Andreas Beck verlässt ein hervorragend aufgestelltes Theater Basel

Direktor Andreas Beck hat das Theater Basel wieder in die Champions League der deutschsprachigen Bühnen katapultiert. Für den Ligaerhalt werden ab 2020 andere sorgen müssen. Zum grossen Bedauern der Theaterverwaltung und des Ensembles hat er seinen Fünfjahresvertrag nicht verlängert.

Andreas Beck wird das Theater Basel 2020 nach fünf Jahren Direktionszeit verlassen. (Bild: Regina Hügli)

Angesagt war eine Medienkonferenz zum Geschäftsbericht 2016/2017 des Theater Basel. Wer bereits im Vorfeld darin geblättert hatte, musste eigentlich mit strahlenden Gesichtern rechnen. Doch dann war allenfalls ein sehr zurückhaltendes Lächeln zu sehen, als Theaterdirektor Andreas Beck, Verwaltungsratspräsident Samuel T. Holzach und Verwaltungsdirektorin Danièle Gross auf dem Podium Platz nahmen.

Dabei hatten sie höchst erfreuliche Zahlen zu vermelden: Das Theater Basel befindet sich inhaltlich und vom Publikumsaufmarsch her gesehen im Aufwind.

Die nicht so gute Nachricht kam hinterher: Theaterdirektor Andreas Beck kündigte an, dass er seinen Fünfjahresvertrag in Basel nicht verlängert hat. Somit wird er das Dreispartenhaus 2020 verlassen. Wohin, wollte er nicht sagen. Nur so viel: «So schön die Kontinuität im Theater auch scheint, ist doch die Abwechslung das eigentliche Wesen unserer Zunft.»

Diese Ankündigung hinterliess betretene Gesichter. Das sei auch so gewesen, als er seinen Abschied in zweieinhalb Jahren gegenüber dem Ensemble und der restlichen Belegschaft bekannt gegeben hatte, sagte Theatersprecherin Ingrid Trobitz im Anschluss an die Medienkonferenz.

Abgang bedauerlich, aber nicht überraschend

Dass der Mann, der das Basler Dreispartenhaus wieder ganz nach oben in die Champions League der deutschsprachigen Theaterlandschaft katapultiert hat, nach fünf Jahren gehen wird, mag bedauerlich sein. Sonderlich überraschend ist es aber nicht.

Denn sein Ruf als Theaterzauberer hat sich längst weit über Basel hinaus verbreitet. Und ist auch dort angekommen, wo man sich ebenfalls einen berauschenden Aufbruch wünscht. Dazu gehören grosse Häuser in Theatermetropolen wie München (Residenztheater) oder Berlin (Deutsches Theater). Beck dürfte Angebote erhalten haben, zu denen er kaum Nein sagen kann.

Die Nennung dieser Häuser ist hier noch reine Spekulation. Aber bereits das ehrwürdige Wiener Burgtheater hatte seine Hand nach Beck ausgestreckt (sich dann aber anders entschieden). Immerhin konnte er das goldene Verdienstkreuz der Stadt Wien entgegennehmen.

Die Situation hier und jetzt erinnert an die 1990er-Jahre. Damals hatte Frank Baumbauer das Theater Basel zur stilbildenden und deshalb weitum beachteten Bühne ersten Ranges veredelt. Nach fünf Jahren folgte er dem Ruf ans grosse Hamburger Schauspielhaus.

Wachsende Zuschauerzahlen

Doch nun zu den Zahlen und Fakten, die eigentlich Hauptinhalt der Medienkonferenz hätten sein sollen und einzig in einem Punkt nicht erfreulich ausfielen: beim Betriebsverlust von fast 60’000 Franken, der allerdings durch die Reserven aufgefangen werden kann.  

Grund für den Verlust sind sinkende Einnahmen. Diese sind aber nicht auf sinkende Zuschauerzahlen zurückzuführen, sondern die Folge einer Verlagerung auf das billigere Schauspielhaus.
Ansonsten ging es fast überall steil aufwärts: In der Spielzeit besuchten 172’013 Zuschauer die insgesamt 560 Vorstellungen im Theater (im Jahr zuvor waren es 166’347 Besucher in 529 Vorstellungen).

Ein Vergleich mit absoluten Zahlen ist allerdings nur bedingt aussagekräftig, weil die Spielzeit 2015/2016 wegen den Umbauarbeiten fünf Wochen kürzer war als die vergangene Saison.

Die Auslastungszahlen lassen sich aber durchaus gut vergleichen: Die durchschnittliche Auslastung stieg von 65,1 auf 68 Prozent. Dazu kam ein ganzer Katalog von Auszeichnungen und Festivaleinladungen, die alle aufzuzählen den Rahmen dieses Berichts sprengen würde.

Besonders markant gestiegen ist die Auslastung im Schauspiel: um 14,5 Prozentpunkte auf 62,7 Prozent. Die grossen Renner der Spielzeit waren Simone Stones Bearbeitung von Tschechows «Drei Schwestern» (94,7 Prozent Auslastung) und Stefan Bachmanns Inszenierung von Schillers «Tell» (95,7 Prozent).

Nicht ganz so erfolgreich war die Opernsparte. Hier sank die Auslastung von 68,4 auf 62,8 Prozent. Spitzenreiter war «Satyagraha» von Philip Glass (83,7 Prozent), während Mozarts Dauerbrenner «Don Giovanni» an zweiter Stelle mit 76 Prozent ziemlich weit hinterherhinkte. 

Etwas an Zuschauern verloren hat auch das Ballett. Diese Sparte ist mit einer durchschnittlichen Auslastung von 73,6 Prozent (im Vorjahr: 81,8 Prozent) aber immer noch die erfolgreichste.

Quantensprung im Schauspielhaus

Auch für die laufende Spielzeit konnte Andreas Beck Erfreuliches berichten. So hält der Aufwärtstrend vor allem im Schauspielhaus an. Bis Anfang Woche erreichte die Auslastung im Schauspielhaus den phänomenalen Wert von 90,67 Prozent. Dazu hat die Tanzproduktion «Shechter/Arias» massgeblich mitgeholfen.

Die Gesamtauslastung auf allen Bühnen liegt im Moment bei fast 71 Prozent. Auch dies bedeutet einen markanten Anstieg um 15 Prozent. Allerdings stand das Theater in der Vergleichsperiode der vergangenen Spielzeit noch nicht sonderlich gut da. «Wir hatten im Herbst 2015/2016 trotz guter Produktionen einen eher schleppenden Spielzeitauftakt», sagte Beck. Im Winter zogen die Zuschauerzahlen dann spürbar an.

Wenn sich diese Tendenz auch auf die laufende Spielzeit übertragen lässt, dann stehen dem Theater Basel höchst erfreuliche Zeiten bevor – dies in einem Jahr, in dem die wichtigen Subventionsverhandlungen mit dem Kanton Basel-Stadt anstehen. Und man wird die Aussicht darauf, dass Beck 2020 gehen wird, umso mehr bedauern.

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