Naturhistorisches Museum: Betrachtungen eines Höhlenbären

Zügelt das Naturhistorische Museum, muss sich auch sein populärstes Exponat ein neues Zuhause suchen. Eine Liebeserklärung an einen treuen Begleiter.

Der Blick geht nach innen, fragend, listig. Wer ist da? Wer kommt noch? Die trappelnden Kinderfüsse, das aufgeregte Getuschel («Isch dä ächt?»), die abgeklärten Mienen – nichts bringt ihn aus der Ruhe.

Der Höhlenbär steht und rührt sich nicht. Der Jubel und Trubel von Museumsnächten, der feine Asbeststaub der Umbauarbeiten: Alles legt sich, alles vergeht. Nur der Bär bleibt. Der Bär hat Zeit. Er hält sie an, es ist ein philosophischer Bär.

Seit wann wohnt der sanfte Räuber in seinem dunklen Bau im Treppenhaus des Naturhistorischen Museums Basel?

https://tageswoche.ch/kultur/2024-erhalten-mammut-und-hoehlenbaer-ein-schmuckes-neues-heim/

Seit ich denken kann – und länger. «Was seit er?», fragt mein Nachwuchs, dem die angenagten Knochenreste nicht ganz geheuer sind. Der Bär sagt Hallo. Er grüsst vertraut wie die zartblauen Juraketten, vor denen sich sein massiger Körper abhebt: Das ist sein Zuhause.

Bald zieht das Naturhistorische Museum weg, in ein Trendquartier, durch das die Züge pfeilen. Macht das der pelzige Portier mit? Der Bär schweigt. Was heisst schon bald? Was heisst schon Trend? Der Bär ruht in sich. Und in der Erinnerung.

Hier kann ihn niemand vertreiben.

«Was sagt der Bär?» Der Bär sagt Hallo.

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