Abteilung Kultur: Aufräumen mit doppelter Frauen-Power

Die Spatzen pfiffen es schon lange von den Dächern, jetzt wurde es bestätigt: Die Basler Regierung beförderte mit Sonja Kuhn und Katrin Grögel zwei bisherige Angestellte an die Spitze der Abteilung Kultur. Auf sie wartet eine Menge Arbeit.

Die neuen Basler Kulturchefinnen: Sonja Kuhn (links) und Katrin Grögel. (Bild: Hans-Jörg Walter)

«Topsharing». Das Wort ist neu und meint Jobsharing on the Top, also in einer Leitungsfunktion. Nicht neu sind die Namen der beiden Frauen, die sich erfolgreich als «Topsharing»-Team für die Leitung der Abteilung Kultur beworben haben: Sonja Kuhn, die im Sommer 2016 als Vize-Leiterin zur Abteilung stiess (und sie seit Oktober interimsmässig leitet), und Katrin Grögel, die seit 2013 als Beauftragte für Kulturprojekte in den Bereichen Bildende Kunst, Film und Digitale Kultur amtiert.

Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann wirkte sichtlich gelöst und aufgeräumt, als sie das neue Leitungsteam vorstellte. «Wir haben eine ideale Lösung gefunden mit zwei Personen, die sich mit einem guten Leistungsausweis und einem sehr grossen Engagement für Kultur auszeichnen», sagte sie zu den zahlreich anwesenden Journalisten, auf deren Gesichtern ein Hauch von Enttäuschung lag.

Warum keine neue Person? Ackermann betonte mehrmals, dass die interne Neubesetzung der Abteilungsleitung keine Verlegenheitslösung sei: «Wir erhielten 53 Bewerbungen, und die beiden Gewählten stachen klar als Beste im Bewerbungsprozess heraus.»

Selbstbewusst und eingespielt

Es ist das erste Mal, dass der Kanton eine Kaderstelle mit zwei Personen im Jobsharing besetzt. Kuhn und Grögel werden sich ein 140-Prozent-Pensum teilen. Da die Funktion der Vize-Leitung wegfallen wird, habe dies keine personelle Aufstockung der Abteilung zur Folge, sagte Ackermann. Grögel und Kuhn werden die Leitung am 1. Januar 2018 übernehmen.

Nun aber zu den Neuen: Bei ihrem Auftritt vor den Medien präsentierten sich Kuhn und Grögel als überaus selbstbewusstes und bereits bestens eingespieltes Frauen-Power-Team. Ohne Pause übergaben sie sich das Wort, ergänzten sie sich in ihren Aussagen.

«Wir freuen uns sehr auf unsere neue Aufgabe als Abteilungsleiterinnen und auf den Dialog mit den Kulturschaffenden», sagte Grögel, und Kuhn ergänzte: «Wir treten die Stelle zum geeigneten Zeitpunkt an, wir können ein neues Kulturleitbild erstellen und Brücken schlagen unter den Kulturschaffenden sowie zwischen den Anliegen der Kultur und der Politik.» Worauf wiederum Grögel das Wort ergriff: «Wir sind überzeugt, als Doppelspitze im Dialog die besten Lösungen zu erreichen.»

Von aussen gesehen könnte man hinter das Stichwort «idealer Zeitpunkt» durchaus ein Fragezeichen setzen: Die finanziellen Probleme des Kunstmuseums, die ausstehende Museumsstrategie, die ungewisse Zukunft des Museumsbaus an der Augustinergasse und die zusätzlichen Lasten wegen des Rückzugs des Baselbiets sind gewichtige Baustellen.

Baustellen, vor denen sich die beiden Frauen nicht zu fürchten scheinen: Von einer Museums- oder sonstigen Krise im Kulturbereich wollten sie nichts wissen, Kuhn spricht lieber von einer «Herausforderung».

«Wir haben ein grosses Problembewusstsein und auch bereits Lösungen auf dem Tisch, die wir umsetzen werden. Wir sind dabei, Geschäft für Geschäft aufzuarbeiten.»

Und Grögel ergänzte:

«Wir können die aktuelle Situation auch als ungeheure Chance begreifen. Die Museums- und Kulturstadt Basel ist mit den Neubauten im Museumsbereich, aber auch bei der Kaserne in Bewegung. Es war letztmals wohl vor 100 Jahren der Fall, dass es so viele Gestaltungsmöglichkeiten gab, verschiedene Institutionen neu aufzustellen.»

Einen genaueren Blick auf den «Tisch» mit den vorhandenen Lösungsansätzen mochten Grögel und Kuhn noch keinen gewähren. Man werde Lösungen für die betroffenen Häuser «zeitnah» präsentieren sagten sie. Im Falle des Kunstmuseums werde noch diese Woche eine Übergangslösung vorgestellt, sagte Kuhn. Und Elisabeth Ackermann kündigte an, man wolle auch die lange erwartete Museumsstrategie bald präsentieren.

Die beiden neuen Leiterinnen sagten aber auch, dass sie nicht nur zum Aufräumen der Baustellen antreten werden. «Wir haben Ideen im Köcher, mit denen wir auch neue Schwerpunkte in der Kulturförderung setzen möchten», sagte Grögel, ohne aber ins Detail gehen zu wollen. Ein wichtiges Anliegen sei schliesslich, den Kulturschaffenden und Institutionen in bewegten Zeiten Planungssicherheit zu vermitteln.

https://tageswoche.ch/kultur/das-sind-basels-neue-kultur-chefinnen/

Die Baustellen:

  • Museumsstrategie: Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann wies einmal mehr darauf hin, dass die «zu lange» verschleppte Museumsstrategie noch in diesem Jahr, also in den nächsten Wochen, beschlossen und präsentiert werden würde.
  • Kunstmuseum: Beim finanziell in Schieflage geratenen Kunstmuseum soll noch diese Woche eine Übergangslösung präsentiert werden. Am Donnerstag wird sich voraussichtlich die Finanzkommission des Grossen Rates dazu äussern. Und für 2018 setzte Ackermann eine Betriebsanalyse des Kunstmuseums in Aussicht.
  • Kulturvertragspauschale: Politisches Durchsetzungsvermögen wird bei der Übernahme des Betrages von fünf Millionen Franken bei der Kulturvertragspauschale notwendig sein. Diese Zusatzmillionen sind das Resultat eines Deals mit dem Baselbiet im Zusammenhang mit dem Universitätsvertrag. Basel-Stadt erlaubt dem Landkanton damit, die fünf Millionen Franken aus der Kulturvertragspauschale für die Universität auszugeben. Ohne diesen Deal hätte Basel-Stadt die Uni-Beiträge wegen der Trägerschafts-Parität der beiden Kantone ebenfalls um fünf Millionen kürzen müssen.

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