Gute Neuigkeiten für den Basler Musikhändler Klemens Trenkle: Ihm drohte die Zwangsräumung seines Lagers. Jetzt hat er für seine bemerkenswerte Sammlung an Musikinstrumenten ein neues Zuhause gefunden – in Langenthal, im Kanton Bern.
Eigentlich hätte Klemens Trenkle am 30. Juni sein Lager im Kleinbasel räumen müssen: Der Musikhändler und Instrumentensammler hat seit Monaten nicht mehr die Mietzinsen bezahlt. Ihm drohte die Zwangsräumung, ja, er fürchtete gar, dass seine Synthesizer-Sammlung, eine der bemerkenswertesten in ganz Europa, in Mulden landen würden (wir haben darüber berichtet). Es war 5 vor 12, als er im Juni seine Idee eines Schweizer Museums für Elektronische Musikinstrumente publik machte. Sein Hilfeschrei wurde erhört.
«Viele Leute haben mit mir Kontakt aufgenommen», berichtet Trenkle, «darunter auch ein Unternehmer aus dem Oberaargau.» Markus Bösiger heisst der Mann, der sich nach Lektüre des «Blick» bei Trenkle meldete. «Er meinte: Komm vorbei, ich habe da Möglichkeiten in Langenthal und Umgebung. Ich fuhr hin und er zeigte mir Ausstellungsräume, die er in einem Hotelneubau geplant hat, sowie ein riesiges Lagerhaus. Ich könne in Ruhe alles aufbereiten – und das ohne finanzielle Verpflichtung.»
Ein Berner Unternehmer hilft aus
Wer ist der Mann, der Trenkle selbstlos aus der Patsche hilft? Ein Selfmade-Man, ein umtriebiger und nicht unumstrittener Unternehmer, der diverse Immobilien und Geschäfte im Raum Langenthal besitzt, vom Auto- und Pneuhandel bis zu einer Sportanlage. Daneben reizt ihn das Abenteuer: 2010 wurde er Vize-Europameister im Truck Racing. Daneben wollte er die Huttwil Falcons in die Eishockey-B-Liga überführen – was ihm aufgrund Lizenzproblemen verwehrt blieb. Sauer auf den Eishockeyverband, stellte er 2011 den Betrieb des Eisfelds ein, was Junioren und Amateurspieler bedauerten. Stattdessen träumte er davon, die «Helvetics» ins Leben zu rufen. Eine Schweizer Mannschaft, die als Aussenposten in der russischen Eishockeyliga mitspielen soll.
Wer solche Pläne schmiedet, ist ein spezieller Typ. Und genau deshalb helfe er Klemens Trenkle auch aus, sagt Bösiger. «Er ist ebenfalls ein spezieller Typ, zu solchen muss man Sorge tragen.» Trenkle habe wohl das Kaufmännische nicht so im Griff, aber als Kenner der Materie grosse Qualitäten. «Wir haben uns zweimal getroffen und die Vereinbarung getroffen, dass er seine Instrumente bei uns zwischenlagern kann», sagt Bösiger, und: «Mir schwebt eine langfristige Zusammenarbeit vor.»
Gespräche mit Institutionen
Wie geht es weiter? «Wir werden alles zügeln, voraussichtlich im August», sagt Trenkle, der dieser Tage noch als Bühnenmeister beim Basel Tattoo beschäftigt ist. «Zeitgleich führe ich Gespräche mit weiteren Leuten und Institutionen, die sich bei mir gemeldet haben, darunter etwa eine Musikstiftung in Fribourg.» Die Instrumente, die derzeit stapelweise auf zwei Etagen gelagert sind, müssen getestet, mit ihrer Geschichte erfasst und aufbereitet werden.
Am liebsten wäre ihm eine Lösung in Basel gewesen, im Museum für Musik. Doch fehlen hier Platz und Ressourcen, wie Marie-Paul Jungblut vom Historischen Museum gegenüber der TagesWoche sagte. Trenkle ist enttäuscht über die Absage. «Das Musikmuseum so klein zu halten, findet ich nicht sehr open minded», kritisiert er. «Musik ist doch im Alltag der Menschen ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger als bildende Kunst! Jetzt realisieren wir das halt im Mittelland», sagt er trotzig.
Die Schulden bleiben
Und seine Mietschulden? Gemäss einem Bericht von «TeleBasel» belaufen sich diese mittlerweile auf rund 47’000 Franken und werden ihm von der Immobilienvermietung nicht erlassen. «Ich werde sicher wieder den Handel aktivieren», sagt Trenkle, dem das Geschäftliche in den letzten Jahren über den Kopf gewachsen ist – und der sich offensichtlich kaum von seinen mehreren Hundert Instrumenten trennen mag. «Natürlich stecke ich noch immer in einer verzwickten Situation, aber ich gebe nicht auf.»