«An»: Das Geheimnis roter Bohnenpaste

Es muss nicht immer Action sein: Mit «An» läuft in den Kinos ein Film, der uns innehalten lässt.

Sentaro und seine beste Kundin, die Schülerin Wakana.

(Bild: ©filmcoopi)

Es muss nicht immer Action sein: Mit «An» läuft in den Kinos ein Film, der uns innehalten lässt.

Zuhause schmeckts am besten. Was wohl daran liegt, dass das Essen von Mutter (oder Vater) mit viel Liebe zubereitet wird. Denn Essen, um das sich keiner kümmert, schmeckt fad.

Das muss auch Sentaro erfahren, der als Geschäftsführer einer Imbissbude am Stadtrand von Tokio waltet. Dort fertigt er Tag für Tag kleine Teigkuchen an, genannt Dorayaki. Seine Stammkundschaft besteht aus Schülerinnen, die das pfannkuchenähnliche Gebäck, das mit einer süssen Bohnenpaste gefüllt wird, lieben.

Doch Sentaro hat ein Problem: Er mag Süsses nicht. Und hat darum noch kein Dorayaki je fertig gegessen. Doch er führt den Imbissstand auch nicht freiwillig, sondern weil er dem Besitzer Geld schuldet. Bis ans Lebensende wird er da wohl schuften müssen. Wen wundert da, dass der Koch tagtäglich mit hängenden Mundwinkeln am Herd steht?

Kochen mit Hingabe

Das Herzstück eines Dorayaki ist die Bohnenpaste. Bei Sentaro kommt diese aus einer grossen Metallbox und ist industriell gefertigt. Schmecken tut sie nicht wirklich. Doch sie wurde ja auch nicht mit Hingabe und Respekt zubereitet.

Man müsse den Bohnen zuhören, wenn sie im Topf aufquellen, sagt Tokue, eine 76-jährige Frau, die eines Tages hereinschneit und Sentaro beibringen will, wie man die Bohnenpaste richtig kocht.




Nicht nur Bohnenpaste, auch die Pfannküchlein bereitet Tokue mit Hingabe zu. (Bild: ©filmcoopi)

Dafür steht man vor Sonnenaufgang auf, denn die richtige Zubereitung erfordert Zeit. Und manchmal, da muss man die Bohnen auch mal ruhen lassen, damit sie sich erholen können. Sentaro mag darob zunächst den Kopf schütteln, doch das Resultat überzeugt nicht nur ihn und er isst erstmals einen Dorayaki zu Ende, sondern auch die Kundschaft.

Mit Tokue kehrt in der kleinen Imbissbude das Glück ein. Ein kleiner Planet unter Kirschbäumen, die in Japan als Sinnbild für das Leben gelten. Doch nichts ist perfekt, auch die Blüten des Kirschbaumes fallen, und so zerfällt auch das kleine Glück in der Imbissbude.

Mit Tokue kehrt in der kleinen Imbissbude das Glück ein. Ein kleiner Planet unter Kirschbäumen, die in Japan als Sinnbild für das Leben gelten.

Schuld daran ist einerseits eine Krankheit Tokues, die ihre Hände verunstaltet und bei der Kundschaft die Ängste schürt. Die Frau des Besitzers trägt ausserdem dazu bei, dass das kurze Glück Sentaros nicht von Dauer ist.

Ein Film, der atmet

Tokue, die alte Frau, die in ihrem Leben schon so manches gesehen hat, mag die Hoffnung aber nicht aufgeben. Wie der Kirschbaum jeden Frühling neue Blüten treibt, so sieht auch sie immer das Gute.

Allzu leicht hätte Regisseurin Naomi Kawase ins Esoterische abdriften können mit ihrem stillen Film, der auf jede Handbewegung und selbst auf das Atmen achtgibt. Doch es geschieht nicht, sondern macht immer kurz vorher halt. So ist «An» schlicht eine Herausforderung geworden, für zwei Stunden innezuhalten. Und danach den Kleinigkeiten im Leben wieder mehr Beachtung und Hingabe zu schenken.

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«An – Von Kirschblüten und roten Bohnen» läuft u.a. in Basel in den kult.kinos. Und weil Sie bestimmt nach dem Film Ihre eigenen Dorayaki versuchen wollen: Hier ein mögliches Rezept für den Teig und eines für Anko – die Bohnenpaste.

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