Mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung gedenkt das Museum Tinguely Eva Aeppli, der Künstlerin und ehemaligen Lebensgefährtin von Jean Tinguely. Sie ist am 4. Mai gestorben.
Die Ansammlung von Totenschädeln und Menschenknochen auf dem in düsteren Grautönen gehaltenen Ölgemälde geht unter die Haut. «Champs des Tulipes» nannte Eva Aeppli das Gemälde, auf dem sie 1961 Erinnerungen an die schrecklichen Bilder aus den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten auf Leinwand brachte.
Gleich daneben tauchen die Schädel auf einem zweiten Gemälde wieder auf. Aber dieses Mal verströmen sie keinen Schrecken, ja sie wirken vor dem tiefroten Hintergrund und einem Himmel mit lilafarbenen Konfetti beinahe fröhlich, worauf auch der Titel «La Fête» hinweist.
Gemälde, Figuren, Bronzeköpfe
Es ist eine kleine Auswahl an Werken, die das Museum Tinguely im Gedenken an die am 4. Mai verstorbene Künstlerin und Lebensgefährtin von Jean Tinguely in einem Raum auf der Galerie zeigt. Aber es ist eine Auswahl, die viel über ihr künstlerisches Werk aussagt. Konkret sind es Beispiele aus drei Werkgruppen: neben den Ölgemälden eine Gruppe von Stoff-Figuren und eine Reihe von Bronze-Abgüssen von Köpfen, die im ursprünglichen Original ebenfalls aus Stoff gefertigt worden sind.
Zu sehen ist eine Gruppe mit fünf menschengrossen Stoff-Figuren, die zu einem Markenzeichen von Eva Aepplis Werk geworden sind. «Die fünf Witwen» hat sie diese Gruppe genannt. Zu sehen sind fünf, auf Stühlen sitzende, schwarze und spindeldürre Frauenfiguren in wallenden Gewändern. Mit ihren geschlossenen Augen und zusammengepressten Lippen scheinen sie leidend auf den Tod zu warten, ohne aber würdelos und vergrämt zu wirken.
Die Gegensätze oder zuweilen das Miteinander von düsterer Endzeitstimmung und beinahe heiterem Totentanz, von Leben und Sterben sind wie ein roter Faden im Werk von Eva Aeppli, das in der Öffentlichkeit viel weniger stark zur Kenntnis genommen worden war als das Schaffen ihrer Freunde Tinguely, Daniel Spoerri oder Niki de Saint Phalle.
Im Schatten ihres berühmten Ehemanns
Das mag unter anderem auch daran gelegen haben, dass es Aeppli schwerfiel, aus dem grossen Schatten herauszutreten, den ihr omnipräsenter Ehemann geworfen hatte. Ende der 1940er-Jahre kam sie in Basel mit Jean Tinguely zusammen. 1950 kam ihre gemeinsame Tochter Miriam zur Welt. Ihre Tochter zurücklassend zogen sie nach Paris in die berühmte Künstlerkolonie an der Impasse Ronsin.
1960 trennte sich das inzwischen verheiratete Paar in Freundschaft. Und während Tinguely mit Niki de Saint Phalle zusammenkam und mit ihr seinen internationalen Durchbruch als Künstler erlebte, heiratete Aeppli den reichen amerikanischen Anwalt Samuel Mercier.
Keine Künstlerin des Todes
Dass Eva Aeppli immer wieder als Künstlerin des Todes dargestellt wurde, stört den Kurator der Ausstellung, Andres Pardey. Zurecht, wie die Ausstellung zeigt. Denn auch wenn den Werken etwas Düsteres anhaftet, mit der Qualifizierung als künstlerische Dokumentaristin des Todes wird man Aeppli keineswegs gerecht.
Dass Aeppli eine Person war, die offensichtlich Freude am Leben hatte, zeigt auch die Auswahl an Fotografien, die neben den Werkgruppen ausgestellt sind. Zu sehen ist eine ausgesprochen hübsche Frau, die eine mädchenhafte Fröhlichkeit ausstrahlt. Mit einem charmanten Lachen, das zuweilen vielleicht auch etwas gebrochen wirkt. So wie ihr Werk, das den Tod und das Leiden als natürliche Brüche im Leben darstellt.
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«Eva Aeppli» im Museum Tinguely. Die Ausstellung läuft bis am 1. November 2015.