Wo kommen die Frauen zu kurz, wo geht es den Männern schlechter? Neun Beispiele

Am internationalen Frauentag redet alle Welt über die Gleichberechtigung. Verdienen Frauen gleichviel wie Männer? Leisten sie gleichviel Hausarbeit? Wir haben noch nach anderen Beispielen gesucht – auch nach solchen, in denen die Männer das Nachsehen haben.

Damit Frau nicht nach Schweiss stinkt, zahlt sie für ein Deo bis zu doppelt soviel wie ein Mann – wieso, weiss eigentlich keiner.

(Bild: Nils Fisch)

Am internationalen Frauentag redet alle Welt über die Gleichberechtigung. Verdienen Frauen gleichviel wie Männer? Leisten sie gleichviel Hausarbeit? Wir haben noch nach anderen Beispielen gesucht – auch nach solchen, in denen die Männer das Nachsehen haben.

Der 8. März ist eine gute Gelegenheit, wieder einmal zu überprüfen, ob Männlein und Weiblein in der Schweiz gleichberechtigt sind. Denn diese Frage gibt immer wieder gerne Anlass für Streit zwischen linken und bürgerlichen Politikerinnen, wie es sich beispielsweise an der Diskussion um die Basler Frauenquote in staatsnahen Verwaltungsräten oder den Debatten über Sexismus und Feminismus beobachten lässt.

Nun sitzt die normale Füdlibürgerin in Basel ja nicht unbedingt in einem Verwaltungsrat und fühlt sich vielleicht vom Feminismus nicht betroffen. Deshalb wollten wir einmal wissen, wie es eigentlich im ganz normalen Lebensalltag aussieht: Wo haben es Frauen schlechter als Männer – und wo sind im Gegenteil Männer das arme Geschlecht? Neun Beispiele. 

1) Körperpflege: Frauen zahlen mehr für die Hygiene

Frau und Mann benutzen täglich ein Deo oder rasieren diverse Körperstellen. Frauen zahlen aber fast doppelt so viel dafür, wie eine Einkaufsrunde in Grossverteilern in Basel zeigt. Die Hersteller Procter & Gamble begründen die Preisunterschiede gegenüber der TagesWoche mit Werbeaktionen: Bei den Männer-Gelen würden mehr Aktionen durchgeführt, was den Durchschnittspreis senke. Ausserdem gäbe es deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den von der TagesWoche aufgeführten Rasierprodukten für Damen und Herren.



Glattrasierte Beine kosten: 18 Prozent teurer sind Einwegrasierer für die Frau.

Glattrasierte Beine kosten: 18 Prozent teurer sind Einwegrasierer für die Frau. (Bild: Nils Fisch)

2) Coiffeur: Frauenhaar ist teurer

Ja, Frauen haben häufig lange Haare und färben sie noch obendrein. Doch auch wenn sie kurze Haare haben und den gleichen Service beanspruchen wie Männer, zahlen sie bis zu 50 Prozent mehr dafür, das zeigen die Preislisten von Basler Coiffeuren.



Egal, ob kurz oder lang, die Frau zahlt bis zu 50 Prozent mehr als der Mann.

Egal, ob kurz oder lang, die Frau zahlt bis zu 50 Prozent mehr als der Mann. (Bild: Nils Fisch)

3) Autoversicherungen: Männer zahlen mehr

Aha! Es gibt sie also, die Fälle, in denen Männer das Nachsehen haben. Zum Beispiel bei Autoversicherungen, da zahlt ein 32-jähriger Volvo-Fahrer mehr als eine gleichaltrige Volvo-Lenkerin, auch wenn es sich meistens nur um Zehn-Franken-Beträge handelt, das zeigt ein Preisvergleich bei Comparis. Laut dem Schweizerischen Versicherungsverband sind die ungleichen Prämien gerecht, genauer gesagt «risikogerecht». Männer hätten laut Statistik mehr Schäden. Deshalb würden sie im Schnitt auch mehr Leistung beziehen. Um die unfallfrei fahrenden Männer und die Frauen mit mehr Autoschäden zu berücksichtigen, gäbe es ein Bonus-Malus-System.



Die Unterschiede sind klein, aber doch da: Autoversicherungen kosten Männer mehr – weil sie mehr Unfälle machen.

