Die «Initiative Kreativwirtschaft Basel IKB» konnte laut einem Evaluationsbericht zwar Förderimpulse auslösen, konkret messbare Erfolge hat sie nach drei Jahren Laufzeit aber keine vorzuweisen. Jetzt will sich das Amt für Wirtschaft und Arbeit selber um die Förderung der Kreativwirtschaft kümmern.
Ausdruck wirklicher Zufriedenheit ist das nicht: «Das vom Kanton Basel-Stadt Ende 2010 initiierte und auf drei Jahre befristete Projekt ‹Initiative Kreativwirtschaft Basel IKB› hat die vom Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) für die Pilotphase gesetzten Ziele mehrheitlich erreicht», schreibt das AWA in einer Medienmitteilung. Alles andere als euphorisch äussern sich auch die Initianten selbst: «Über die Weiterführung unserer Aktivitäten im Rahmen des Amtes für Wirtschaft und Arbeit wird der Kanton Basel-Stadt befinden», verkündet der Leiter des IKB-Boards, Martin Heller, in einem knappen und letzten Newsletter.
Fakt ist: Das vom Kanton Basel-Stadt mit rund einer Million Franken finanzierte Pilotprojekt Initiative Kreativwirtschaft Basel, kurz IKB, wird nach drei Jahren abgebrochen. «Planmässig», wie es heisst. In Zukunft will sich das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) nach eigenen Angaben selber um die Förderung der Kreativwirtschaft oder genauer der Teilbereiche Architektur und Design kümmern. Damit nimmt der Kanton die Empfehlung aus einem vom AWA in Auftrag gegeben Evaluationsbericht auf. Dieser kommt zum Schluss, dass eine Verlängerung des Pilotbetriebes «nicht erfolgversprechend» und mit der «Förderung der Kreativwirtschaft als ganz normale Wirtschafts- bzw. Standortförderung» der Sache besser gedient sei.
Maximal eine halbe Stelle
In welcher Form genau und in welchem Ausmass die Förderung der Kreativwirtschaft weitergeführt werden soll, ist aber noch nicht entschieden. «Wir denken maximal an eine halbe Stelle», teilt Samuel Hess, Leiter des Bereichs Wirtschaft im AWA auf Anfrage mit. Aber: «Wie wir diese finanzieren und welche Mittel allenfalls für die Weiterführung einiger IKB-Formate zusätzlich zur Verfügung stehen werden, ist noch nicht entschieden.» Da die Förderung ab 2014 aus den ordentlichen Mitteln des AWA bestritten werden müsse, stehe sie in direkter Konkurrenz zu anderen Aufgaben der Wirtschaftsförderung, gibt Hess zu bedenken. Mit anderen Worten: «Investiert wird dort, wo die volkswirtschaftliche Wirkung am grössten ist.»
Und über die «volkswirtschaftliche Wirkung» bzw. den Nutzen der in der Pilotphase lancierten Fördermassnahmen ist man sich im AWA offensichtlich nicht so sehr im Klaren. «Es ist nicht gelungen, in Basel eine breite Akzeptanz der IKB zu erreichen», meint Hess dazu. Teile der «Basler Szene» seien der IKB kritisch bis feindlich gegenüber gestanden, und diese Stimmen hätten, gerade in der TagesWoche, immer wieder sehr viel Gehör gefunden. Hess betont aber, dass die IKB andernorts «diametral anders» wahrgenommen worden sei: «In Zürich und Berlin haben die für die Förderung der Kreativwirtschaft Zuständigen mit Respekt auf die IKB geschaut und sie um ihre Freiräume beneidet.» Und auch von den Unternehmen, die gefördert und begleitet wurden, sei die Initiative gelobt worden.
«Ausweg aus der Kulturfalle»
Eine Ursache dieser Kritik sieht der Evaluationsbericht im Umstand begründet, dass es die IKB nicht verstanden habe, sich als reines Wirtschafts- und explizit nicht als Kulturförderinstrument zu positionieren. Auch Hess sieht das Hauptproblem im «Auseinanderklaffen» zwischen der materiellen Erwartungshaltung der Kritiker und der Realität der Wirtschaftsförderung: «Die IKB war nie Kulturförderung oder Sozialprogramm, sondern richtete sich immer an Unternehmerinnen und Unternehmer.» Auch im Evaluationsbericht wird darauf hingewiesen, dass «ein Ausweg aus der Kulturförderfalle unabdingbar» sei.
Grundsätzlich stellt der von der Beratungsfirma Burla Management verfasste Evaluationsbericht aber fest, «dass es der IKB als ‹Anschub-Initiative› dank unkonventioneller Struktur und relativ grosszügiger Mittelausstattung gelungen ist, ein zweckmässiges Portefeuille an Förderangeboten und -aktivitäten aufzubauen». Zu diesen zählte unter anderem das Angebot «Showcase», mit dem die IKB Basler Designer und Architekten bei Auftritten an Ausstellungen, Verkaufsmessen und sonstigen Branchenanlässen unterstütze. 30 Branchenvertretern wurden damit die Teilnahme an 14 Anlässen ermöglicht.
Damit war «Showcase» die vordergründig am meisten genutzte Massnahme. Andere Angebote, wie Coachinggespräche mit erfolgreichen Unternehmern, die Möglichkeit, Businesspläne überprüfen zu lassen oder die konkrete Hilfe bei der Medienarbeit, wurden nur selten oder gar nicht in Anspruch genommen. Das Angebot der finanziellen Projektförderung wiederum stiess laut Evaluationsbericht auf eine grosse Nachfrage. Bis November 2012 gingen 31 Anträge ein, und in 9 Fällen wurden Beiträge von insgesamt 56’000 Franken gesprochen. Die Projektförderung wurde aber, um das Profil der Wirtschaftsförderung zu stärken und um sich stärker gegenüber der Kulturförderung abzugrenzen, nach einem Jahr fallengelassen.
«Erfolgsmessung statistisch unmöglich»
Die Frage, was das dreijährige Förderprogramm konkret eingebracht hat, bleibt mehr oder weniger unbeantwortet. Für einen soliden Leistungsausweis sei die Zeit bis zur Evaluation bzw. bis zum Ende der Pilotphase aber zu kurz gewesen, stellt der Evaluationsbericht fest. Zudem werden Angaben vermisst, woran und wie die Zielerreichung gemessen werden sollte. So ist in der Leistungsvereinbarung zwar unter anderem von einem «mittelfristig messbaren Beitrag» zur positiven Entwicklung der Kreativwirtschaft in Basel die Rede, der überdies an der Anzahl in der Branche beschäftigten Personen festgemacht wird.
Ein messbarer Beitrag lässt sich aber nur dann eruieren, wenn man über entsprechende Vergleichszahlen verfügt. Da war es laut Hess nicht hilfreich, dass die amtliche Statistik bis zum Entscheid über die Zukunft der IKB keine aktuellen Branchendaten liefern konnte. «Die aktuellsten Beschäftigtenzahlen sind fünf Jahre alt. Es sind dieselben, die schon bei der Lancierung der IKB bekannt waren. Eine Erfolgsmessung ist deshalb schon rein statistisch unmöglich.»