Zwischen Rendite und sozialer Verantwortung

Die baselstädtische Immobilien–Strategie war Thema eines Podiums von gestern Abend. Sozialer Wohnungsbau und Rendite, wie geht das zusammen? Der Leiter von Immobilien Basel–Stadt versuchte diese Frage zu klären.

Ein Goldschatz der für Diskussionen sorgt – ein grosser Teil des kantonalen Finanzvermögens steckt in Immobilien. (Bild: Lukas Gloor)

Die baselstädtische Immobilien–Strategie war Thema eines Podiums am Montagabend. Sozialer Wohnungsbau und Rendite, wie geht das zusammen? Der Leiter von Immobilien Basel–Stadt versuchte diese Frage zu klären.

Andreas Kressler, Leiter von Immobilien Basel–Stadt (IBS) machte gleich zu Beginn klar, in welchem Spannungsfeld er sich mit seiner Dienststelle bewegt: «Auf der einen Seite hören wir den Vorwurf, wir seien allzu stark renditeorientiert und würden die öffentlichen Interessen vernachlässigen. Gleichzeitig wird kritisiert, wir würden aus unseren Immobilien zu wenig Geld herausholen.» Kressler versuchte diesen Widerspruch in seiner halbstündigen Präsentation zu Beginn der Veranstaltung am Montagabend aufzulösen und präsentierte dabei die Strategie der IBS.

Die Immobilien Basel–Stadt verwalten einen Teil des kantonalen Finanzvermögens im Wert von rund 1,5 Milliarden Franken. Während den letzten Monaten ist die Dienststelle von unterschiedlicher Seite kritisiert worden. Der häufige Vorwurf: Immobilien Basel–Stadt richte sich zu stark nach dem Gewinn aus. Die sozialen Aspekte blieben dabei auf der Strecke.

Dabei seien Wirtschaftlichkeit und öffentliche Interessen, wie etwa sozialer Wohnungsbau, nicht zwingende Gegensätze, sagte Kressler gestern Abend – und behauptete in seiner Antithese: «Eine Kombination von Wirtschaftlichkeit und öffentlichen Interessen ist möglich und schafft Mehrwert für alle.»

Die durchschnittliche Rendite von 5,5 Prozent über die letzten Jahre beweise, dass der Kanton immer noch eine moderate Gewinnpolitik verfolge. «Das ist keine Maximierung, da gäbe es immer noch Spielraum nach oben.» Dass sich diese Rendite bereits im oberen Bereich bewegt, liess er unerwähnt.

An der Elsässerstrasse entsteht ein Vorzeigeprojekt

Zur Veranstaltung geladen hatte das Basler Bau–Forum. Im Publikum sassen die versammelten Entscheidungsträger aus der Bau– und Immobilienbranche in der Region Nordwestschweiz.

Kressler zeigte verschiedene Beispiele für Immobilien, wo soziale und ökologische Aspekte im Mittelpunkt stünden. Etwa das geplante Bauprojekt an der Ecke Elsässerstrasse/Wasserstrasse. «Hier wollen wir einen günstigen Ausgleich schaffen zu Wohnraum im oberen Segment». 

«Ein kleiner König»

Das anschliessende Podium war prominent besetzt: SVP–Nationalrat Sebastian Frehner, SP–Grossrat Jörg Vitelli, Immobilieninvestor Daniel Petitjean von «Warteck Invest» und Andreas Kressler. Eine der kernigsten Aussagen kam gleich zu Beginn von SVP–Nationalrat Sebastian Frehner: «Andreas Kressler ist ein kleiner König. Er kann über 1,5 Milliarden Franken bestimmen.»  

Der Moderator Willy Surbeck leitete das Gespräch im weiteren Verlauf auf die aktuelle Bodeninitiative und die Wohnrauminitiative. Ein echter Diskurs entwickelte sich leider nicht, der Moderator beschränkte sich auf die Abarbeitung seines Fragenkatalogs. Dabei kam wenig Überraschendes zum Vorschein.

Jörg Vitelli befürwortet beide Vorlagen («Günstiger Wohnraum wird in Basel zunehmend knapper»). Sebastian Frehner will beide bekämpfen und sieht bereits den Slogan («Keine neuen Ghettos»). Daniel Petitjean vertraut auf den Markt und Andreas Kressler ist etwas unentschlossen: «Die Bodeninitiative beschneidet den Kanton in seiner Freiheit. Mehr Verständnis habe ich für die Wohnrauminitiative.»

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