Keine andere Band wurde auch in visueller Hinsicht so oft gecovert wie die Beatles. Ihr «Abbey-Road»-Albumcover inspirierte BAP ebenso wie die Red Hot Chili Peppers. Von Comic-Hommagen ganz zu schweigen.
Der Fussgängerstreifen auf der Londoner Abbey Road ist weltweit der berühmteste seiner Art, das dokumentieren zahlreiche Fotos von Fans und Touristen, die ihn im Stil der Beatles passieren. Was 1969 zum Albumcover führte, haben wir bereits festgehalten. Dass es sich um eine Ikone der Albumkunst handelt, manifestiert sich auch in den visuellen Coverversionen, in den Zitaten anderer Künstler.
2001 widmete das Zürcher Museum für Gestaltung der Albumcoverkunst eine Ausstellung, begleitet von einem Katalog: «Von Abbey Road zu Baby Road» hiess das Buch, das im Christoph Merian Verlag erschien. Dieser Katalog ist mittlerweile vergriffen, der Co-Autor Christoph Alispach aber noch greifbar. Der Basler Musikjournalist (SRF3) bestätigt, dass «Abbey Road» wohl der meistgecoverte Umschlag der Pop-Geschichte sei.
Alispach sammelt auch privat Platten, von «Abbey Road» hat er die meisten Hommagen aufgespürt: «Es ist eine erstaunliche Vielfalt an Künstlern, die das Thema visuell aufgegriffen haben; von den Kölnern BAP bis zum Sänger Paul Young (siehe Slide Show oben). Dabei fällt auf, dass nicht nur Musiker, die sich direkt auf die Beatles beziehen, ‹Abbey Road› zitieren. Das Motiv hat sich verselbstständigt», sagt Alispach. Und er offenbart: «Bei den Recherchen fiel mir auf, wie sehr die Beatles gerade auch mit ihren Albumcovers Massstäbe gesetzt haben.»
Einflussreiche Beatles
Tatsächlich gilt Peter Blakes «Sgt. Pepper’s» als Collagenkunstwerk – das u.a. von Frank Zappa parodistisch aufgegriffen wurde.
Dann war da das «Weisse Album» der Beatles, das in seiner Radikalität mehrfach adaptiert wurde: in Form der monochromen Albumcovers, denken wir nur an Metallica oder Prince mit ihren schwarzen Alben.
Am meisten zitiert aber wurde die «Abbey Road». Liebste Hommage ist Alispach jene von Booker T. and the MG’s. 1970, fast zeitgleich mit George Benson («The Other Side Of Abbey Road»), haben die instrumentalen Könner ein Album mit Coverversionen veröffentlicht. Die Südstaaten-Musiker interpretierten darauf Songs wie «Golden Slumbers» in ihrer stileigenen Art, einem neckisch-schummrigen 6/8-Takt-Groove.
Fürs Albumcover flogen sie nicht etwa nach London, sondern überquerten die McLemore Avenue in ihrer Heimatstadt Memphis. Ihre Abbey Road, wo das Studio des Stax-Labels angesiedelt war.
Nicht nur Booker T., B.B. King oder die Red Hot Chili Peppers zitierten die Idee mit dem Zebrastreifen, auch Paul McCartney hat das Motiv aufgegriffen: «Nach dem Ende der Beatles weigerte er sich ja lange, deren Songs live zu spielen, suchte mit seiner Nachfolge-Band Wings bewusst Abstand zum alten Repertoire», weiss Alispach. «Es dauerte seine Zeit, bis er den Frieden fand. Und dann sogar so locker wurde, dass er das Plattencover der Beatles selber zitierte: 1993, für sein Album ‹Paul is live›.»