2024 erhalten Mammut und Höhlenbär ein schmuckes neues Heim

Das lange Warten auf die Museumsstrategie führte zu Verzögerungen: Aber jetzt geht es vorwärts mit dem Neubauprojekt für das Naturhistorische Museum und das Staatsarchiv. Der Bau soll 2024/25 eröffnet werden.

So wird der Neubau für das Naturhistorische Museum und das Staatsarchiv aussehen.

«Obwohl wir uns in einem maroden Gebäude befinden, sind wir doch froh, dass wenigsten die Heizung funktioniert.» Dies sagte der Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels im Seminarraum des Naturhistorischen Museums zum Auftakt der Medienkonferenz über das Neubauprojekt für eben dieses Museum und für das Staatsarchiv.

https://tageswoche.ch/allgemein/betrachtungen-eines-hoehlenbaeren/

Diese Aussage wirkte nur im ersten Moment wie ein flapsiger Scherz. Basil Thüring, Co-Direktor des Museums, wies darauf hin, dass man wegen Asbestbelastung einige Zentralheizungskörper ausser Betrieb nehmen und durch Elektroheizungen habe ersetzen müssen.

Die massgeblichen Eckpunkte sind seit Jahren bekannt:

  • Das Naturhistorische Museum Basel leidet in den heutigen Räumlichkeiten an der Augustinergasse unter prekären Verhältnissen. Dasselbe gilt für das Staatsarchiv, das aus allen Nähten platzt und viele der wertvollen Akten nicht fachgemäss lagern kann.
  • Die Regierung hat für diese beiden Institutionen deshalb bereits 2010 die Planung eines Neubauprojekts in den Planungsprozess geschickt. Die Wahl fiel auf den Standort nördlich des Bahnhofs St. Johann. 2013 bewilligte der Grosse Rat mit grossem Mehr die notwendigen Projektierungskredite.
  • 2015 wurde ein konkretes Projekt, das aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen war, vorgestellt: Das Zürcher Architekturbüro EM2N hat einen Bau aus Glas und Ziegelsteinen mit einem markanten 40-Meter Turm an einem der Kopfenden entworfen.
  • Das lange Warten auf die kantonale Museumsstrategie führte dann aber zu einem Marschhalt. Die grossrätliche Bildungs- und Kulturkommission kündigte an, alle Museumsprojekte auf Eis zu legen, bis das Strategiepapier vorliegt.
  • Im Dezember 2017 präsentierte Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann schliesslich das lange erwartete Strategiepapier.

Es geht doch nicht ohne zusätzliche Betriebskosten

Nun also liegt das konkrete Projekt vor. Die Kosten für Bau, Einrichtung und Umzüge betragen 195,4 Millionen Franken. Das ist nur wenig mehr als die ursprünglich veranschlagten 190 Millionen. Zusammen mit der Reserve, der Projektbegleitung und den betrieblichen Folgekosten für das erste Jahr ergibt das eine Summe von 214 Millionen Franken, die der Grosse Rat bewilligen muss.

Der Begriff «Folgekosten» lässt aufhorchen. Ursprünglich ging die Regierung nämlich davon aus, dass mit keinen solchen Kosten zu rechnen sei. Im Bericht der Bildungs- und Kulturkommission aus dem Jahr 2013 hiess es noch:

Seitens des Präsidialdepartements wird die Absicht geäussert, das Betreiben der beiden neuen Häuser ohne standortbedingte Steigerung der Betriebskosten zu realisieren. Diese Absicht wird unterstützt durch Planberechnungen von NMB (Museum) und StABS (Staatsarchiv), die ausweisen, dass die beiden
Neubauten keine betrieblichen Mehrkosten zur Folge haben werden. 

Heute präsentiert das Präsidialdepartement eine andere Rechnung. Konkret sind zusätzliche jährliche Betriebskosten von 1,24 Millionen Franken für das Museum und 771’000 Franken für das Staatsarchiv aufgeführt.

Ackermann betonte vor den Medien, dass man die Lehren aus den Fehlkalkulationen beim Kunstmuseums-Erweiterungsbau gezogen und mit einer Betriebsanalyse einen genauen Blick auf die Folgekosten geworfen habe. Alleine das Naturhistorische Museum werde im Neubau über 30 Prozent mehr Fläche verfügen. Dies führe zu Mehrkosten bei der Aufsicht und dem personellen Gebäudeunterhalt, sagte Ackermann. Museums-Co-Direktor David Alder erwähnte als weiteren zusätzlichen Kostenfaktor die neue Klimaanlage, die «dringend notwendig» sei.

Alder rechnet auf der anderen Seite auch mit Mehreinnahmen. Zum einen durch einen 20-prozentigen  Besucherzuwachs, zum andern durch den neuen Museumsshop – der sichtbar sein werde, wenn man das Museum betrete, wie er mit einem kleinen Seitenhieb zum Kunstmuseum mit seinem versteckten Shop hinzufügte. Alder rechnete auch hier wesentlich sorgfältiger nach, als dies beim Kunstmuseum der Fall war. Das heisst mit drei Franken Eintritt und 86 Rappen Shop-Einnahmen pro zusätzlichem Besucher. 

Knapp zwei Jahre Verzögerung und ein grosses Fragezeichen

Der Baubeginn wurde auf 2020 angesetzt, so dass der Neubau 2024/25 in Betrieb genommen werden kann. Das ist knapp zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Voraussetzung ist allerdings, dass der Grosse Rat den Kredit bewilligt und eine allfällige Referendumsabstimmung nicht zu weiteren Verzögerungen führen wird.

Die Vorlage der Regierung geht jetzt an die vorberatenden Grossratskommissionen, so dass das Parlament voraussichtlich noch im Sommer seinen Entscheid wird fällen können.

Bis dann soll auch die bis heute offene Frage beantwortet werden können, welches Museum die jetzigen Räumlichkeiten des Naturhistorischen Museums wird belegen können. Ursprünglich stand das Antikenmuseum Basel mit seiner Skulpturhalle als Nachnutzerin fest – bis Zweifel auftauchten, ob der denkmalgeschützte Altbau aus dem Jahr 1849 statisch in der Lage ist, die schweren antiken Marmorskulpturen tragen zu können.

Elisabeth Ackermann ist aber guter Dinge, dass sich die ursprünglichen Pläne mit dem Antikenmuseum verwirklichen lassen werde. Als mögliche Alternative habe man einen Umzug des Historischen Museums in der Hinterhand. «Ein Museum wird es in jedem Fall sein», sagte sie.

Klar ist indes, wer die freiwerdenden Räumlichkeiten des Staatsarchivs hinter dem Rathaus beziehen wird: nämlich die diversen Ämter des Präsidialdepartements wie etwa die Abteilungen für Kultur und Standortmarketing, die gegenwärtig in einer Liegenschaft am Marktplatz eingemietet sind.

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