Aufstockung ja – aber wohin soll das Geld?

Nach dem Beschluss des Grossen Rats kommt die Aufstockung der Filmförderung wahrscheinlich zustande. Doch wem soll das Geld zugute kommen? Wir haben Basler Filmemacher gefragt.

Ein Filmbüro, wo die Fäden der Basler Szene zusammenlaufen, wünschen sich viele. (Bild: Hansjörg Walter)

Nach dem Beschluss des Grossen Rats kommt die Aufstockung der Filmförderung wahrscheinlich zustande. Doch wem soll das Geld zugute kommen? Wir haben Basler Filmemacher gefragt.

Philippe Bischof gehts gerade richtig gut. Frühling, ja ja, sagt der Basler Kulturchef am Telefon, aber dass der Grosse Rat die Aufstockung der audiovisuellen Förderung auf jährlich 2,75 Milionen Franken gutgeheissen hat, freut ihn doch sehr. Bis anhin sind es 500’000 Franken gewesen, wodurch Basel als Filmstadt nicht mithalten konnte, verglichen mit Bern (3 Millionen) oder gar mit Zürich (10 Millionen).

Zwar ist der Beschluss des Grossen Rats noch davon abhängig, ob auch die basellandschaftliche Regierung eine Aufstockung um jährlich 150’000 Franken beschliesst, doch die Stimmung steht bereits auf Umsetzung. Man werde sich dieses Jahr viel mit den Basler Filmemachern zusammensetzen, sagt Philippe Bischof, um die Umsetzung auszutüfteln – Zeit, bei diesen scho nmal nachzufragen.

Anhebung des Maximalbeitrags pro Film

Mehr als 50’000 Franken pro Projekt waren in Basel bisher nicht zu haben. Zum Vergleich: In Zürich sind es eine Million, in der Romandie 400’000. Wie misslich das ist, beschreibt Giacun Caduff im Gespräch: Man kriegt beispielsweise für ein grosses Spielfilmprojekt vom SRF und vom BAK jeweils eine halbe Million zugesprochen. Das Geld bekommt man aber nur unter Auflagen, die man bei einer regionalen Förderung von 50’000 nicht erfüllen kann.

Dazu Philippe Bischof: «Die Obergrenzen sind ein wichtiges Thema, das wir noch nicht abschliessend diskutiert haben. Im Einzelfall soll ein Filmprojekt mit bis zu einer halben Million Franken unterstützt werden können.»

Wer wird gefördert?

Basel hat sich auf die Fahnen geschrieben – bisher wie zukünftig –, breit zu fördern. Vom grossangelegten Spielfilm über den Dokfilm bis zum experimentellen Kunstfilm. Gerade die letzten beiden seien «starke Basler Tradition», sagt Bischof. Um für die teuren Spielfilme besser aufgestellt zu sein, wird künftig der Swisslos Fonds herangezogen.

Das Auswahlverfahren besorgt weiterhin eine Kommission, und das stösst auf Zustimmung: «Der Wettbewerb muss ein Stück weit hart sein», sagt Caduff, «es ist eine Menge Geld, um das man sich bewirbt.» Doch teilt er mit anderen die Meinung, dass den Nachwuchsfilmern mehr Aufmerksamkeit zukommen muss. Wer in diese Richtung weit denkt, ist der Tontechniker Patrick Becker. Gerade die Leute, die noch keine Ahnung vom professionellen Geschäft haben, findet er interessant. «Man muss kleine Ideen ernst nehmen», sagt er, «denn es spricht für sie, dass sie nicht systemkompatibel sind.»

Gregor Brändli, der Film- und Theater-Allrounder, kennt den Gedanken gut, wegen der besseren Bedingungen nach Zürich zu zügeln – auch wenn er in Basel geblieben ist, da er die Stadt als Arbeitsplatz schätzt. Ob die Leute und Firmen, die Basel bereits verlassen haben, wieder zurückkommen, könne man bezweifeln, aber umso wichtiger sei es, gute Voraussetzungen für die Jungen zu schaffen.

Mehr Austausch in der Szene

In Basel soll eine Szene entstehen, das wünschen sich viele. Auch wenn sich hier in den letzten fünf Jahren viel getan hat, nehmen sich viele Filmer gegenseitig eher als einzelne Köpfe wahr. «Man kennt sich, wenn man sich kennt», sagt Patrick Becker, «aber viel Austausch gibt es nicht.»

Daher haben mehrere Leute den ähnlichen Wunsch: Ein Filmbüro für Basel, wie es andere Städte bereits haben. So eine Anlaufstelle könnte die Leute zusammenbringen, die es für ein Projekt braucht, sie könnte im Drehbewilligungsdschungel weiterhelfen, könnte Drehorte vermitteln und so fort. Das senkt die Hürde für Neueinsteiger, aber auch für Leute, die von ausserhalb kommen: «Wenn man etwa in Lausanne arbeitet und eine Szene am Rhein drehen will», sagt Giacun Caduff, «machen es viele Leute lieber doch nicht, weil der adminsitrative Aufwand zu gross ist.»

Den Verein Balimage gibt es zwar bereits, doch setzt er sich vor allem für die Förderung des Films ein, weniger für Vermittlung und Austausch.

Promo unterstützen: Die Bevölkerung soll vom Basler Film erfahren.

Auch dieser Wunsch kommt von vielen, besonders von Stella Händler, Leiterin der Produktionsfirma Freihändler: Häufig reiche nach der Filmproduktion das Geld nicht mehr, um den Film noch gut zu vermarkten, auch die Verleihfindung sei aufwendig. Die meisten Menschen hätten kaum auf dem Schirm, dass es in Basel überhaupt ein Filmschaffen gibt. «Das hat sich in den letzten fünf Jahren bereits geändert, muss aber mehr werden», sagt sie. Neben der Promounterstützung denkt sie an Events und Filmreihen in Kinos, keine grossen neuen Festivals, davon habe es genug, sondern kleine Veranstaltungen, die den Basler Film präsent sein lassen. 

Philippe Bischof denkt bereits in ähnliche Richtungen, wenn er sagt: «Die Produktion von Filmen zu unterstützen allein reicht nicht. Auch die Vermittlung und Verbreitung von Filmen müssen wir fördern.»

Gretchenfrage: Wie regional soll die Förderung sein?

Auch im neuen Fördermodell wird ein Prozentteil des Geldes, das einem Projekt zugesprochen wird, an Basler Filmschaffende fliessen müssen. Darin lag ein zentrales Argument, das der Aufstockung durch den Grossen Rat geholfen hat, nämlich dass das insvestierte Geld in der Region bleibt. Patrick Becker wünscht sich einen ganz anderen Ansatz: Was kümmere es ihn, aus welcher Ecke des Landes das Team eines Films komme? Und wenn ein regionaler Film gefördert werde, dann müsse egal sein, wo der Film spielt. Auf keinen Fall also ein Basler Kino nur über Basel.

Kulturchef Philippe Bischof selbst befindet sich im Zwiespalt. «Ich habe kein regionalistisches Bild von Kulturförderung», sagt er, zugleich unterstützt er den Ansatz, dass Basler Geld auch Basler Filmemachern und der hiesigen Filmproduktion zugutekommt. Die entscheidende Frage ist daher, wie hoch der Anteil sein soll, der bei einer Finanzierung an Leute aus der Region gehen muss. Man werde die entsprechende Höhe definieren und ausprobieren, um sich in drei bis vier Jahren bei einer sinnvollen Quote einzupendeln.

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