Bauwerk der Gegensätze

Die Kaserne Basel sorgte schon immer für Diskussionen und Debatten, nicht erst seit das Tattoo Basel stattfindet oder eine Öffnung zum Rhein hin diskutiert wird. Dies zeigt die Sonderausstellung im Museum Kleines Klingental. 

Basler Infanterie in der Kaserne 1865. (Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt)

Die Kaserne Basel sorgte schon immer für hitzige Debatten, nicht erst seit das Tattoo Basel stattfindet oder eine Öffnung zum Rhein hin diskutiert wird. Dies zeigt die Sonderausstellung im Museum Kleines Klingental.

Umstrittene Wettbewerbe, Durchbrüche, Provisorien, Umnutzungen – die Kaserne Basel bewegt die Gemüter der Basler Bürger seit ihrer Entstehung während der 1860er Jahre (1860-63). Ende dieses Jahres soll nun laut dem Vorsteher des Bau-und Verkehrsdepartements Hans-Peter Wessels der in der Geschichte des Bauwerks dritte Architekturwettbewerb für das Hauptgebäude ausgeschrieben werden, wie dieser an der Medienorientierung vom 23. Mai anlässlich der Sonderausstellung «Die Kaserne in Basel. Der Bau und seine Geschichte» im Museum Kleines Klingental mitteilte.

Wessels betonte, die seitliche Öffnung des Areals halte er für einen vernünftigen Kompromiss, weil gleichzeitig die bestehenden historischen Baustrukturen der Kaserne respektiert würden. Dass diese Baustrukturen von einem architektonischen und kunsthistorischen Gesichtspunkt her durchaus erhaltenswürdig sind, ist mit einem Blick auf die bewegte Vergangenheit der Kaserne nachvollziehbar.

Gebaut vom Basler Architekten Johann Jakob Stehlin d. J. auf dem ehemaligen Gelände des Klingentalers Klosters, gehört die in neogotischem Stil erbaute Kaserne zum Frühwerk des Architekten, der auch andere repräsentative Bauten der Stadt wie die Kunsthalle, den Musiksaal des Stadtcasinos oder das Bernouillanum entwarf. Die städtebauliche Auseinandersetzung der Kaserne mit ihrer Umgebung und den Basler Bürgern begann schon damals, in einer Zeit, in der Basel sich politisch in einem konservativen politischen Klima befand, kurz nach der Kantonsteilung (1832/33).

Stadterweiterung mit Monumentalbauten

Der Kasernenbau sollte der Ausdruck einer liberaleren Haltung der Stadt Basel gegenüber dem noch jungen Bundesstaat sein. Die Kaserne, «die rote Burg» im Kleinbasel war das Symbol einer weltoffenen Stadt. Ihr Bau markierte die Stadterweiterung und gehört zu einer Reihe monumentaler öffentlicher Bauten, die realisiert wurden (so z.B. auch das Hotel «Drei König» auf der gegenüberliegenden Rheinseite mit seiner Hauptfassade Richtung Fluss).

Doch bereits 15 Jahre nach dem Bau, für den mehrere Entwürfe eingereicht wurden, sorgte die Kaserne für Diskussionen. Nachdem das eidgenössische Militärwesen reorganisiert wurde, debattierte man eine erste Umnutzung: Eine Idee war, die Universität Basel in die Räume der Kaserne zu verlegen. Eine Idee, die wie man weiss, nicht verwirklicht wurde.

Zivile Nutzung ab 1966

Militärische und zivile Nutzungen des Baus werden in der Ausstellung eindrücklich thematisiert: So diente die Kaserne bis 1966 als Ausbildungsort für Sanitätsrekruten und als Quartier für Flüchtlinge und Internierte. Auch bei Grenzbesetzungen und Ordnungsaufgaben des Militärs wurde sie benutzt. Vor ihrer imposanten Kulisse wurde 1959 sogar eine «HD-Läppli»-Szene des Basler Schauspielers Alfred Rasser gedreht – ein bisschen Spass musste bei all dem Drill doch noch sein.

Die zivile Nutzung ab 1966 führte zu fantasievollen Umnutzungsvorschlägen: So standen eine Tiefgarage, ein Park, eine Überbauung mit Wohnungen und einem Hallenbad oder der komplette Abbruch zur Debatte. Das Kaufhaus «Globus» fand eine provisorische Bleibe auf dem Areal und aufblasbare Turnhallen boten Platz für bewegungswillige Schulklassen.

Die realisierten Projekte, die Kaserne als Schule, als Quartierzentrum der Alternativkultur, als Ort von Musikveranstaltungen und Schauplatz von Grossveranstaltungen wie dem Basel Tattoo, werden mit Plakaten, Fotografien, Flyern und viel Liebe zum Detail vorgestellt. Nach den jüngsten Debatten um die grosszügige Öffnung zum Rhein hin und dem Verzicht auf ein Referendum von Heimatschutz, der Freiwilligen Denkmalpflege und dem Basel Tattoo wegen dem geplanten Kasernendurchbruch ist die Zukunft des neogotischen Baus weiterhin spannend. So wie seine Vergangenheit.

  • Vernissage: 23.5. 2012, 18 Uhr, Grosses Refektorium des Museums Kleines Klingental
  • Dauer der Sonderausstellung: 26. 5. 2012 – 14. 10. 2012
  • Die Publikation «Die Kaserne in Basel. Der Bau und seine Geschichte» von Kurator David Tréfás erscheint im Christoph Merian Verlag.

 

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