Die Unterschiede sind klein, aber doch da: Autoversicherungen kosten Männer mehr – weil sie mehr Unfälle machen. (Bild: Nils Fisch)

4) Spitalversicherungen: Frauen büssen für ihre Gebärmutter

Frauen haben gleich doppelt Pech: Nicht nur kämpfen sie monatlich mit der Menstruation und erleiden Geburtswehen, nein, sie müssen dafür auch noch in die Tasche greifen – selbst wenn sie nie Kinder kriegen. Eine 40-jährige Baslerin, die im Spital gerne im Einzelzimmer schläft und dafür eine Zusatzversicherung abschliessen würde, zahlt dafür bis zu 70 Prozent mehr als ein gleichaltriger Basler. Laut dem Schweizerischen Versicherungsverband sind auch diese Prämien «risikogerecht gestaltet», da Frauen durchschnittlich mehr Leistungen beziehen als Männer. Frauen, die nicht mehr im «gebärfähigen Alter» seien, würden oft weniger zahlen als Männer.



Frauen können Kinder kriegen, tun es aber nicht immer. Zahlen tun sie trotzdem dafür.

Frauen können Kinder kriegen, tun es aber nicht immer. Zahlen tun sie trotzdem dafür. (Bild: Nils Fisch)

5) Löhne: Frauen verdienen weniger

Diese Zahlen sind hinlänglich bekannt: Frauen verdienen in der Schweizer Privatwirtschaft deutlich weniger als Männer. Der standardisierte monatliche Bruttolohn der Frauen im Jahr 2014 betrug 5548 Franken, jener der Männer 6536 Franken. Dies entspricht einer Lohndifferenz von 15,1 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik ausgerechnet hat. Und nein, das hat nicht immer mit Ausbildung oder Erfahrung oder dem Kinderhüten zu tun – bei vier von zehn Frauen gibt es keine objektive Erklärung für diesen Unterschied. Wer den Verdacht hat, sie verdiene zu wenig, kann sich übrigens von 8. bis 13. März im Lohnmobil der Fachstelle für Gleichstellung Baselland beraten lassen.

6) Chefsessel: Frauen werden weniger befördert

Und wenn wir schon beim Beruf sind: In den Chefetagen haben Frauen in der Schweiz kaum aufgeholt. Nur 16 von 100 Frauen haben eine Vorgesetztenfunktion, bei den Männern sind es 25 von 100, wie das Bundesamt für Statistik zeigt (unter berufliche Stellung (Diagramm)). Noch grösser ist der Unterschied an der Spitze der Unternehmen: 8,6 Prozent der Männer, doch nur 4,3 Prozent der Angstellten leiten ein Unternehmen.

7) Lebenserwartung: Männer sterben früher

Der Tod kommt für Männer schneller. Sie leben durchschnittlich 4,2 Jahre weniger lang als Frauen. Die gute Nachricht bei diesem traurigen Thema: Der Unterschied zwischen den Geschlechtern verringert sich, wie die Zahlen für die Schweiz zeigen. 

8) Hausarbeit: Frauen putzen

Wer putzt die Bremsspuren im WC weg, wer entfernt die Haare aus dem Lavabo, wer schrubbt die Badewanne, den Herd, wer wäscht und bügelt die Hemden? In drei Vierteln aller Paarhaushalte mit Kindern in der Schweiz sind es immer noch die Frauen. Doch die Männer holen auf, wie das Bundesamt für Statistik zeigt. 

9) Militär: Männer zahlen doppelt

Keine Angst, wir bringen es noch, das Beispiel, auf das viele bestimmt schon gewartet haben: das gute alte Militär. Auch hier herrscht in der Schweiz keine Gleichheit zwischen Männlein und Weiblein: «Jeder Schweizer ist militärdienstpflichtig», heisst es im Militärgesetz. Und wenn der Mann sich drückt, wird er bestraft, in Form eines Wehrpflichtersatzes. Drei Prozent des Einkommens muss der Dienstverweigerer abgeben, so steht es im Wehrpflichtersatzgesetz. Die Schweizerin muss dagegen gar nichts, aber sie «kann sich freiwillig zum Militärdienst anmelden».

>> Fazit: In drei Beispielen kommen Männer zu kurz, in sechs Fällen kommen die Frauen an die Kasse. Doch die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – haben Sie weitere Beispiele?

Nächster Artikel