Basels Video-Parcours startet in die zweite Runde

Nach der erfolgreichen Pilotphase zeigt «videocity.bs» dieses Jahr wieder Videokunst über die ganze Stadt verteilt. Heute Dienstag ist Vernissage.

Die zwei jüngsten Teilnehmer Roman Menge und Daniel Künzler besteigen verbotene Terrains - zu sehen im Schaufenster der Confiserie Bachmann an der Gerbergasse 51.

Nach der erfolgreichen Pilotphase zeigt «videocity.bs» dieses Jahr wieder Videokunst über die ganze Stadt verteilt.

Während der Art Basel wird die Stadt nicht nur zum Messe-Mekka, auch kleinere unkommerzielle Projekte spriessen für kurze Zeit aus dem Boden und zeigen Kunstprojekte im Stadtraum. Eines dieser Projekte ist «videocity.bs», eine Art Freilicht-Museum für Videokunst.

«Wir wollen kostenlos Inspiration und neue Blickwinkel auf die Stadt ermöglichen», sagt Kuratorin und Initiantin Andrea Domesle. Dazu hat sie sich zusammen mit einem kleinen Team elf Standorte in der Stadt ausgesucht, in denen Videoarbeiten von Künstlern aus der ganzen Schweiz zu sehen sind. Das Konzept ist dasselbe wie letztes Jahr: Fachleute aus der ganzen Schweiz schlagen Videokünstler vor, die dann vom «videocity.bs»-Team zusammen mit Leuten von verschiedenen Geschäften in Basel platziert werden.

So wird Videokunst an Orten gezeigt, die man nicht unbedingt mit Kunst in Verbindung bringen würde: In der Bank CIC am Marktplatz zum Beispiel sind auf dem Bildschirm neben dem Geldautomat nicht die üblichen Börsendaten aufgereiht, sondern prangt der Kopf eines jungen Mannes. Es ist eine Videoarbeit der Churer Künstlerin Ursula Palla, der ihren Sohn, kurz bevor er aufs Dirt Bike steigt, in Nahaufnahme zeigt.

Motorräder für die Manager, Kletterer für die Confiserie

«Die Auswahl der Werke sagt durchaus etwas über die Geschäfte aus, in denen sie ausgestellt werden», sagt Domesle und fügt augenzwinkernd an: «Der CIC haben wir lauter Videos mit Blumen oder Tieren geschickt, sie wollten aber unbedingt dieses eine mit dem konzentrierten jungen Sportler.» Jung, dynamisch und konzentriert passe halt gut zu all den Managern.

Ähnlich verhielt es sich auch in der Confiserie Bachmann: Bachmann Junior entschied sich für die Videoarbeit der beiden jüngsten Künstler, die bei «videocity.bs» mitmachen: Daniel Künzler und Roman Menge aus Hamburg beziehungsweise Basel. Für ihre Arbeit sind die beiden auf Dächer, Krane und Brücken in der ganzen Stadt geklettert und laufen nun auch in der Confiserie in der Gerbergasse – im Schaufenster, über den Bildschirm.

Pipilotti Rist im Teufelhof

Der Teufelhof wiederum entschied sich für eine Arbeit von Pipilotti Rist: «I am a victim of this song» zeigt im Eingang Aufnahmen aus einem Wiener Kaffeehaus mit Chris Isaaks «Wicked Game» als Soundtrack:

Und im Unternehmen Mitte, dem Dreh- und Angelpunkt des Projektes, wo die Vernissage stattfindet und man sich für die Führungen trifft, stellt der Basler Künstler Alex Silber aus: In der «kleinsten Galerie Basels», direkt hinter dem Früchtestand, zeigen zwei kleine Bildschirme im Loop Aufnahmen eines Parkplatzes. «Tatort – Parking Lot» nennt der Basler, der selbst über der Mitte wohnt, seine mit der Handykamera gefilmte Videoarbeit – ein humoristischer Kommentar auf die stets mit Fahrrädern belagerte Mitte.

Zwei Monde für Basel

Andere Standorte sind ein Schaufenster des Pfauen, das Sony Center beim Barfüsserplatz, das Foyer des Theater Basel oder auch das Congress Center am Messeplatz, wo der Schweizer Künstler Eric Hattan mit dem «Collectif_fact» auf der grossen Reklametafel die Projektion eines Mondes zeigt. Mit dem in Basel gefilmten Mond gebe er der Stadt etwas zurück, was in ihr entstanden sei – als neuer Blickfang und Reaktion auf den Standort: Wie der Mond sei auch die Reklametafel ein Lichtpunkt der Stadt, so der Künstler.

Und mit diesem und anderen Lichtpunkten wird «videocity» bis zum 29. Juni in der Stadt zu erkunden sein – als Zusammenarbeit von Kunst- und Geschäftswelt der etwas anderen Art.
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Vernissage «videocity.bs»: Dienstag, 27. Mai, 18:30, Kaffeehaus Mitte.
Künstlergespräch mit Daniel Künzler und Roman Menge: 2. Juni, 18:15 Uhr, Confiserie Bachmann

Nachtführung mit anschliessendem Umtrunk: 14. Juni, 21 Uhr, Treffpunkt in der Mitte
Weitere Termine und Informationen auf der Webseite von videocity.bs

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