Klopfgeist an der Utengasse
Fangen wir mit einer relativ jungen Begebenheit an, mit einem Poltergeist im zweiten Stock an der Utengasse 47, der 1929 sein Unwesen trieb. Ausgerechnet im Kinderzimmer war es am schlimmsten:
«Dieses Zimmer war von der Wohnstube durch ein dünnes Wändchen getrennt, und in diesem Wändchen hörte man jeweils ein eigentümliches und unheimliches Pochen und Klopfen. Der Klopfgeist hatte es speziell auf den 10-jährigen Knaben Marcel abgesehen, denn jedesmal, wenn sich Marcel der Trennwand näherte, wurde er von einem fürchterlichen Angstgefühl befallen und zitterte am ganzen Körper.»
Der Hausverwalter erstattete Anzeige, Spiritisten untersuchten das Phänomen. Doch obwohl allgemein von einem Schwindel ausgegangen wurde, fand sich keine Erklärung für die Unruhen. Das Baudepartement liess die Spukwohnung räumen und drei Monate lang unbewohnt – und das, obwohl die Leerstandsquote in den 1930ern wegen eines Wachstumsschubs alles andere als hoch war.
Unartige Nonnen im Klingental
Lange bevor das Kaserne-Areal für seine Konzerte und Trommelwirbel bekannt war, gab es hier Lärmklagen, und zwar von den einquartierten Soldaten. Der Grund für die nächtliche Ruhestörung waren die büssenden Geister der Nonnen des Klosters Klingental, die nicht gottgefällig genug gelebt hatten:
«Die Nonnen lebten lange Zeit fröhlich und mit einem ganzen Hofstaat umgeben keineswegs in Bescheidenheit. (…) Einmal, als man ihnen vorlas, was sie als Klosterfrauen alles zu tun und zu beachten hätten, schlugen sie auf allerlei Gegenstände und machten dabei einen solchen Lärm, dass sie danach zu recht behaupten konnten, sie hätten nie etwas davon gehört.»
Nachdem das Kloster 1860 abgerissen worden war, wurden in der verbliebenen Kirche Betten für die Soldaten eingerichtet. Doch die fanden kaum Schlaf: Immer wieder berichteten die Männer von den Geistern der Ordensfrauen, die um Mitternacht in der Klosterkirche inbrünstig beteten und sangen.
Das Grauen vom Claraplatz
Der nächste Spuk hat ebenfalls eine musikalische Note, wenn auch nur äusserlich:
«Der ‹Graue› war nicht eigentlich böse, pflegte aber mit Ketten zu rasseln und mit seinen Schuhen unheimliche Schritte ertönen zu lassen. Er war ein kleines Männlein in einer grauen Tracht, mit eleganten Schnallenschuhen an den Füssen und einer Perücke mit Mozartzopf.»
Der «Graue» suchte den Äbtischen Hof im ausgehenden 19. Jahrhundert heim und plagte besonders die wohlhabende Seidenfärber-Familie Schetty:
«Bei den jüngsten Töchtern des Pompier-Kommandaten Joseph Schetty (1824–1894) soll sich der Graue einmal leise im Schlafgemach zwischen ihren Betten materialisiert haben. Derweil die jüngere Schwester ihr Heil in der Flucht unter die Bettdecke suchte, warf die ältere dem Geist einen frommen Spruch an den Kopf. Wohl gekränkt über derart keckes Gebahren, löste sich der Graue sogleich wieder hurtig in Luft auf.»
Heute ist das Gespensterhaus selbst ein Phantom: 1951 wurde das barocke Doppelhaus abgerissen und an seiner Stelle ein modernes Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Unruhig wird es hier höchstens noch während des Ausverkaufs.
Der Ketzer im Spiesshof
Dass ein guter Leumund zu Lebzeiten postum nicht vor üblen Nachreden schützt, zeigt das Beispiel von David Joris (ca. 1502–1556): Der Wiedertäufer lebte jahrelang unerkannt als Johann von Brügge im Spiesshof am Heuberg.
«Einige Jahre später wurde das Doppelleben des reichen Herrn ruchbar und man grub seinen Leichnam aus, um ihn zu verbrennen. Zu Lebzeiten hatte er sich nichts in Basel zuschulden kommen lassen. Er war im Gegenteil als grosszügig und freundlich bekannt. Dennoch verdammte man ihn als Erzketzer, was ihn offenbar sehr verärgerte.»
Darauf wurde der ruhelose Geist im Spiesshof gesichtet, meist in Begleitung zweier schwarzer Doggen – und mit seinem Kopf unter dem Arm. Zwar wurde er von den Kapuzinern des Klosters Dornach «ygütterlet», also in ein Gefäss gebannt, doch anscheinend konnte er sich daraus wieder befreien:
«Nach dem zweiten Weltkrieg wohnte ein Deutscher im Spiesshof, der Joris mehr als einmal begegnete. Zuletzt materialisierte Joris sich im Herbst 2007 (!) im Hof seiner einstigen Stadtresidenz, neben sich einen Bediensteten. Er habe, so heisst es, über sein Schicksal geklagt.»
