Unlängst hat die Universität eine neue Strategie vorgestellt. Im Namen der Wirtschaft übt die Handelskammer nun Kritik daran. Man sei zu wenig berücksichtigt worden.
Die Wirtschaft fühlt sich von der kürzlich vorgestellten Strategie der Universität Basel zu wenig berücksichtigt. Diese Kritik findet sich in der aktuellsten Ausgabe der Verbandszeitschrift «Info» der Handelskammer beider Basel (HKBB). Unter dem Titel «Strategie Uni Basel berücksichtig Wirtschaft zu wenig» wirft die HKBB den Autoren der Strategie namentlich vor, die Uni würde die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nicht als strategisches Ziel betrachten. Zudem kämen die Bedürfnisse der Arbeitswelt im Grundstudium ebenfalls zu kurz.
Eine Nachfrage bei Martina Hilker, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit der HKBB, hilft, die reichlich abstrakten Vorwürfe zu konkretisieren: «In der Strategie ist die Wirtschaft nicht als Anspruchsgruppe definiert, das stört uns». Hilker spielt damit auf die in der Einführung der Strategie aufgeführten «Leserkreise» an, wie die Uni die Adressaten ihres Papieres bezeichnet. Die drei angesprochenen «Leserkreise» sind die Politik, die akademische Gemeinschaft sowie die Bürger.
«Die Ausstrahlung einer Hochschule geht über die Wirtschaft hinaus»
Antonio Loprieno, Rektor der Uni Basel, weist diesen Vorwurf entschieden zurück. «Die Wirtschaft kann nicht ein primärer Adressat einer Universitätsstrategie sein», eine universitäre Hochschule habe eine viel grössere Ausstrahlung, die über die Wirtschaft hinausreiche. Er, und mit ihm die Autoren der Strategie, begreife die Universität als einen Teil der Gesellschaft und diese wiederum umfasse auch die Wirtschaft.
Weiter kritisiere die HKBB, sagt Hilker, den fehlenden Praxisbezug in der Grundausbildung. «Beispielsweise bei den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften hätten wir viel beizutragen». Die Universität würde bei der Strategie einseitig Gewicht legen auf Life Sciences und Nanowissenschaften. «Den Bedürfnissen der Arbeitswelt wird noch viel zu wenig Rechnung getragen», sagt Hilker.
Handelskammer konnte sich in die Strategie einbringen
Praxisnähe sieht Rektor Loprieno nicht als primäre Aufgabe einer Universität. «An einer Uni wird die akademische Elite ausgebildet, den engen Praxisbezug bieten hingegen die Fachhochschulen». Ebensowenig will Loprieno den Vorwurf der Einseitigkeit gelten lassen, in den beiden Schwerpunkten «Nachhaltigkeits- und Energieforschung» sowie «European and Global Studies» seien ebenfalls Bedürfnisse der Wirtschaft verwirklicht worden. Zudem sei er über die Kritik der HKBB einigermassen erstaunt, sagt Loprieno, «schliesslich haben wir die Handelskammer beim Ausarbeiten der Strategie regelmässig informiert und ihre Vorschläge auch einfliessen lassen».