Ostern ist Eierzeit: Im Vorfeld der Festtage werden doppelt so viele Eier verkauft wie im Jahresdurchschnitt. Aber wo kommen all diese Eier überhaupt her?
Die Frage ob zuerst das Huhn oder das Ei dagewesen ist, können auch wir nicht beantworten. Doch woher kommt eigentlich der österliche Eierkult – und wo kommen plötzlich die vielen Eier her? So einfach wie die Frage ist die Antwort nicht.
Das Verbot, während der Fastenzeit Eier zu verspeisen, führte früher dazu, dass es zur Osterzeit einen Eierüberschuss gab, der abgebaut werden musste. Auf der anderen Seite eignete sich das Ei als Sinnbild für entstehendes Leben ausgezeichnet zum Osterfesttag, der ja der Auferstehung Christi gilt.
Heutzutage reicht die Fastendisziplin aber bei Weitem nicht mehr aus, die Eierberge anwachsen zu lassen. Dennoch werden wir jedes Jahr pünktlich zu Frühlingsbeginn mit Eiern regelrecht überschwemmt.
Eier, Eier, überall Eier
Wochenlang mussten wir uns in den Supermärkten an bunten Eiertürmen vorbeischlängeln. Auf den Tischen in den Quartierbeizen stehen noch immer Plastik-Eierhalter mitsamt Aromat-Streuern. Zum Bier werden rote, gelbe und grüne Eier «getütscht». Und im Osterstau auf der Autofahrt in den Süden wurden die Mäuler der quengelnden Kinder mit den Eiern gestopft, die sie wenige Tage zuvor im Kindergarten noch liebevoll bepinselt hatten. An Ostern selbst erreichte der Eiersegen dann mit dem Eiersuchen, den Eierläufen oder den Eierwurf-Wettbewerben seinen Höhepunkt.
Ostern bringt den Eiermarkt in Schwung. Das freut die Eierproduzenten. Aber wie schaffen sie es, den sprunghaften Nachfrageanstieg zur Osterzeit zu bewältigen? Das Huhn lässt sich in der Osterzeit nicht aus seinem Alltagstrott bringen. «Ich lege jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei», dieser berühmte Schlagertext trifft auf den absatzschwachen August ebenso zu wie auf die Ostermonate März oder April.
Was früher die Fastenzeit bewirkte, wird heute unter anderem durch die Marktgewohnheiten geregelt. Nach dem weihnachtlichen Gutzirausch bleiben auch die Eier im Januar und Februar im Regal. Lebensmittelhygienisch kein Problem: Hart gekochte Eier lassen sich bedenkenlos einige Zeit lagern.
Legehühner in Doppelschicht
Der Produktionsüberschuss allein reicht aber nicht aus, die hohe Nachfrage zu decken. Es müssen also zwischenzeitlich zusätzliche Hühner her. Der Trick dabei ist ebenso banal wie brutal: Theoretisch können Hühner bis zehn Jahre alt werden. Legehennen haben aber das Pech, dass ihre Legeleistung bereits im zweiten Lebensjahr deutlich abnimmt, was ihre Lebenserwartung drastisch verkürzt. Die Eierproduzenten behalten ihre Legehennen nur 15 bis 16 Monate; dann landen sie als Suppenhühner in den Regalen, als Katzenfutter in Büchsen oder werden vergast und durch neue Hühner ersetzt.
Der tödliche Schichtwechsel oder die «Neueinstallung», wie es im Fachjargon heisst, wird jeweils zu Jahresbeginn vorgenommen. Die Legehühner werden aber nicht von einem Tag auf den andern ausgewechselt. Kurzfristig kommt es also zur Doppel-Legeschicht: Neue, hochproduktive Junghühner sorgen für die nötige Effizienz, während die Althühner noch ihre Gnadeneier hinterlassen. Oder wie Wilhelm Busch in «Max und Moritz» so trefflich geschrieben hat: «Jedes legt noch schnell ein Ei, und dann kommt der Tod herbei.»