Allerdings pendelte Joris auch regelmässig zu seinem Zweitsitz ins Baselbiet: Auf Schloss Binningen wollen ihn ältere Leute oft gesehen haben, «teils auf dem Pferde (…); ferner sah man ihn da und dort auf seinem Landgute umher wandeln».
Ein Spukhaus in Münchenstein
Bleiben wir im Baselbiet. Eingangs Münchenstein steht an der Hauptstrasse 19 ein Haus, das bis in die 1830er als Pfarrhaus diente. Es ist auch das Geburtshaus des Architekten Melchior Berri (1801–1854), der das Museum für Natur- und Völkerkunde in Basel entwarf. Dessen Vater und Pfarrer darf immerhin für sich in Anspruch nehmen, Münchenstein zu einem Spukhaus verholfen zu haben:
«Berri führte ein unstetes Leben; er war mit sich und der Welt nicht zufrieden und machte schliesslich seinem Leben ein Ende, indem er sich auf dem Estrich des Pfarrhauses an einem Balken erhängte. Seit diesem Tage soll es nicht mehr geheuer gewesen sein; man hörte nachts Winde blasen, Ketten schleiften und man sah Lichter aufblitzen, die bald wieder erloschen. Das Haus war darauf längere Zeit unbewohnt.
Viele Jahre später soll sich der Geist wieder geregt haben. Einmal sah man ihn in schwarzer Gestalt und mit leuchtenden Augen, und als man der Sache auf den Grund ging, fand man ihn in einem Feuerherd in Gestalt einer schwarzen Katze vor.»
Geisterhafter Geistlicher aus Bubendorf
In einem der berüchtigsten und bestdokumentierten Geisterhäuser im Baselland geht ebenfalls ein Pfarrer um: Urheber soll der Bubendörfer Wilhelm Strübin sein (†1795), dem die Landwirtschaft angeblich mehr bedeutete als das Wohl seiner Gemeinde. Die Klagen gegen den Pfarrer häuften sich, so dass ihm ein Adjunktus zur Ausübung seines Amtes zur Seite gestellt wurde.
Nach dem Ableben Strübins war die Pfarrei als Gespensterhaus verrufen, und besonders die Pfarrfamilie Schölly, die von 1884 bis 1926 in Bubendorf weilte, litt unter unheimlichen Erscheinungen. So hielt die Pfarrfrau Clara Schölly-Werdenberg in ihrem Tagebuch fest:
«Oft hörte man des Nachts Tritte auf der Treppe, dann das Fallen eines Gegenstandes, der die Treppe hinabrollte. Sodann wurden wir oft durch Klopfen an unserer Schlafzimmertüre geweckt, oft mehrere Male in einer Nacht. (…) Dann zündeten wir ein Nachtlichtchen an und stellten es zwischen unsere Betten. In der ersten Nacht wurde ich durch einen Stoss geweckt und siehe da, das Nachtlicht war ausgelöscht und eine Schachtel mit Zündhölzchen stand in hellen Flammen neben meinem Kopfkissen.»
Nachdem die alten Zehntenbücher des Pfarrers Strübin in einem geheimen Wandschrank entdeckt und entfernt worden waren, soll sich der Spuk gebessert haben.
Der Sklavenhändler auf Ebenrain
Das Schloss Ebenrain wurde vom Basler Seidenfabrikanten Martin Bachofen (1727–1814) erbaut und ging nach dessen Tod in den Besitz des Basler Handelsherrn Johann Rudolf Ryhiner-Streckeisen über: «Dieser machte in einem der Räume seinem Leben am 29. Juli 1824 mit einem Pistolenschuss wegen drohender Anklage auf Bigamie ein Ende.»
Nach seinem unrühmlichen Ableben kehrte der Selbstmörder aber regelmässig zurück: «Diesen Herrn sah man zuweilen in der Dämmerung im Park umher spazieren. Er schwang sein Spazierstöcklein und war manchmal von einem anderen Herrn begleitet.»
Zudem munkelte man, Ryhiner sei Sklavenhändler gewesen. Sein schlechtes Gewissen habe ihn «zur Verzweiflung getrieben»:
«Vor allem soll es seit seinem Tode auf dem Ebenrain gespukt haben in der Form von ‹kalten Anhauchungen und unheimlichen Berührungen›. Von dem Blutfleck im Westzimmer, wo er sich erschossen hatte, sagte man, sie seien nicht wegzuwischen, sondern erschienen immer wieder.»
Der Verein Basel Erleben bietet Vorschläge für spielerische Rundgänge durch Basel an, darunter den Kleinbasler Sagenweg. Wer einen geführten Rundgang vorzieht, wird auf altbasel.ch fündig.