Wie die Swiss Indoors einmal auf keinen Fall mit dem IS in Verbindung gebracht werden wollten

Warum haben die Swiss Indoors auf dem Rücken ihrer Ballkinder nach der Qualifikation zusätzlich ein kleines «t» aufgedruckt? Diese simple Frage brachte der TagesWoche die Drohung mit rechtlichen Schritten ein.

Basel, Tennis - Swiss Indoors 2014, 20.10.2014, Rafael Nadal (ESP) (Melanie Duchene/EQ Images) (Bild: EQ Images/Melanie Duchene)

Warum haben die Swiss Indoors auf dem Rücken ihrer Ballkinder nach der Qualifikation zusätzlich ein kleines «t» aufgedruckt? Diese simple Frage brachte der TagesWoche die Drohung mit rechtlichen Schritten ein.

Es hätte eine kleine Randgeschichte zu den Swiss Indoors werden sollen. Die harmlose Ausgangsfrage: Warum treten die Ballkinder während des Basler Tennisturniers in drei unterschiedlichen T-Shirts auf?

Doch aus dem vermeintlich locker-flockigen Nebenstoff wurde eine schwer verdauliche halbe Stunde im Medienbüro des Turniers. Eine Sitzung, in der der TagesWoche vom Media Consultant der Swiss Indoors rechtliche Schritte und eine künftig kompliziertere Zusammenarbeit in Aussicht gestellt wurden, sollte über den Grund des Leibchenwechsels geschrieben werden.

Wo lag das Problem? In der Qualifikation waren die Ballkinder mit dem Aufdruck «IS BACK» auf dem Rücken angetreten. Der Spruch warb für die Schweizer Modefirma «Jet Set», die seit Längerem mit diesem Claim auf ihr Comeback aufmerksam machen will.

Am Montag war da plötzlich ein kleines «t»

Am Montag, dem ersten Tag des Hauptturniers, war dem «IS» auf dem Rücken ein kleines «t» angefügt worden. Das Schriftbild legt den Schluss nahe: Da wurden bereits bedruckte T-Shirts noch auf die Schnelle mit einem zusätzlichen Buchstaben versehen.

Rückenansicht des Tirkots eines Balljungen an den Swiss Indoors Basel 2014 mit der Aufschrift «ISt BACK»

Rückenansicht des Trikots eines Balljungen an den Swiss Indoors Basel 2014 mit der Aufschrift «ISt BACK» (Bild: Melanie Duchene/EQ Images)

Bloss warum? Weil das Basler Turnier und der Tour-Organisator ATP auf keinen Fall mit der islamistischen Terror-Organisation IS (Islamischer Staat) in Verbindung gebracht werden wollten. So jedenfalls erklärte es zunächst jemand der TagesWoche, der seit über 25 Jahren im Organisationskomitee des Turniers sitzt.

Eine Aussage aus berufenem Mund also, die sich erst noch damit deckte, was schon zuvor in der St. Jakobshalle auf informellem Weg aus Reihen von Turnier-Mitarbeitern zu hören gewesen war. Bloss offiziell dazu stehen? Das wollte dann doch niemand.

Statt einer Aussage gab es Drohungen

Die Aussagen des OK-Mitarbeiters zu den Gründen für die frisch bedruckten T-Shirts wurden zurückgezogen. Dafür wurde der Journalist der TagesWoche in ein Büro beordert, um Druck auf ihn auszuüben, damit er die Geschichte fallen lasse.

Durchaus bemerkenswert an diesem Vorgehen: Der Media Consultant mit der etwas speziellen Einstellung zum Umgang mit Pressevertretern ist selbst seit Jahrzehnten Journalist und schreibt unter anderem über Tennis.

Und so ist aus einer vermeintlichen Schmunzler-Geschichte eine darüber geworden, wie die Swiss Indoors mit Journalisten umgehen, die eine simple Frage stellen.

Eine Frage, die ja nur deswegen überhaupt erst aufkam, weil die Swiss Indoors mit ihrem hastig aufgedruckten «t» selbst auf die Shirts aufmerksam gemacht hatten. Oder wäre irgendjemand ernsthaft auf die Idee gekommen, die Ballkinder an einem Basler Tennisturnier mit dem Islamischen Staat in Verbindung zu bringen?

Der Farbwechsel wird offiziell begründet

Die Ballkinder übrigens sind dann ab Dienstag in komplett neuen T-Shirts in der Halle aufgetreten. Im Rosa kamen die Leibchen nun daher und nur noch mit dem Schriftzug «Jetset» auf Brust und Rücken. Zum Grund für die Farbänderung gaben die Swiss Indoors sogar offiziell Auskunft: Ballkinder sollten laut ATP-Reglement nicht dieselbe Leibchen-Farbe tragen wie die Linienrichter. Es ist Regel 5.10 B der ATP.

Darüber, dass Media Consultants die Journalisten unter Druck setzen sollen, um eine eigentlich recht nebensächliche Geschichte zu verhindern, steht im 323 Seiten starken Regelwerk der Tennis-Organisation nichts.



Roger Federer, die obligate Pizza und die Ballkinder der Swiss Indoors in der dritten Variante ihres T-Shirts.

Roger Federer, die obligate Pizza und die Ballkinder der Swiss Indoors in der dritten Variante ihres T-Shirts. (Bild: Reuters)

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