Das Théâtre de la Fabrik muss den Betrieb mitten in seiner vierten Saison einstellen. Das Theater in Hégenheim hat von den französischen Sicherheitsbehörden Auflagen erhalten, welche erst erfüllt sein müssen – unter anderem fehlt ein behindertengerechter Zugang zum Kellertheater.
Dass eine Kommission der französischen Sicherheitsbehörden vorbeikommt, hat Fredy Allemann gewusst. Und auch mit Auflagen hat der Autor, Künstler und Betreiber des Théâtre de la Fabrik zwischen Basel und Hégenheim gerechnet. Nun wurde er doch überrascht von den Behörden: Sie haben den Theaterbetrieb per sofort und mitten in der Saison untersagt. Die restlichen Teile der Fabrik – die Ausstellungshalle Fabrik Culture und die Ateliers – sind von der Schliessung nicht betroffen.
Das Problem seien allerdings nicht schwerwiegende Sicherheitsbedenken der Behörden, sondern ein kleiner, aber entscheidender Unterschied zwischen französischen und schweizerischen Behördenkontrollen. «Wir haben erwartet, dass die Kommission uns Auflagen macht und wir dann Zeit erhalten, diese umzusetzen», sagt Allemann. Dem ist aber nicht so: «Wir dürfen den Betrieb erst wieder aufnehmen, wenn wir die Auflagen erfüllt haben.»
Eine kleine Enklave der Kunst fernab der städtischen Hektik: Die «Fabrik Culture» in Hégenheim bietet Raum für Ateliers, Ausstellungen und ein Theater. (Bild: MICHAEL WUERTENBERG)
Konkret moniert hat die Kommission, dass das Kellertheater auf dem «Fabrik Culture»-Areal keinen behindertengerechten Zugang hat. Einen Notausgang müsste das Theater auch haben, allerdings nur ab 21 Zuschauern, wie Allemann sagt: «Wenn wir 20 Gäste haben, müssen wir keinen haben.» Hinzu kommen zahlreiche andere bauliche Massnahmen wie Fragen zur elektrischen Anlage. «Die ganzen Auflagen wären wohl irgendwie umsetzbar», sagt Allemann, «wenn wir Zeit hätten.»
Ingenieur-Büro muss Analyse machen
Weil aber die Erfüllung der Auflagen nicht aufgeschoben werden kann und die französischen Behörden gemäss Allemann auch keine Anstalten machen, dem Theater entgegenzukommen, muss der Betrieb eingestellt werden. «Die Schliessung mitten in der Saison kommt einem Genickbruch gleich», sagt Allemann. Das Théâtre de la Fabrik habe sich in seiner vierten Saison nun etabliert, die Zuschauerzahlen seien konstant gestiegen.
Wann und ob überhaupt alle Auflagen im Keller der alten Spinnerei erfüllt werden können, steht gemäss Allemann in den Sternen. «Wir haben keine Checkliste erhalten, sondern müssen – wie in Frankreich üblich – ein Ingenieur-Büro anheuern für eine Analyse.» Das Büro koste einerseits Tausende von Euro, andererseits dauere es auch, bis der Bericht vorhanden sei und mit den nötigen Arbeiten begonnen werden könne.
Asyl in anderen Kulturbetrieben
Auf das Programm sollen die Fans des Betriebs allerdings nicht verzichten müssen. Wie Allemann sagt, ging ein Aufschrei durch befreundete Kulturbetriebe, die sich nun angeboten hätten, einen Teil des Programms zu übernehmen – wenn möglich. Wo und wann das Programm Asyl erhalte, sei noch offen. Zwei Veranstaltungen allerdings seien schon sicher: Die Lesung von Barbara Traber findet in der Birsig Buchhandlung in Binningen und der «Artists in Prison»-Event im Unternehmen Mitte statt. Der Zeitpunkt könne allerdings noch variieren, weshalb Allemann rät, das Programm auf der Website zu besuchen.
Die Auflagen der Sicherheitsbehörden sollen nicht das Ende des Theaters bedeuten, sagt Allemann. «Wir werden uns Gedanken machen wie wir den Betrieb wieder aufnehmen können.» Dass es dennoch eine «mittlere Katastrophe» sei, stehe im Zusammenhang mit der Idee der Fabrik: «Die Schliessung gefährdet unsere Vision von grenzübergreifender Kunst und Veranstaltungen.» Was damit gemeint ist, hat Tara Hill im Artikel «Die Traumfabrik im Niemandsland» herausgearbeitet.