Zurück zu den Wurzeln

Die Markthalle ändert ihr Konzept: Statt Mainstream-Läden soll die Halle wieder das sein, was sie ursprünglich war: ein Markt. Aber nicht nur.

Nicht ganz wie früher, aber fast: Die Markthalle wird neue wieder eine Markthalle, aber kein Engros-Markt wie 1929. (Bild: Hans Bertolf, Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1013 1-4322 1)

Die Markthalle ändert ihr Konzept: Statt Mainstream-Läden soll die Halle wieder das sein, was sie ursprünglich war: ein Markt. Aber nicht nur.

Jeder kennt sie, aber niemand geht hinein. Das Problem der Markthalle war von Anfang an, dass sie für die Bevölkerung mehr Wahrzeichen und Orientierungspunkt als ein Ort des städtischen Lebens war. Nichts geändert hat daran der Versuch der Eigentümer mit Läden, die Halle zu beleben. Ab dem 1. September wird die Kuppelebene leer sein: die Läden weg, das bisherige Konzept nach etwas mehr als einem Jahr gestorben. Verhungert am fehlenden Publikum.

Die Wincasa als Verwalterin und Besitzerin Crédit Suisse sind im vergangenen März über die Bücher gegangen und haben nach einem neuen Konzept gesucht. Vier Projektgruppen haben sich mit ihren Ideen beworben, überzeugt hat die Verantwortlichen die banale wie einfache Lösung: zurück zu den Wurzeln. Die Markthalle soll wie bei ihrer Eröffnung 1929 wieder eine Markthalle werden.

Essen, Trinken und Geniessen

Die Idee stammt von einer Projektgruppe um die Basler Barbara Buser (Denkstatt) und Gregor Dill (Sportmuseum). Dass ihr Konzept das naheliegendste ist, legt die Projektgruppe als Schlüssel zum Erfolg aus. «Passanten verirren sich nicht zufällig in die Markthalle», sagt Dill, «wir müssen sie anlocken mit etwas, das es in Basel so nicht gibt: einem speziellen Lebensmittelmarkt.» Ab 1. Januar 2014 wird die Kuppel rund um die Themen «Essen, Trinken und Geniessen bespielt».

Die Wortwahl der Projektgruppe ist kein Zufall, sie sehen sich als Kuratoren wie in einem Museum. «Wir bieten einen Rahmen und laden alle ein, mit Ideen den schönsten Raum von Basel zu nutzen.» Zunächst sollen dies in einer Übergangsfrist bis zum Start 2014 allerdings kulturelle Aktivitäten sein. «Es gibt viele gute Ideen in der Stadt, aber keine Räume», erklärte Projektmitglied Christoph Schön während der Pressekonferenz, «wir wollen das ändern.» Die Kuppel könnte als Ausstellungsraum dienen etwa für das Depot Basel, das nach Räumen suche, als Theaterbühne oder auch als Konzertort. Denkbar und erwünscht sind später aber auch kulturelle Nutzungen, wie Projektmitglied Alexandra Dill sagte: «Die Markthalle steht offen für alles in der Schnittfläche von Essen, Trinken und Geniessen.»

Ziel ist Piazza-Feeling

Das langfristige Ziel der Projektgruppe ist ein Piazza-Feeling. «Wir stellen uns Gassenküchen, Beizli, Stände und Cafés vor, aber auch die Produktion von Lebensmitteln vor Ort soll möglich sein.» Kurz gesagt, das Konzept will den Duft frischer Waren und das Gewusel von Menschen – das Ambiente eines Marktes. Mit dem Vorteil, dass er gedeckt ist, wie es während der Medienkonferenz hiess. Das Angebot soll vielfältig sein, die Läden speziell und kleiner statt gross und ersetzbar. Und damit es nicht beim Kaufen bleibe, solle es Verweilmöglichkeiten geben: Angedacht sind Sitzgelegenheiten, die nicht einem Mieter gehören, sondern von den Gästen aller Geschäfte und Stände genutzt werden können.

«Die Markthalle soll ein öffentlicher Ort sein», sagt Dill. Ein Kernanliegen der Investoren, wie es in der Medienmitteilung heisst. Dass die Basler den Zuschlag erhalten haben, ist kein Zufall. Sie seien verankert in der Stadt, hätten Kontakte und vor allem ähnliche Projekte schon realisiert, loben die Verantwortlichen in der Medienmittelung ihre Wahl.

