Die Evangelisch-reformierte und die Römisch-Katholische Landeskirche verlieren Mitglieder und damit auch Steuereinnahmen. Als Folge davon müssen sie unter anderem beim Religionsunterricht an den staatlichen Primarschulen den Sparhebel ansetzen.
Der Mitgliederbestand der beiden christlichen Landeskirchen sinkt in dramatischem Ausmass. In Basel sind besonders viele Austritte zu verzeichnen: Die Zahl der Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirche ging von 2005 bis 2016 von 36’800 auf 27’800 zurück. Bei der Römisch-Katholischen Kirche sank die Mitgliederzahl im selben Zeitraum von 32’700 auf rund 27’000.
Das hat finanzielle Folgen. Die Evangelisch-reformierte Kirche verbuchte 2016 beispielsweise noch 17 Millionen Franken an Steuereinnahmen, das sind über 3 Millionen Franken weniger als 2012. Im Perspektivenpapier 2015–2025 rechnet die Kirche damit, dass in zehn Jahren lediglich noch 12 Millionen Franken zur Verfügung stehen werden. Die Römisch-Katholische Kirche rechnet mit einem Rückgang der Steuereinnahmen von heute 11 auf 10 Millionen Franken im Jahr 2020.
Sparen beim Religionsunterricht
Die Kirchen müssen also neue Geldquellen generieren und vor allem sparen. Und das an allen Ecken und Enden, von den Pfarreien über karitative Einrichtungen bis zum Religionsunterricht an den Basler Primarschulen. Dieser wird traditionellerweise in vollem Umfang von den Kirchen getragen und entsprechend auch finanziert. Die reformierte Kirche zahlt an den von beiden Landeskirchen gemeinsam getragenen ökumenischen Unterricht rund 3 Millionen, die katholische rund 1,5 Millionen Franken.
Diese Beiträge werden aber drastisch sinken. Im Perspektivenpapier der Evangelisch-reformierten Kirche ist für das Jahr 2025 noch ein Betrag von 1,8 Millionen Franken eingesetzt.
«Langfristig werden wir den Religionsunterricht, wie wir ihn heute anbieten, nicht halten können», sagt Christian Griss, Präsident des römisch-katholischen Kirchenrats. Pfarrer Richard Atwood, Rektor für den Religionsunterricht der Evangelisch-reformierten Kirche weiss, dass in Zukunft deutlich weniger Geld zur Verfügung stehen wird: «Wir sind zusammen mit der Römisch-Katholischen Kirche daran, Sparmassnahmen zu erarbeiten», sagt er. Konkretere Angaben kann er aber noch keine machen.
Unterricht ist nach wie vor beliebt
Eine Option ist laut Atwood die Erschliessung neuer Finanzierungsquellen. Den Kanton Basel-Stadt haben die Kirchen aber nicht im Visier. Im Schulgesetz ist vermerkt, dass der Religionsunterricht in den Schulen klar «Sache der religiösen Gemeinschaften» ist. Der Lehrplan 21 bietet als Alternative dazu Unterrichtsstunden zum Thema Ethik an.
Obwohl die Landeskirchen laufend Mitglieder verlieren, ist der Religionsunterricht an den Schulen nach wie vor beliebt: Über 70 Prozent aller Primarschülerinnen und -schüler besuchen den Unterricht, der von rund 90 katholischen und reformierten Lehrpersonen erteilt wird. «Diese Zahl ist seit sehr vielen Jahren konstant, obschon der Anteil der Kirchenmitglieder an der Kantonsbevölkerung mittlerweile bei 30 Prozent angelangt ist», sagt Atwood.