Mit Bitch Queens und Zatokrev schaffen es gleich zwei Vertreter der härteren Gitarrenklänge unter die Nominierten. Baum und Serafyn stehen fürs folkig angelehnte Singer-Songwritertum, während Brandhärd den regionalen Hip-Hop vertreten.
Der Basler Pop-Preis steht im verflixten siebten Jahr. Dies, nachdem die letzten Verleihungen viele kritische Fragen zutage gefördert hatten: Wo bleiben die Frauen? Wo der Hip-Hop, die Elektronik und die Nischenbereiche des Rock? Und wieso scheint es so, dass stets die üblichen Verdächtigen nominiert werden?
Nun, nachdem James Gruntz bei seiner fünften Nomination 2014 endlich den hochverdienten Preis in der Hand halten durfte, scheint die Zeit reif für neue Wege, neue Töne, neue Namen. Entsprechend erfrischend liest sich die diesjährige Liste der Nominierten, die der Rockförderverein der Region Basel (RFV) am 13. Oktober veröffentlicht hat.
Darauf finden sich nicht die grossen und bekanntesten Pop-Vertreter, sondern die Nischenspezialisten. Wie zum Beispiel die Glampunk-Band Bitch Queens.
Ihre Nomination ist gerade auch deshalb bemerkenswert, weil die Musiker erst im Sommer an einem RFV-Chropfleerete-Anlass Kritik am Preis geäussert hatten. Weil die Randsparten zu kurz kämen. Damit einhergehend äusserten sie den Wunsch, dass der RFV doch über Spartenpreise nachdenken solle. Nun erledigt sich das vorerst. Denn nicht nur die Bitch Queens stehen für Gitarren der lauteren Gangart (und abseits der Mainstream-Radio-Tauglichkeit), sondern auch Zatokrev, die Metalband um Frederyk Rotter, deren aktuelles Album «Sil Spiders Underwater» vom britischen Label Candlelight Records veröffentlicht worden ist – für den weltweiten Markt.
Ebenfalls internationale Pfade beschreitet Baum alias Christoph Baumgartner, der seit 25 Jahren seinen musikalischen Traum verfolgt. Welche Knochenarbeit dahintersteckt, haben wir diesen Sommer ausführlich geschildert.
Da sind aber auch Serafyn, drei Senkrechtstarterinnen (und zwei Senkrechtstarter), die als Strassencombo begonnen haben, um daraufhin mit ihrem unprätentiösen Charme das Netz und viele Herzen zu erobern.
Bei allen beachtlichen Erfolgen von Serafyn: Die junge Band steht noch am Anfang ihrer Karriere, weshalb ihre Nomination durchaus erstaunen mag – gerade in Anbetracht der Tatsache, dass eine gestandene Sängerin wie Nicole Bernegger noch immer nicht mehrheitsfähig zu sein scheint. Wurde sie doch trotz hörenswertem neuem Album nicht nominiert.
Da stellt sich die Frage: Wie kommen eigentlich diese Nominationen zustande? 50 ehemalige und aktuelle Juroren der RFV-Preise werden im Sommer via Mail eingeladen, ihre Favoriten für die Preisvergabe 2015 einzugeben. Jene fünf Musiker und Bands, die am meisten Stimmen erhalten, werden nominiert und einer fünfköpfigen Fachjury zur endgültigen Beurteilung vorgeschlagen. Es geht um satte 15’000 Franken.
In der finalen Jury sitzen in diesem Jahr:
- Christoph Aebersold, Leiter SRF Virus Zürich, Basel
- Chiara Fanetti, Musikredaktorin Rete Tre, freie Kulturjournalistin, Lugano
- Frank Fischer, Leiter Jugendinstitutionen der Stadt Aarau, Basel
- Steffi Klär, Booking und Events, PR-Fachfrau, Musikerin, Basel
- Marc Ridet, Direktor Fondation CMA und Geschäftsleiter Swiss Music Export, Nyon
Zugleich kann die Öffentlichkeit mittels Online-Voting entscheiden, wer den symbolischen Publikumspreis erhält. Eine Combo, die diesen schon einmal gewonnen hat, aber beim Geldpreis leer ausging, ist Brandhärd. Ob jetzt die Zeit reif ist und erstmals eine Rap-Combo geehrt wird? Das wird die Jury unter anderem diskutieren, am Nachmittag des 11. November 2015.