Zuerst das Tief, dann das Hoch: Basler Ökonomen sind verhalten zuversichtlich

Die Wirtschaftsprognosen sehen derzeit düster aus. Der Autor einer Wirtschaftsstudie hat uns erklärt, wie er seine Annahmen trifft und weshalb sie mit Vorsicht zu geniessen sind.

Glaskugeleien: In solchen turbulenten Zeiten sind Wirschaftsprognosen mit noch stärkeren Unsicherheiten behaftet als sonst. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Wirtschaftsprognosen sehen derzeit düster aus. Der Autor einer Wirtschaftsstudie hat uns erklärt, wie er seine Annahmen trifft und weshalb sie mit Vorsicht zu geniessen sind.

 

Geht es nach dem Basler Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Basel Economics, dann stehen der Schweizer Wirtschaft harte Zeiten bevor. Zumindest in diesem Jahr. Wie auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich prognostiziert BAK Basel eine kurze Rezession. Das heisst, die Wirtschaft wächst vorübergehend nicht, sondern sie schrumpft.

Dennoch sind die Ökonomen bei BAK Basel zuversichtlich. Bereits in drei Jahren soll es mit der Wirtschaftslage wieder steil nach oben gehen. Dies sei dem «intakten weltwirtschaftlichen Umfeld» zu verdanken. Einer der Studienautoren, Alexis Bill Körber, hat uns erklärt, worauf seine Zuversicht beruht und worauf bei der Lektüre solcher Prognosen zu achten ist.

Herr Körber, in Ihrer Prognose gehen Sie davon aus, dass sich die Schweizer Wirtschaft nach einem Taucher im Jahr 2015 bis 2017 wieder deutlich erholt. Worauf gründen Sie Ihre Annahme?

Wir gehen davon aus, dass nach einem kurzen Einbruch sogenannte Erholungskräfte eintreten. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens scheint uns die Schweizer Wirtschaft gefestigt genug, um einen solchen Kursschock verkraften zu können. Zweitens sollte der Euro bis 2017 wieder ungefähr 1.13 Franken kosten.

Woher nehmen Sie diese Sicherheit?

Der Schweizer Franken ist im Moment absolut überbewertet. Gemäss Fundamentaldaten, also dem realen Wert hinter einer Währung, müsste sich der Euro in einer Spannbreite von 1.20 bis 1.40 Franken bewegen. Es ist trotzdem gut möglich, dass sich der Markt auch noch mehrere Jahre weit weg von den Fundamentaldaten bewegt.

Was ist denn der reale Wert einer Währung, wenn nicht deren Preis?

Zu den Fundamentaldaten hinter dem Schweizer Franken gehören beispielsweise Produktivitätsdifferenziale, also die Arbeit, die hier geleistet, und die Wertschöpfung, die hier generiert wird. Klassischerweise wird auch das relative Preisniveau von Schweizer Gütern und Dienstleistungen zum Ausland darin berücksichtigt.

Die Exportwirtschaft wird leiden, so viel ist klar. Welche Branchen sind sonst noch betroffen?

Am härtesten wird es sicher die Tourismusbranche sowie stark im Strukturwandel begriffene Branchen treffen, etwa das Textilgewerbe, die Papier- oder Druckindustrie. Aber auch der Detailhandel wird leiden. Wer kann, kauft jetzt im Ausland ein. Andererseit haben wir in der Schweiz das Glück, dass viele der exportierten Güter relativ resistent sind gegen Kursschwankungen. Ich denke da beispielsweise an die Pharmabranche oder stark spezialisierte Investitionsgüterproduzenten.

Wird es auch Stellen kosten?

Auch wenn Massnahmen wie die vom Bundesrat eingeführte Kurzarbeit die Auswirkungen des Kursschocks auf die Beschäftigung abfedern können, gehen wir von einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Insbesondere in der Tourismusbranche wird es wohl Stellen kosten.

Es herrschen turbulente Zeiten. Wie aussagekräftig kann eine solche Prognose da überhaupt sein?

Unsere Prognose ist stark durch die Annahmen zum Eurokurs geprägt. Leider gibt es wenige Parameter, die schwieriger vorherzusagen sind als Währungskurse. Deshalb sind aktuell auch die Schweizer Konjunkturprognosen mit einer ungewöhnlich hohen Unsicherheit behaftet. Wir berechnen deshalb vermehrt verschiedene Szenarien.

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