Die Zivilisation frisst den Lebensraum vieler Wildtiere auf. Doch manche von ihnen finden mittlerweile Gefallen am urbanen Leben. Wir stellen in einer Serie die häufigen Exoten vor. Heute: den Steinmarder.
Die Wildtiere sind zurück in der Stadt. Wildbiologen haben herausgefunden, dass viele Städte einen grösseren Artenreichtum aufweisen als landwirtschaftlich genutzte Gebiete.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der äusserst seltene Wanderfalke (gemessen an Exemplaren pro Quadratkilometer) am häufigsten in New York City vorkommt? In Berlin und Hannover treiben Wildschweine mittlerweile mitten im Stadtgebiet ihr Unwesen.
Solche Zustände drohten in Basel zwar nicht, sagt laut Sandro Gröflin, Wildtierbiologe und Geschäftsführer der Basler Wildtierforschung. «Wildschweine hat es bei uns nur in den Wäldern von Riehen und Bettingen.» Basel biete grösseren Säugetieren keinen geeigneten Lebensraum, Marder dagegen sehe man heute fast so oft wie Katzen.
Der Steinmarder fühlt sich seit jeher in Siedlungsräumen wohl, worauf auch alternative Bezeichnungen wie Haus- oder Dachmarder hinweisen. Er ist ein wahrer Überlebenskünstler und in ganz Europa verbreitet. Die ersten Steinmarder tauchten in Basel Anfang der 1980er-Jahre auf und sorgten für einige erheiternde Polizeieinsätze, bei denen Beamte den Mardern mit Kleinkalibergewehren nachstellten.
Lieber Pizza- und Dönerreste als Bremsschläuche
Die unerklärliche Vorliebe der Marder für Gummi – also auch für Kabel und Bremsschläuche in Autos – erfreute zumindest die Versicherungsgesellschaften, die seit den Achtzigerjahren eine spezielle Marderschadenversicherung anbieten. Ein rentables Geschäft, denn angesichts der grossen Marderdichte in Basel, kommt es doch relativ selten zu Marderschäden. Als relativ guter (und günstiger) Schutz gegen Marderschäden wird empfohlen, ein Büschel Hundehaare in den Motorraum zu hängen.
Entgegen verbreiteter Vorurteile ist der Steinmarder nur in Ausnahmefällen ein Nesträuber. Er sucht seine Nahrung am Boden und verzehrt auch gern mal einen Pizza- oder Dönerrest.
Da er es sonst vor allem auf Mäuse und Ratten abgesehen hat, ist der unbeliebte, aber possierliche Kleinräuber eher ein Nützling als ein Schädling. Wenn er allerdings in Hühnerställe oder Taubenschläge eindringt, tötet er meist alle Tiere – obwohl er nur eines frisst. Das liegt daran, dass Marder sehr instinktgesteuert sind. Ihr Angriffsreflex wird durch die Fluchtbewegungen anderer Beutetiere solange immer wieder aktiviert, bis Ruhe herrscht. Sicheren Schutz für Geflügel und anderes Kleingetier bieten Hunde.