Wir brauchen keine Gentech-Kartoffeln auf unseren Äckern

Die grüne Nationalrätin Maya Graf wehrt sich gegen die Pläne der staatlichen Forschungsanstalt Agroscope, gentechnisch veränderte Kartoffeln anzupflanzen.

Gentech für Kartoffeln? Brauchts nicht, sagt die Baselbieter Ständerätin Maya Graf (Grüne): «Bereits heute lassen sich mit bewährten und neuen Sorten qualitativ hochwertige Kartoffeln produzieren.»

(Bild: iStock)

Die grüne Nationalrätin Maya Graf wehrt sich gegen die Pläne der staatlichen Forschungsanstalt Agroscope, gentechnisch veränderte Kartoffeln anzupflanzen.

Die staatliche landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope will diesen Frühling erstmals in der Schweiz gentechnisch veränderte Kartoffeln pflanzen. Ein entsprechendes Bewilligungsgesuch liegt zurzeit beim Bundesamt für Umwelt (Bafu).

Die Kartoffeln aus holländischen Labors sollen resistent gegen die Kraut- und Knollenfäule sein. Die dazu eingesetzte gentechnische Methode (Cisgenese) weist dieselben Risiken auf wie die herkömmliche Gentechnik, weshalb die Gentech-Pflanzen nur auf der hoch gesicherten «Protected Site» am Agroscope-Standort Reckenholz in Zürich angebaut werden dürfen. Alleine deren Betrieb kostet jährlich rund 750’000 Franken.

Die Schweiz kann sich nur mit ökologischen Qualitätsprodukten profilieren.

Weltweit werden gentechnisch veränderte Kartoffeln abgelehnt. So hat zum Beispiel McDonald’s kürzlich bekannt gegeben, dass eine neu in den USA zugelassene gentechnisch veränderte Kartoffelsorte in ihren Restaurants nichts zu suchen habe. Auch in der Schweiz herrscht weitherum Skepsis gegen Gentech-Lebensmittel.

Die Schweiz kann sich nur mit ökologischen Qualitätsprodukten profilieren. Die Schweizer Gesetzgebung verbietet den Anbau von Gentechnik-Pflanzen, somit sind auch unsere Lebens- und Futtermittel gentechfrei. Die Qualitätsstrategie und viele Labels profilieren sich  erfolgreich durch den Verzicht auf die gefährliche Technologie.

Eine zukunftsfähige Landwirtschaft und besonders der schnell wachsende Biosektor brauchen eine nachhaltige, standortgerechte Pflanzenzucht. Das knappe staatliche Agrarforschungsgeld sollte darum nicht für zweifelhafte Gentech-Freisetzungsversuche eingesetzt werden. Gesucht sind stattdessen Ansätze, die bei der Optimierung der Anbausysteme und der Selektion widerstandsfähiger Sorten ansetzen.

Die Niederlande erzielen bemerkenswerte Erfolge – auch ohne Gentechnik.

Bereits heute lassen sich mit bewährten und neuen Sorten qualitativ hochwertige Kartoffeln produzieren. Das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (Fibl) empfiehlt mehrere Kartoffel-Arten, die sich in Sortenversuchen als wenig anfällig für die Kraut- und Knollenfäule gezeigt haben.

Die Niederlande, führend bei der Kartoffelzucht, erzielen bemerkenswerte Erfolge mit neuen Züchtungstechniken – ohne Gentechnik. Stattdessen arbeitet die staatliche Forschung eng mit züchterisch begabten Landwirten zusammen.

Gentechnik wird von wenigen Saatgut-Unternehmen verwendet, um die immergleichen Allerweltssorten aufzupeppen.

Gentechnik aber wird von wenigen Saatgut- und Chemie-Unternehmen verwendet, um die immergleichen Allerweltssorten mit einzelnen Genen ein bisschen aufzupeppen. Im Gegensatz dazu erzeugt die kooperative niederländische Methode mit vielen kleinen Züchtern ständig neue Vielfalt und damit auch eine sichere Basis für die Zukunft.

Die 750’000 Franken für den Schutz des Hochsicherheitsfelds im Reckenholz könnten besser ausgegeben werden. Der Bundesrat könnte diese Summe beispielsweise in Saatgutzüchtungen investieren, also auf konventionellem Weg ganz neue Sorten entwickeln.

Was ist effizienter, kundennäher und nachhaltiger? Bestimmt nicht Gentech-Kartoffeln auf unseren Äckern.

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