Eigentlich hätte es ein ganz normales Treffen werden sollen, zum Schluss ergab sich daraus ein Weltrekordversuch. 85 Liegestütze in einer Minute, ist das noch gesund? Ja, sagt Roman Dossenbach und lässt seine Muskeln spielen.
Ein Kleinbasler Einkaufscenter, zweiter Stock. Fitnessgeräte ächzen, das Radio rauscht. Ein pathetisches Lied wäre jetzt ganz schön, irgendetwas Bedeutungsschwangeres. Stattdessen Nachrichten.
Herr Dossenbach, sind Sie nervös? «Mein Körper ist nervös, ich selber nicht», sagt Dossenbach, dem äusserlich keine Regung anzumerken ist. Routiniert erklärt er das Equipment. «Zwei Videokameras, da eine und da eine, eine Stoppuhr, eine Kamera und hier, der ist für Sie.» Ich halte einen Zähler in der Hand. Zusammen macht das die Ausgangslage für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Nicht schlecht für eine Verabredung, aus der ein Porträt hätte hervorgehen sollen. Jetzt also ein Weltrekord. Und die TagesWoche am Zähler.
Die Nachrichten sind vorbei, jetzt läuft doch noch Musik. Dossenbach legt los, der Zähler klickt. Klick. Klick.
«WORLDRECORD BROKEN», platzt es aus mir heraus. Vor lauter Konzentration aufs Mitzählen haben wir die kritische Zahl verpasst. Dossenbach stemmt noch ein, zwei Liegestütze, dann ist die Minute um. 85 Liegestütze in 60 Sekunden, den alten Wert von 79 hat er um sechs überboten. Dossenbach steht auf und strahlt, sein Oberkörper spannt unter dem engen Shirt. «Das war doch nicht schlecht oder?», sagt er und drückt uns Formulare in die Hand. Augenzeugenberichte, von ihnen fordert die Guinness Company in London mindestens drei.
Wenn alles gut geht, wird sich Roman Dossenbach in ein paar Monaten Bearbeitungszeit seinen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde in der Kategorie Knuckles-Pushups wieder zurückgeholt haben. Bis dahin wird er im Heizungskeller weiter Druckausgleichszähler checken und Umluftwerte messen.
Klar freue er sich über die gelungene Performance, sagt er zum Schluss, aber sein grösster Wunsch sei es, als Gesundheitsbotschafter wahrgenommen zu werden. Es zwicke ihn zwar hin und wieder in der Rückenmuskulatur und manchmal schmerzen die Handgelenke. Aber das schiebt er von sich. «Schmerzen vergehen, was bleibt ist die Leistung. Und die kann jeder bringen, es ist nur eine Frage des Willens.»