Genug von Razzien und Rambazamba: Sacha Roche schliesst das Kleinbasler Lokal «Podium» und sucht nun ruhigere Gefilde für Basels Nachtschwärmer.
Wegen des Lokals «Podium» muss die Polizei nicht mehr an die Amerbachstrasse ausrücken. Der letzte Hafen für viele Kleinbasler Nachtschwärmer ist geschlossen. «Soll es nicht sein, so soll es nicht sein», beschreibt Betreiber Sacha Roche seine Gemütslage und sortiert weiter Nützliches aus dem Strandgut.
Pingpong-Tisch und Töggelikasten, die Herzstücke des Spielkellers für Spätsportler, wurden als Erstes evakuiert. Nun türmen sich vor allem Müllsäcke. In den zwei Jahren Betrieb wurde einiges angeschwemmt, auch an Geschichten von Besuchern.
Zu den Stammgästen gehörte zeitweise auch die Polizei. Immer wieder wollte sie Roche einer Straftat überführen. Vergangenen Sommer etwa fanden gleich zwei Razzien innerhalb von zwei Monaten statt.
Ärger ohne Ende
Die Polizei sah im «Podium» einen kommerziellen Betrieb, während Roche sich als privaten Club profilieren wollte. Er wusste, dass er in einer Grauzone agierte, hatte er doch davor mit dem «Freiraum», dem «Zwischenlager» oder dem «Archiv» immer wieder Zwischennutzungen gefunden, die nicht in der offiziellen Stadtplanung verzeichnet waren. Roche findet: «Eine Stadt braucht Nischen für subversive Kultur. Diese Grenzbereiche auszuloten, ist nicht illegal.»
Zu einer offiziellen Strafanzeige wegen des «Podiums» kam es gemäss Roche nie. Nach der letzten Razzia Ende Januar hatte Roche dennoch genug der Scherereien. «An die 20 Polizisten kamen gleich zur Türöffnung, wollten mir aber keinen Grund nennen», sagt er.
Als Roche am Tag danach auf dem Posten nachfragte, wurde er auch nicht schlauer. «Gemäss Auskunft der Polizei war der Einsatz gar nicht verzeichnet.» (Die Polizei bestätigte den Einsatz auf Anfrage der TagesWoche. Sie konnte aber keine Gründe nennen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.)
Dem Lachen zum Trotz: Abgeschlossen ist die Sache für Roche noch nicht. «Ist hier fertig geputzt, will ich Klarheit bei den Behörden schaffen.» Gegebenenfalls wolle er die Polizei für ihr Vorgehen belangen, um damit womöglich bessere Voraussetzungen für künftige Projekte dieser Art zu schaffen.
Neues Projekt geplant
Denn klar hat die gewiefte Nischennase schon eine neue Möglichkeit aufgespürt. Deutlich kleiner zwar, doch mit genug Platz für Pingpong-Tisch und Töggelikasten. «Eigentlich suche ich ja nur einen unkommerziellen Ort, wo man sich auch zu später Stunde gesellig zu Spiel, Spass und Kultur treffen kann.» Ein Jugendhaus für Erwachsene sozusagen.
Konkretes zu seinem jüngsten Projekt will Roche noch nicht öffentlich machen. Bis er aufgeräumt hat. Was aber bereits klar ist: Bevor er an einem neuen Ort offiziell loslegt, wird er sich um die nötigen Bewilligungen kümmern: «Ich habe Bock auf etwas ruhigere Gewässer. Meinen Anteil an Rebellion für die Subkultur dieser Stadt habe ich glaub geleistet. Zumindest vorerst.»