Mit «Plan B 1.0» entlässt die Medien- und Theater-Falle Computerspiel-Figuren in die reale Welt und führen das mitspielende Publikum auf eine amüsante und anregende Theater-Schnitzeljagd und auf eine sinnliche Spurensuche.
Knapp geschafft! In allerletzter Sekunde konnten wir Jimmy retten. Wir, das ist eine kleine Gruppe von Medienleuten und Mitarbeiterinnen der Medien- und Theaterfalle auf einem Probedurchlauf des transmedialen Theaterprojekts «Plan B 1.0 – Episode Jimmy». Jimmy ist die Figur aus einem Adventure-Sci-Fi-Game, die aus der virtuellen in die reale oder besser – weil es eben um Sci-Fi geht – in die physische Welt entsprungen ist.
Wie wir Jimmy gerettet haben, soll beziehungsweise darf hier nicht verraten werden. Denn in «Plan B 1.0» schaut sich das Publikum – sofern man es noch als solches bezeichnen kann – kein Theaterstück an, sondern ist Teil einer Spielanordnung. Es geht darum, verschiedene Aufgaben beziehungsweise Rätsel zu lösen, um ans Ziel zu gelangen oder erst einmal überhaupt vorwärts zu kommen.
Jimmy hat ein Riesenproblem
Der Plot ist eine Mischung aus munterem Abenteuerspiel und verzwicktem Sci-Fi Thriller. Beim Ausgangspunkt, dem Kulturbüro Basel, begegnet die auf jeweils vier Mitspielerinnen und -spieler begrenzte Gruppe eben diesem Jimmy, der – gänzlich aus dem Häuschen geraten – eine ausgesprochen abenteuerliche Geschichte erzählt, garniert mit der beschwörenden Bitte: «Ihr müsst mir helfen!»
Jimmy, so ist zu erfahren, besitzt die ausserordentliche Gabe, allein über eine Berührung alle relevanten Daten aus einem Menschen herausholen zu können. Um sich diese Gabe zunutze zu machen, haben düstere Mächte Jimmy operativ zum Instrument umgepolt, was wiederum mit der unangenehmen Nebenwirkung verbunden ist, dass gleichzeitig ein Countdown zu seinem Ableben ausgelöst wurde.
Mit dem ipad durchs Kleinbasel
Kaum ist diese Vorgeschichte erzählt, ist Jimmy auch schon wieder weg. Auf der Flucht natürlich. Und die Gruppe, die soeben noch aus gespannten Zuhörerinnen und Zuhörern bestand, muss mit Hilfe eines iPads ihren Weg durch das Dickicht des Stücks beziehungsweise des Spiels ergründen.
Zum weiteren Ablauf des rund 90-minütigen Parcours soll hier nur soviel verraten werden, dass er auf unterschiedliche Art und Weise zu mehreren bekannten und weniger bekannten Orten im Kleinbasel führt. Diese Orte gilt es über Rätsel, die mit der Geschichte von Jimmy (der übrigens sein Gedächtnis verloren hat) zu tun haben, erst einmal herauszufinden.
Sonderlich tiefgründig ist das von Sarah Gärtner entwickelte und inszenierte Spiel nicht. Aber, was solls: Die transmediale Schnitzeljagd bereitet auch oder gerade Menschen Spass, denen eine entsprechenden Beschäftigung zuhause vor dem Bildschirm vielleicht weniger zusagt. Und man wird erst noch zum locker-angeregten gruppendynamischen Prozess angeregt. Und das ist doch schon einmal ganz schön viel.
Ruhiges Gegenstück: «Episode Sue»
Im leeren Atelier von Sue (Bild: Dominique Spirgi)
Als Gegenstück zum actiongeladen Jimmy-Parcous eröffnet das zweite Projekt im Rahmen von «Plan B 1.0» – ihr Titel lautet «Episode Sue» – einen ruhigen und sinnlichen Zugang zu einer ebenfalls geheimnisvollen Person. Sie heisst, wie der Titel der Episode besagt, Sue, ist Galeristin – und von der Bildfläche verschwunden.
In ihrem Geheim gehaltenen Atelier in der Markthalle begeben sich die Besucherinnen und Besucher allein oder in einer Gruppe auf Spurensuche. Die liebevoll und hintersinnig zusammengestellte szenische Installation lädt zu einer Recherche ein, die –soviel sei verraten – auf ganz und gar analogem Weg herausfinden lässt, warum und wohin diese Sue verschwunden ist.
«Plan B 1.0»
Ein transmediales Episodenspiel im öffentlichen Raum
Episode Jimmy (Treffpunkt: Kulturbüro Basel) und Episode Sue (Markthalle Basel)
Premiere: Dienstag, 27. Mai, ab 11.30 (Sue) und 17 Uhr (Jimmy)
Weitere Termine bis 10. Juni (Abschlussevent)
Reservationen hier.