Im vergangenen Jahr entstanden in Basel nur 370 statt der geplanten 500 Wohnungen – weil die Architekten vor allem auf Grösse setzten. So lässt sich die Wohnungsnot nicht bekämpfen.
Im äusseren St. Johann, zwischen Volta- und Vogesenplatz, entstand in den vergangenen zehn Jahren ein neuer Quartierteil. «Pro Volta» war eines der grössten Aufwertungsprojekte, die Basel je erlebt hat. Der Basler Stadtplaner Fritz Schumacher sprach von «einem neuen Stadtzentrum».
Mit dem Bau der Nordtangente verschwand die Autobahn unter die Erde und erlöste das Quartier vom Durchgangsverkehr. Die Stadt liess ganze Häuserzeilen abreissen und verkaufte den Boden an private Investoren.
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Verdichtung bleibt auf der Strecke
Anstelle von günstigen und kleinräumigen Wohnungen entstanden innerhalb weniger Jahre moderne Überbauungen mit Wohnraum im oberen Preissegment. Die vielgeforderte städtische Verdichtung blieb jedoch auf der Stecke und die Einwohnerzahl ging zurück: Vor Beginn der Bauarbeiten lebten 2300 Menschen zwischen Volta- und Vogesenplatz. Heute, nachdem fast alle Wohnungen vermietet wurden, sind es noch 2000.
Das Gebiet Pro Volta ist dabei kein Einzelfall. Die Wohnungen in Basel werden immer grösser. In den letzten sechs Jahren gebaute Wohnungen waren im Schnitt 99 Quadratmeter gross – das sind 18 Quadratmeter mehr als im städtischen Durchschnitt.
Von Quartier zu Quartier variiert die Grösse der Wohnungen deutlich, wie diese Grafik zeigt.
Insgesamt entstanden letztes Jahr in Basel-Stadt 370 neue Wohnungen. Sein Ziel hat der Kanton damit verpasst. Um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten, wären mindestens 500 nötig gewesen.
Die Schlussfolgerung ist einfach: Hätten die Investoren etwas kleiner gebaut, gäbe es mehr Wohnungen und die Leerstandsquote wäre voraussichtlich weniger tief.
«Die Schwächsten trifft es am stärksten»
Patrizia Bernasconi, Grossrätin des Grünen Bündnisses und Geschäftsleiterin des Basler Mieterinnen- und Mieterverbands spricht von einem «riesigen Widerspruch». Wolle man Platz für mehr Menschen schaffen gebe es nur eins, «kleiner bauen». Doch für private Investoren seien grosszügige Wohnungen meist lukrativer.
Aus Sicht von Bernasconi liegt die Verantwortung deshalb beim Kanton. «Wenn die Behörden das Wohnraumproblem ernst nehmen, dann müssen sie mehr Einfluss nehmen». Denn wenn die Entwicklung anhält und Wohnraum weiterhin so knapp bleibe, treffe das die Schwächsten. «Kleinverdiener oder Arbeitslose, die bereits in der Vergangenheit Mühe hatten eine Wohnung zu finden.» Mögliche Massnahmen seien Baurechtsvergaben und Bebauungspläne, die mit klaren Vorgaben verknüpft seien.