking, die Schwimmer in Kazan (Russland) und Doha (Kurzbahn, Katar), die Handballer (nochmal Doha), die Mountainbiker in Vallnord in Andorra, Unihockey in Göteborg (Achtung: Schweizer Medaillenchancen) und Kunstturnen in Glasgow. Tja, und dann gibt es in den Savoyer Alpen in Aiguebelette-le-Lac am gleichnamigen See die Ruder-WM. Was uns in diesem Fall bei der Kurzrecherche am meisten beeindruckt: Der Teich ist mit 545 Hektaren der drittgrösste natürliche See Frankreichs und befindet sich in Privatbesitz des Energieversorgers EDF und der Familie Chambost. Privatbesitz!

Die neu erfundenen Spiele

Übrigens: Wenn man genügend Geld hat (Aserbaidschan), lässt man mit höchstem Segen (IOC) einfach neue Spiele erfinden (European Games). Steigen im Juni in Baku. 16 olympische und vier nicht-olympische Sportarten, 6000 Athleten, ein nagelneues Nationalstadion. Baku, bei zwei Anläufen zu Olympischen Spielen gescheitert, war der einzige Bewerber für diese Veranstaltung an den fernen Gestaden des Kaspischen Meeres.

Sie sagen, das sei eine Veranstaltung, die eigentlich niemand braucht? Sagen Sie das mal dem autoritären Regime der Präsidentenfamilie Alijew. Und sagen Sie das mal dem europäischen Westen, der nach der Stornierung des South-Stream-Projektes über gar manches hinwegsieht in Aserbaidschan, um mit dem staatlichen Energiekonzern Socar (genau: die Tankstelle bei Ihnen um die Ecke) im Geschäft zu bleiben.
Was das mit Sport zu tun hat? Eben!

» Die Sporttermine des Jahres 2015

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