Auf uneingeschränkte Zustimmung stiessen die Pläne der SBB zum Umbau des Bahnhofseingangs Süd im Gundeldinger Quartier noch nie. Nun hat der Neutrale Quartierverein Gundeldingen Einspruch gegen das Bauvorhaben eingelegt. Weil sich die Quartierbevölkerung bei der Planung zu wenig vertreten fühlt.
Im September 2014 präsentierte die SBB in Zusammenarbeit mit den Basler Behörden ihre Umbaupläne für den Bahnhof SBB und die Neugestaltung des Meret Oppenheim-Platzes im Gundeldinger Quartier. Neben dem Bau des Meret Oppenheim-Hochhauses, das bis 2019 fertiggestellt sein soll, soll bis 2023 auch die «Personenunterführung West» als Verbindung zwischen Güter- und Centralbahnstrasse realisiert werden. Bauherr für die in den nächsten sieben Jahren geplante Umgestaltung sind die SBB.
Auf uneingeschränkte Gegenliebe stiessen diese Pläne bei der Quartierbevölkerung schon damals nicht. Bereits bei der Präsentation tauchten verschiedene Kritikpunkte an der Planung der SBB auf. Nun hat der Neutrale Quartierverein Gundeldingen Einspruch gegen das Bauvorhaben eingelegt. Die Beschwerden richten sich nicht gegen das Bauvorhaben an sich, wie der Verein betont.
Quartier will Mitsprache erzwingen
Er nutze das Mittel der Einsprache, um die Mitwirkung der Quartierbevölkerung zu forcieren, was auf anderen Wegen bisher nicht möglich sei. Die Mitwirkung sei trotz grossen öffentlichen Interesses bisher «inexistent» gewesen, stellt der NQV in einer Medienmitteilung fest.
Das Gelände rund um den Meret Oppenheim-Platz mitsamt des rückwärtigen Bahnhofseingangs sei ein zentraler öffentlicher Punkt im Quartier. Ein neuralgischer Punkt für das Gundeldinger Quartier ist die SBB-Querung auch deshalb, weil sie die wichtigste Verbindung zur Innenstadt darstellt.
Kritik: «Mausloch» statt vernünftiger Durchgang
Im Einzelnen richten sich die Einsprachen gegen die Gestaltung der Personenunterführung West, deren Eingang den Gundeldingern zu schmal ist. Der NQV spricht von einem «Mausloch», das mindestens doppelt so breit sein müsste als die jetzt veranschlagten acht Meter. Weiter in der Kritik stehen die aus Sicht des Neutralen Quartiervereins unzulängliche Planung des Meret Oppenheim-Platzes und die ungenügende Veranschlagung von Veloabstellplätzen.
Die Absicht des Quartiervereins ist klar: Bisher seien weder die Quartierbevölkerung noch die Anliegen der Stadt bei der Planung des SBB-Umbaus bisher ausreichend berücksichtigt worden, sagt Claude Wyler vom NQV. Im Grunde sei man bisher von den SBB vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Das müsse sich ändern: «Durch die Einsprache muss endlich ein Mitwirkungsprozess in Gang kommen», fordert Wyler. Der NQV erhofft sich in Folge der Einsprachen nicht nur Reaktionen der Stadt Basel und der SBB, sondern auch «dass planungstechnisch nochmal über die Bücher gegangen wird».
Die Kernanliegen des Quartiervereins im Wortlaut:
- Mitsprache für das Quartier: Bei den Vorhaben hat sich die Mitwirkung des Quartiers auf die Möglichkeit der Einsprache beschränkt. Die Mitwirkung war inexistent, obwohl ein grosses öffentliches Interesse geltend gemacht werden kann.
- Meret Oppenheim-Platz ist auch «unser» Platz: Attraktive Umgestaltung des Meret Oppenheim-Platzes ist für das Quartier wichtig. Der Platz wird in Zukunft zum wichtigsten Eingangstor des Quartiers werden. Die Lösung muss den Bezug zum Quartier zeigen und akzeptiert sein.
- Zugang zur Personenunterführung West muss attraktiv sein: Mit den drei Vorhaben wird der zukünftige Zugang zur Personenunterführung West eingeschnürt auf maximal 8 Meter. Für einen attraktiven Zugang, welcher in Zukunft die direkteste Verbindung vom Gundeldingen zur Innenstadt bietet, ist dies zu wenig. Der Zugang muss mindestens doppelt so breit sein; Sonst gibt das ein Mausloch.
- Genügend Veloabstellplätze im Süden des Bahnhofs: Mit den drei Vorhaben werden keine neuen öffentlich zugänglichen Veloabstellplätze geschaffen, obwohl heute rund 1700 Plätze fehlen. Gemäss Planung des Veloschwerpunkts Süd sollten gegen 2400 Veloabstellplätze auf der Südseite des Bahnhofs zu liegen kommen – heute sind es unter der Passerelle rund 700.