Aus vollen Kehlen

Am Samstagnachmittag hiess es in der Basler Innenstadt: «Singe uf dr Stroos». Das Europäische Jugend Chor Festival, das seit dem 16. Mai an zahlreichen Orten in Basel und im Baselbiet stattfindet, lockte viel Publikum an. Ein paar Eindrücke.

Mädchenchor Estonia aus Estland

Am Samstagnachmittag hiess es in der Basler Innenstadt: «Singe uf dr Stroos». Das Europäische Jugend Chor Festival, das seit dem 16. Mai an zahlreichen Orten in Basel und im Baselbiet stattfindet, lockte viel Publikum an. Ein paar Eindrücke.

Das angestimmte Pianissimo wurde durch die Luft zu den aufmerksamen Ohren getragen, so, wie man es selten hört: mit einer glasklaren Intonation und einer Feinheit gesungen – wie aus Engelskehlen. So startete der Kubanische Jugendchor «Solfa» der Schola Cantorum Coralina aus Havanna im Innenhof des Rathauses in den stimmgewaltigen Nachmittag. Kuba ist diesjähriges Gastland des Europäischen Jugendchor Festivals.

Die Zuschauer und Zuschauerinnen, darunter auch viele ältere Chorliebhaber, drängten sich dicht, beim Eingang war kein Durchkommen mehr, auch auf den Treppen und Terassen standen die Menschen eng nebeneinander, um den exotischen Klängen zu lauschen. Mit Tanzeinlagen, humorvoller Choreografie, Strohhüten und schönen weissen Flamencokleidern begeisterten die jungen Kubaner und Kubanerinnen. Erstes Fazit: «Cha-cha-cha» gefällt auch als Chorversion. Das Rathaus fungierte dabei als natürlicher Klangverstärker, die Akustik war phänomenal.

Dicht gedrängt

An anderen Orten war das leider nicht der Fall: So sang auf dem Barfüsserplatz die Mädchenkantorei Basel zur Begleitung eines Live-Pianisten den Weather-Girls-Hit «It’s raining men». Die Bühne war jedoch unglücklich an der Fassade der Barfüsskirche platziert, die Zuhörer drängten sich dicht vor der Bühne. Wer unten auf dem «Barfi» stand, sah leider nicht viel von dem animierten Chorgesang, geschweige denn, dass der offene Platz die Töne kanalisierte. Zudem fehlte Licht auf der Bühne, die einzelnen jungen Sänger und Sängerinnen standen im Dunkeln.

Aufgefallen ist: viele Chöre arbeiten mit Bewegungen, ja haben ganze Choreografien einstudiert: So auch der Estnische Chor, ein reiner Mädchenchor. Die in farbigen Gewändern singenden jungen Frauen bewegten sich wie Synchronschwimmerinnen auf dem Trockenen – mit absoluter Präzision und Sicherheit. Der Liestaler Gymchor nahm es da etwas lockerer: er arbeitete mit vielen Bewegungen der Hände. Ein stimmiges Happening für Jung und Alt, das noch bis zum späten Nachmittag die Innenstand mit den Gesängen aus 1400 Kehlen füllte.

  • Hier bei uns können Sie auch das Interview mit Festivalleiterin Kathrin Renggli lesen. 
  • Das Festival dauert bis am 20. 5. 2012. Das voll­ständige Programm ist unter www.ejcf.ch abrufbar.

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