Wo bleibt die Sonne?

Der Schein trügt nicht: Seit Anfang Jahr zeigt sich die Sonne auf der Alpennordseite so selten wie seit 1970 nicht mehr. Das fällt darum besonders auf, weil die Vergleichsperiode Januar bis April in den Vorjahren überdurchschnittlich sonnig war.

Dieses Jahr brillierte die Sonne bisher mit Abwesenheit. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Der Schein trügt nicht: Seit Anfang Jahr zeigt sich die Sonne auf der Alpennordseite so selten wie seit 1970 nicht mehr. Das fällt darum besonders auf, weil die Vergleichsperiode Januar bis April in den Vorjahren überdurchschnittlich sonnig war.

«Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur.» Wer den alten Sinnspruch beherzigt, hatte im laufenden Jahr wenig zu zählen. Diesen Eindruck haben nicht nur Sonnenanbeter, die sich über die besonders oft verregneten Wochenenden und Feiertage grämen, oder die Besitzerinnen von Solarstrom-Anlagen. Eine Analyse über die Monate Januar bis April, die der Klimaexperte Stephan Bader von Meteo Schweiz erstellte, bestätigt diesen Befund.

Sonnenarme Alpennordseite

Vor allem auf der Alpennordseite erreichte die Sonnenschein-Dauer 2013 teilweise Minusrekorde. Nachfolgend die herausragenden Resultate für die Periode Januar bis April im Detail:

  • In Basel schien die Sonne vom 1. Januar bis 30. April während 257 Stunden. Das ist der tiefste Wert seit Messbeginn im Jahr 1959. Die Sonnendauer erreichte in Basel damit nur 60 Prozent des langjährigen Durchschnittswerts.
  • In St. Gallen und Zürich, den relevanten Messstellen für das östliche Mittelland, wurden mit 261 respektive 278 Sonnenstunden die zweittiefsten Werte gemessen (je etwa zwei Drittel des langjährigen Durchschnitts). Weniger oft schien die Sonne in diesen Städten einzig in der Vergleichsperiode des Jahres 1970.
  • In der Zentralschweiz, repräsentiert durch die Messstelle Luzern, blieb die Sonnenscheindauer auf dem tiefsten Wert seit 30 Jahren; Noch weniger Sonne in den Monaten Januar bis April gab es dort ebenfalls 1970 sowie in den Jahren 1964, 1978 und 1979.  
  • Etwas sonniger, aber ebenfalls unterdurchschnittlich, war es in der Westschweiz, in den Alpen und auf der Alpensüdseite. In Bern und Genf zum Beispiel erreichte die Sonnenscheindauer von Januar bis April 76 Prozent des langjährigen Durchschnittswertes, in Engelberg 82, in Lugano 85 und in Samedan im Oberengadin 94 Prozent.

Auch der laufende Monat Mai war bisher etwas sonnenärmer als gewohnt: Bis zur Monatshälfte, so registrierte Meteo Schweiz,  erreichte die Sonnenschein-Dauer auf der Alpennordseite und in Graubünden 30 bis 40 Prozent des Durchschnitts des ganzen Monats, im Wallis und auf der Alpensüdseite 40 bis 50 Prozent. Dieses kleine Minus lasse sich mit einigen überdurchschnittlich sonnigen Tagen in der zweiten Maihälfte kompensieren, erklärt Stephan Bader. Denn vielleicht erhört Petrus, was Wolfgang Roloff alias «Ronny» weiland sang: «Lass‘ die Sonne wieder scheinen, lass‘ die Wolken weiterziehn

Kontrast zu den Vorjahren

Die sonnenarmen Monate des laufenden Jahres schlagen vielen Leuten speziell aufs Gemüt, weil in den Vorjahren die Vergleichsperioden überdurchschnittlich sonnig waren. Das gilt für die Jahre 2011, 2012 und am deutlichsten fürs Jahr 2007. Denn in den ersten vier Monaten 2007 erreichte die Sonnenscheindauer in fast allen Regionen der Schweiz die höchsten Werte seit Messbeginn. Konkret: Vom Januar bis April 2007 schien die Sonne in Basel 2,4 Mal so lang, in St. Gallen, Zürich, Luzern 2,2 Mal und in Bern immerhin noch doppelt so lange wie in der Vergleichsperiode 2013. Trost in diesen trüben Tagen spendet mit «Heintje» ein weiterer Schlagersänger: «Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen. Es muss auch ab und zu der Himmel weinen

Quelle: Meteoschweiz (Bild: Meteo Schweiz)

 

 

Quellen

MeteoSchweiz

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