Zirkus Royal lockt Publikum mit Tigern

Der Zirkus Royal wirbt mit dem Slogan: «Im Auge des Tigers» – und irritiert damit den Tierschutz. Dieser hatte im letzten Zirkusbericht lobend erwähnt, dass beim Zirkus Royal keine Tiger mehr auftreten. Das Veterinäramt gab grünes Licht für die Show.

Diesen Flyer bekamen in den vergangenen Tagen etliche Basler «persönlich» zugestellt. (Bild: Martina Rutschmann)

Der Zirkus Royal wirbt mit dem Slogan: «Im Auge des Tigers» – und irritiert damit den Tierschutz. Dieser hatte im letzten Zirkusbericht lobend erwähnt, dass beim Zirkus Royal keine Tiger mehr auftreten. Das Veterinäramt gab grünes Licht für die Show.

Welche eine Freude! Endlich wieder einmal ein echter Brief in mitten all dieser Rechnungen und anderen Unannehmlichkeiten. Das werden in den vergangenen Tagen etliche Basler gedacht haben, als sie das «persönliche» Couvert aus dem Briefkasten gezogen haben. Und siehe da: Aus einem pinkfarbenen Flyer mit der Aufschrift «Im Auge des Tigers» purzelten Fünf-Franken-Gutscheine und eine Freikarte für den Zirkus Royal, der vom Freitag, 27. April, an für knapp zwei Wochen auf der Kleinbasler Rosentalanlage gastiert. Und hofft, mit Gutscheinen und Tiger-Werbung («fünf prächtige Königstiger») viel Publikum ins Zelt locken zu können.

Das Brisante an der Werbung für die neue Show: Der Zirkus Royal wird lobend im letzten Zirkus-Bericht des Schweizerischen Tierschutzes STS erwähnt. «Dieses Jahr wurde auf die umstrittenen Tigernummern verzichtet», heisst es im Bericht von 2011. Doch was im vergangenen Jahr war, hat nichts mit der neuen Saison zu tun: «Wir haben jedes Jahr ein neues Programm, vergangene Saison traten keine Tiger auf – jetzt haben wir wieder welche», sagt Martina Cirko vom Zirkus Royal. Mit der «Tigerlady» Carmen Zander habe der Zirkus eine besondere Artistin engagieren können.

Grünes Licht vom Veterinäramt

Die wenigsten Zirkus-Unternehmer besitzen eigene Tiere. Sie engagieren Artisten und diese bringen ihre Kamele, Lamas, Pferde – oder eben Tiger mit. Das zuständige Veterinäramt hat zu entscheiden, ob die im Tierschutzgesetz vorgegebenen Vorschriften eingehalten werden. Im Falle der Tiger hat der Thurgauer Kantonstierarzt Paul Witzig entschieden: «Ja, die Vorschriften werden eingehalten.» Im Kanton Thurgau hat der Zirkus sein Winterquartier und die Tiger sind von Deutschland her dorthin eingereist.

Es sei den Veterinärämtern der Gastkantone selber überlassen, vor Ort selber nochmals zu überprüfen, ob die Tiere auch dort gehalten werden, wie es das Gesetz vorschreibt. Walter Zeller vom Basler Veterinäramt sagt: «Wir werden am Freitag vor der Premiere schauen, ob auch in Basel sämtliche Auflagen eingehalten werden.» Die Kopie der Thurgauer Bewilligung diene als Basis.

Rote Karte vom Tierschutz

Auf dem pinkfarbenen Flyer wirbt der Zirkus Royal damit, seine Tiere artgerecht zu halten. «Unseren Tieren geht es gut», steht da in gelber Schrift. Und das Publikum wird aufgefordert, bei «sogenannten Tierschutzorganisationen, die unsere Heimat zerstören wollen», zu intervenieren. Aus diesen Zeilen wird ersichtlich, was sozusagen Tradition hat: Zwischen Zirkus-Veranstaltern und Tierschützern liegt ein tiefer Graben. Der Schweizer Tierschutz STS weist immer wieder darauf hin, dass gewisse Wildtiere wie Tiger, Löwen oder Schimpansen aus seiner Sicht nichts zu suchen haben in einem Zirkus. 

Entsprechend irritiert war die zuständige STS-Mitarbeiterin Sara Wehrli, als sie erfuhr, dass Royal wieder Tiger zeigt. «Es war eine negative Überraschung», sagt sie. Etwas dagegen unternehmen könne sie allerdings nicht, solange die Tiger legal gehalten würden. «Legal heisst aber noch lange nicht, dass es auch artgerecht ist.» Sara Wehrli ist in diesen Tagen dabei, den Zirkusbericht für das laufende Jahr zu verfassen. Was genau sie schreiben wird, verrät sie nicht. Nur das: «Die Tigerhaltung wird im Bericht kritisiert.»

Quellen

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