Basler Filmpreis im Schauspielhaus

Ein Hauch von Cannes in Basel – mit ein paar kleinen Unterschieden: Preise ja, aber das Geld bleibt auf der langen Bank. 

Ausschnitt aus dem Gewinner-Film «Zartbitter». (Bild: youtube.com)

Ein Hauch von Cannes in Basel – mit ein paar kleinen Unterschieden: Preise ja, aber das Geld bleibt auf der langen Bank. 

Eben noch ging das feine «Bildrausch»-Festival über die Leinwand im Stadtkino, mit internationalen Trouvaillen, schon folgt «Zoom», und stellt Basler Filmkunst vor: Am Samstagabend schloss mit der Verleihung des Basler Filmpreises die Werkschau ab – im Schauspielhaus. Aus 59 eingereichten Beiträgen wurden 4 ausgesuchte prämiert. Grund, um vor der Preisverleihung innezuhalten und über Geld zu reden. Wer hat all die Filme mitfinanziert? 

Just zum Anpfiff der Europameisterschaft trafen sich am Freitag Kulturbeamte – Kummer (BAK), Bischof (Basel), Bernhard (Bern) und Waser (Zürich) – und unterhielten sich unter der förderlicher Moderation von Michael Sennhauser (DRS2) über regionale Filmfördergelder: Leichte Fortschritte berichten Bern (dort hat man eine Stiftung geschaffen) und Zürich (verleiht pro Jahr 8 bis 10 Millionen Franken). Der Bund fördert gern bereits Gefördertes, und Basel will – laut Kulturleitbild «die wachsenden Strahlkraft des Basler Filmschaffens durch eine verstärkte Förderung unterstützen».

Zürcher Erfolgskarussell

In Taten heisst das in Basel: Eine Filmstiftung wurde abgeschmettert – und auf die lange Bank geschoben (Bank heisst hier: Es fliesst kein Geld). In Zahlen heisst das: Es bleibt bei den drei Promille der Kulturausgaben Basels für die Förderung audiovisueller Produktionen. Was das für Filmschaffenden bedeutet, erklärt der Basler Vadim Jendreyko, der mit seinen Filmen (u.a. dem zauberhaften Dokumentarfilm «Fünf Elefanten») längst internationalen Ruf geniesst: Als Produzent ist er auf das Erfolgskarussell der Zürcher Förderung aufgesprungen. Dort wird Ansässigen Förderung dann zugesprochen, wenn 150 Prozent des eingeschossenen Beitrages im Kanton investiert wird, sprich: Es werden zusätzliche Mittel für die Förderer generiert und die Förderung fliesst üppig in Zürichs Kreativindustrie zurück! Und landet dort nicht auf der langen Bank, sondern auf der Bank: für neue Projekte. Das hat Zürich in den letzten Jahren in eine «wachsenden Strahlkraft» verschafft. In Basels Finanzplan ist diese bis jetzt immerhin im Leitbild zu finden.  

Umso erfreulicher für die filmischen Kleinstadt Basel ist die Ausbeute der Filmschaffenden: Vier Talente durften gestern ihre Preise auf der Bühne des Schauspielhauses entgegennehmen. Zur Kleinstadt passt, dass sie gleich in vier Kategorien Filmpreise verlieh. Dazu passt auch, dass die Preise aus Lob bestehen. Mehr liegt nicht drin, wenn nur drei Promille des städtischen Kulturaufwandes für all die Filme reichen sollen. Es schwebte also ein leiser Hauch von Provinz über dem Anlass. Immerhin: Die Preisträger sind der Ehrung würdig. Die Jury arbeitete ernsthaft. Die Auswahl wurde mit Herz begründet, und das Lob ist kostbar. Der ehemalige «Tatort»-Kommissar Lazlo Kish begründete als Kopf der Jury die Bauchentscheide launig und kontrovers. 

Und die Gewinner sind…

1. Preis für den besten Auftragsfilm: Der «Pardo » von Robert Quarella, der schon im Sommer in Locarno begeisterte. 

1. Preis in der Kategorie Kunstfilm: Die verspielten Gutenacht-Geschichten von Lukas Gähwiler, der mit seinen Kindern und Marco Teufen kleine Kunstträume geschaffen hat, die an Paul Klees Verspieltheit erinnern.

1. Preis für den besten Kurzfilm: «14» von Morris Samuel, der mit einer einfühlsamen Momentaufnahme aus dem Leben eines Jugendlichen überrascht, und schon am letzten «Gässli-Festival» zu sehen war.

1. Preis für den besten Langfilm: Angela Spörris «Zartbitter»-Dokumentation, die den Ghana-Schweizer Yayra Glover auf seiner Bio-Kakao-Kampagne begleitet. «Zartbitter» erhielt den Vorzug vor dem filmisch geschlosseneren «Eine Ruhige Jacke» von Ramòn Giger, und dem überzeugenderen Kino «Hell» von Tim Fehlbaum, weil er ganz einfach auf einem schöneren Glücksfall baut: Dem zartbitteren Charme des Schokoladen-Utopisten zwischen Ghana und der Schweiz konnte sich keiner entziehen.  

Nach all den Preiswürdigen gab sich auch Stadtpräsident Guy Morin preislustig. Er gelobte Besserung, in der Frage der Filmförderung, und, an die Adresse der jungen Talente, will er «alles daran setzen, dass sie in Basel bleiben». Ganz in diesem Sinne steht uns bald die nächste Handvoll Basler Filme bevor: Im August sind es die Youngsters, die ihre Erstlingswerke zeigen. Am «Gässli-Festival» werden ihre Filme präsentiert, und die jungen Talente werden sich danach hoffentlich nicht wünschen müssen, lieber in Zürich geboren zu sein. 

 

Quellen

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