Die schwedische Bestsellerverfilmung «Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann» ist ein freches Road-Movie mit einem Hundertjährigen.
Allan Karlsson steigt aus dem Fenster. Er will seinen Geburtstag nicht im Altersheim feiern. Das ganze Dorf und die Presse warten dort auf ihn – vergeblich. Der «Hundertjährige» möchte lieber ganz ohne Rummel einen Schnaps auf sein Jahrhundert trinken. Also nimmt er den nächsten Bus und fährt so weit, wie er mit seinen letzten 50 Kronen darf. Und kommt nie mehr zurück.
Karlsson wollte nie etwas wissen von seinem Jahrhundert. Doch das Jahrhundert auch nicht von ihm – zu Unrecht: Auf wundersame Weise war Allan Karlsson nämlich in alle grossen Ereignisse dieses Jahrhunderts verwickelt. Während er unterwegs seinen Schnaps trinkt, erinnert er sich an manch eine Begegnung aus seinem hundertjährigen Leben: Er hat im Laufe seines Lebens fast alle wichtigen politischen Persönlichkeiten der Weltgeschichte getroffen und mit ihnen – nicht nur einen – Schnaps getrunken.
Der Schelmenroman ist als derbes Loblied auf den einfachen Mann inszeniert
Wenn auch vieles – wie im Buch – arg an den Haaren herbeigezogen wirkt, so verstehen wir doch bald, dass dieser naive Schelm nicht alles nur geträumt haben kann: Als er gleich zu Beginn der Busreise unter merkwürdigen Umständen zu einem Geldkoffer kommt, beginnen wir zu ahnen, dass seine Reise weiter führen wird als in die nächste Kneipe. Bald wird er von einer ganzen Bande verfolgt.
Der Schelmenroman von Jonas Jonasson, in Deutschland ein Bestseller, in Schweden bereits ein nationales Denkmal, ist jetzt von Regisseur Felix Herngren als Loblied auf den einfachen Mann mit rücksichtsloser Derbheit inszeniert worden. Neben dem Komiker Robert Gustafsson hat fast die ganze alte Garde der schwedischen Theaterleute dem Buch zum spektakulärsten Kinostart der schwedischen Filmgeschichte verholfen.
Wer die Anarchie der alten Herren wirklich geniessen will, sollte also tunlichst die deutsche Synchronfassung meiden. Wer den alten Schweden an den Lippen hängt, darf ein wenig jenes Gefühl erleben, das Tom Robbins einst so formulierte: «It’s never too late to have a happy childhood.» Das kann in jedem Alter damit beginnen, dass man aus einem Fenster klettert.
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Der Film läuft im kult.kino Camera, Pathé Küchlin 3 und Rex 1.