Das schlechte Image steht im Weg

Einem Erfolg des Projektes steht das inzwischen schlechte Image der Markthalle im Weg, wie die Projektgruppe selbst durchblicken liess. «Das bisherige Konzept hat die Qualitäten des Ortes verkannt», sagt Gregor Dill. Sie setzen deshalb auf ein «organisches Wachstum». «Wir sind uns bewusst, dass wir hier nichts einpflanzen können, sondern dass es langsam wachsen muss.» Statt langfristiger Mietverträge und grosser, kostspieliger Umbauten sollen Markthalle und die zukünftigen Mieter sich gemeinsam entwickeln. «Wir wollen und können nicht auf fixe, langfristige Verträge setzen», sagt Buser mit Blick auf die mögliche Angst von Händlern und Marktfahrern, dass sie wie die bisherigen Läden an einem Ort ohne Publikum landen. «Es wird Wochenmärkte geben, an diese können Händler einmal, zweimal kommen oder auch ständig, aber sie werden nicht müssen.»

Was das bedeutet, durften die Medienleute gleich selbst erfahren: Die Medienkonferenz wurde aus dem Sitzungszimmer in die Markthalle verlegt, wo improvisierte Sitzgelegenheiten warteten. «Improvisation und Kreativität sind Teil des Konzeptes», sagte Dill dazu. Grosse Umbauten werde es deshalb in der Kuppel – vor erst – nicht geben: Einzig die beiden Laden-Geschäfte links und rechts vom Haupteingang sollen verkürzt werden, damit der Kuppelbau erlebbarer werde. Verschwinden soll auch das einheitliche Design der bereits vorhandenen Läden. «Wir wollen keine Monotonie, sondern Abwechslung.»

Mieteinbussen für die Besitzer

Gemäss Projektmitglied Eric Honegger (Denkstatt) will man auch für eine Patina sorgen, die einer Markthalle würdig sei. «Im Moment glänzt hier alles, das hat kein Marktflair.» Wie das letztlich gelingen soll, ist – wie so vieles – noch offen. Die Gruppe hat am Mittwochabend den Zuschlag erhalten, weshalb nicht mit möglichen Mietern, Geschäften, Café-Betreibern oder sonstigen Leuten gesprochen werden konnte. «Wir haben ein paar Ideen, hoffen aber vor allem darauf, dass die Leute auch nach Möglichkeiten suchen», sagt Gregor Dill. Die Projektgruppe hat zu diesem Zweck eigens eine Website online gestellt, wo sich die Leute mit Ideen bewerben können.

Vier Jahre läuft der Vertrag mit der Projektgruppe, die in den kommenden Tagen eine Aktiengesellschaft gründen will. «Es ist die Start- und Entstehungsphase, danach soll ein langfristiger Mietvertrag entstehen», so Dill. Druck von Besitzerin Crédit Suisse und Verwalterin Wincasa muss die Gruppe nicht fürchten, wie Philipp Schoch von der Wincasa versprach. «Uns ist bewusst, dass der Weg zum Ziel von Schritt zu Schritt führt.» Dass die Mieteinnahmen sinken würden, nehme man hin. «Das letzte Konzept startete mit 50 Prozent Leerstand», versuchte Schoch in Relationen zu setzen: «Wenn das Konzept aufgeht und das Geschäft wächst, wachsen auch die Mieteinahmen.»

Baubewilligung hängig, aber nicht mehr nötig

Neben dem Konzept der Markthalle stand am Ende noch die Option eines Businessraumes zur Debatte. Die Strategieprüfungsgruppe entschied sich allerdings am Mittwochabend für das Konzept einer Markthalle, weil der Entscheid aber spät fiel und die Verantwortlichen der Markthalle sich alle Optionen offen halten wollten, haben sie eine Baueingabe für das andere Konzept gemacht. «Das wird in den kommenden Monaten veröffentlicht, ist aber nun hinfällig», sagt Philipp Schoch, Leiter Markthalle Basel: «Wir kommunizieren dies, damit nicht bei Veröffentlichung der Eindruck entsteht, wir würden das Konzept erneut ändern.»

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