Der amerikanische Gitarrenheld trifft in Basel auf den kubanischen Pianisten Gonzalo Rubalcaba.
Wer kennt sie nicht, die Eröffnungstakte aus dem «Mediterranean Sundance», seinem Paradestück? Seit Al Di Meola dieses vor mehr als 30 Jahren mit Paco De Lucia und John McLaughlin in einer Freitagnacht in San Francisco aufgenommen hat, streiten sich Gitarrenfreaks darum, wer von den dreien der virtuoseste Saitenmeister sei. Würde man es statistisch auswerten, könnte Al Di Meola wahrscheinlich die meisten Fürsprecher verbuchen, wobei etliche Experten seinem spanischen Kollegen mehr Seele zugestehen. Sei es, wie es will: In Sachen Vielseitigkeit macht dem Mann aus New Jersey niemand etwas vor.
Passenderweise heisst sein neues Werk «Pursuit Of Radical Rhapsody» – die Suche nach etwas radikal Anderem, und genau auf diesem Pfad befindet sich Di Meola seit Jahrzehnten. 1974 erhielt der junge Berklee-Student unvermittelt einen Anruf von Chick Corea, wenig später debütierte er in der Carnegie Hall mit dessen damaliger Band Return to Forever und räumte zwei Jahre danach gleich einen Grammy ab.
Sein rasanter, hoch eklektizistischer Stil wurde aber vor allem durch die anschliessende Solokarriere bekannt, die ihn mit wechselnden Partnern von Flamenco zu mediterraner Tradition und Latinjazz führte, erweitert durch Ausflüge in den Rock, Funk und komplexe Fusionstrukturen. Di Meola spielte dabei sowohl mit Jazzprominenz wie Jean-Luc Ponty und Herbie Hancock als auch mit Popstars wie Phil Collins oder Santana. In jüngerer Zeit ist sein World-Sinfonia-Projekt vermehrt in den Fokus gerückt, in dem er mit Musikern von Argentinien bis Israel einen globalen Ansatz verfolgt, aktuell in einem Quartett, das nach eigener Aussage seine Traumbesetzung verkörpert.
Als Gast in dieser «Weltensinfonie» agiert auch immer wieder ein kubanischer Spielpartner Di Meolas, der als Klaviervirtuose ebensolche kosmopolitischen Züge trägt wie der Amerikaner: Gonzalo Rubalcaba steht zum einen fest in der musikalischen Tradition seiner Heimatstadt Havanna mit ihrer Son-Szene. Zum anderen hat er von Beginn seiner Karriere an die Sprache der US-Jazzer verinnerlicht und durch Teamworks mit Charlie Haden und Paul Motian geschult.
Rubalcaba kann mit Landsleuten hitzige Salsa-Debatten führen, als Solopianist intime, fast vergeistigte Improvisationen entwickeln oder sich auch in einem Jazzkontext als Impulsgeber betätigen, der belebend seine lateinamerikanische Provenienz einbringt. Di Meola und Rubalcaba erneuern nun im Kreise der New World Sinfonia mit Kevin Seddiki (g), Peter Kaszas (dr) und Fausto Beccalossi (acc) ihr Teamwork, das sie 2000 auf der genauso sinnlichen wie feurigen Produktion «Flesh On Flesh» begonnen hatten. tageswoche.ch/+axjug
- Stadtcasino, Basel. 30. März, 20 Uhr.
- Tonhalle, Zürich. 31. März, 20 Uhr.
- Infos hier.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 30.03.12