Art Basel will sensible Daten

Die Art Basel lädt Kunstsammler neu selber ein. Die Adressen müssen die Galerien liefern – sie tun es zähneknirschend.

Künftig soll den Galeristen der Art Basel an zwei Previewtagen noch mehr Zeit für ihre Kunden zur Verfügung stehen. (Bild: Courtesy of Art Basel)

Die Art Basel lädt Kunstsammler neu selber ein. Die Adressen müssen die Galerien liefern – sie tun es zähneknirschend.

In diesen Tagen flattern Eintrittskarten für die Art Basel, die am 12. Juni beginnt, in die Briefkästen zahlreicher Kunstsammler auf der ganzen Welt. Es sind allerdings keine normalen Tickets, sondern VIP-Karten. Sie berechtigen dazu, die Messe bereits am Dienstag oder Mittwoch, zwei Tage vor dem Laufpublikum, zu betreten. Die Vernissage, bis anhin jeweils am Dienstagabend, findet deshalb neu erst am Mittwochnachmittag statt.

Besucher wie Galeristen müssen sich somit in diesem Jahr umgewöhnen. Die Einführung des zweiten Preview-Tages sei auf Wunsch der ausstellenden Galerien vorgenommen worden, sagt Art-Basel-Sprecherin Dorothee Dines. Und diesen zweiten Tag begrüssen die Galerien denn auch: Wer in den letzten Jahren zu den Previewzeiten die Art Basel besucht hat, weiss, dass ein ruhiges Gespräch zwischen Sammler und Galeri­sten kaum mehr hat stattfinden können – zu voll waren die Gänge und Stände jeweils schon vor der eigentlichen Türöffnung. So weit, so gut. Eine zweite Änderung des Reglements jedoch kommt weniger gut an.

Mehr Exklusivität

Denn um noch mehr Exklusivität gewährleisten zu können, wird ab sofort rigide selektiert. Zwar entspricht die Anzahl der ausgegebenen Preview-Tickets der Anzahl der Vorjahre, doch sollen sie auch wirklich die wichtigsten Sammler erreichen. Mit den personalisierten VIP-Karten ist ein erster Schritt getan, um das Verschenken von unpersönlichen Eintrittskarten zu verhindern und somit «ungebetene Gäste» in den exklusiven Stunden fernzuhalten.

Zur Kontrolle versendet die Art Basel die Einladungen ab sofort gleich selber. Früher taten dies die Galeristen. Und sie taten es gern, denn welcher Galerist überreicht nicht gerne eine Exklusiv­einladung an seine wichtigsten und treuesten Sammler? Neu aber müssen sie die Namen und Adressen derjenigen Kunden, die sie einladen wollen, der Art Basel zur Verfügung stellen. Und weil gewisse Sammler mehrfach genannt werden, gibt jede Galerie mehr Namen an, als sie tatsächlich Tickets zu vergeben hat.

Die Art Basel gleicht die Listen ab und verschickt schliesslich die VIP-Karten an die ausgewählten Kontakte. So wird ­sichergestellt, dass jeder Sammler nur eine Karte erhält – auch wenn er von mehreren Galerien nominiert wurde.

Diese Form der Neuorganisation wirft bei einigen Galeristen Fragen auf. Dass sie die streng vertraulichen Adressen ihrer wichtigsten Kunden hergeben müssen, ist ein Punkt, der manch einen verunsichert. Man wisse schliesslich nicht genau, was die Messe mit den gesammelten Adressen mache. Es bestehe kein Grund zur Sorge, versucht Art-Sprecherin Dines die Bedenken zu zerstreuen: «Die Adressen werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergeleitet.»

Weniger Kundenkontakt

Derlei versichert, stossen sich einige aber immer noch an einem anderen zentralen Punkt, der die Beziehung zum eigenen Kunden betrifft: dass die Art Basel in ihrem Versand nämlich nicht erwähnt, welchem Galeristen der Sammler die Einladung an die Messe zu verdanken habe. «Die Galerien sind es, die der Art Basel die Kundschaft verschaffen», sagt ein Galerist, der anonym bleiben möchte, um sein Verhältnis zur Messe nicht zu belasten. «Da wäre es nur anständig, dass man die versendeten VIP-Karten mit einer Galerie in Verbindung bringen kann.»

Bei der Art Basel ist man sich jedoch auch in diesem Punkt keines Problems bewusst. «Unsere Aussteller stehen in regelmässigem Kontakt mit ihren wichtigsten Kunden und können diese auch weiterhin darüber informieren, dass ihre Galerie sie für eine VIP-Karte nominiert hat», argumentiert Dorothee Dines. Einen zusätzlichen Aufwand würde das für die Galeristen tatsächlich nicht bedeuten – schliesslich werden Einladungen sowieso verschickt. Problematisch aber ist, dass die Galeristen nicht darüber informiert werden, welche der von ihnen nominierten Sammler tatsächlich eine Karte erhalten. Und so bleibt das ungute Gefühl zurück, statt Kunde nur noch Dienstleister der Messe zu sein.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 20.04.12

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