Bild in Sicht

Im Kleinbasel feiert am Samstag «BelleVue» mit der Vernissage zur Ausstellung «BildZeit» Eröffnung. Ziel des Ausstellungs- und Diskussionsorts ist es, das Bewusstsein für den Umgang mit fotografischen Bildern zu schärfen.

BelleVue soll nicht nur Ausstellungsraum sein, sondern auch Diskussionsort. (Bild: Dominik Labhardt Fotograf/BR )

Im Kleinbasel feiert am Samstag «BelleVue» mit der Vernissage zur Ausstellung «BildZeit» Eröffnung. Ziel des Ausstellungs- und Diskussionsorts ist es, das Bewusstsein für den Umgang mit fotografischen Bildern zu schärfen.

Geräuschvoll rattern die Maschinen. Überall stehen vollgestopfte Regale. Eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre herrscht. Sind wir am falschen Ort gelandet? Ja und Nein. Wir befinden uns in der Offset-Druckerei «Rumzeis» im Kleinbasel. Ein paar Schritte weiter, und man kommt in einen zweiten Raum: Hier wird am Samstag der neue Ort für Fotografie «BelleVue» eröffnet.

Helles Oberlicht empfängt einen. Etwas ruhiger ist es, konzentriert ist man auch: «Die Verbindung von Gewerbebetrieb und Ausstellungsraum gefällt uns» sagt Regine Flury, Lehrerin an der Schule für Gestaltung, Fotografin und Gründungsmitglied von «BelleVue». Ob das bei den zukünftigen Besuchern genauso ankommt?

Ein Knotenpunkt für die Auseinandersetzung mit dem fotografischen Bild entsteht hier: Ausstellungen, Vorträge und Wettbewerbe sollen den Raum kreativ mit Leben füllen. Regine Flury und Dominik Labhardt, ebenfalls Gründungsmitglied und professioneller Fotograf, verstehen das fotografische Medium in all seinen Facetten auch als einen Spiegel der Gesellschaft. Ein Spiegel, der nicht nur wahrheitsgetreue Abbilder zurückwirft, sondern auch verzerrte und manipulierte Bilder zeigen kann.

Die lokale Vernetzung

Vor rund einem Jahr hat die Realisierung von «BelleVue» begonnen. Ob die fünfzehn Initianten, die professionell aus verschiedenen Bereichen kommen, nicht Angst vor der Konkurrenz der doch immensen Anzahl von Off-Spaces, Ausstellungsräumen und Galerien in Basel haben? «Nein, wir wollen nicht jemand anderem den Garten abgrasen, sondern uns mit lokalen Institutionen wie etwa dem Oslo8 vernetzen, aber auch schweizweit das Bewusstsein für Fotografie schärfen», erklärt Flury.

«BelleVue» soll nicht einfach eine weitere Galerie oder Kunstort sein, sondern ein Ort des Austauschs über fotografische Bilder. Dem schnellen Bild, das mit der digitalen Technik in Minuten hunderte oder gar tausende Seinesgleichen fertigt, wird eine gewisse Langsamkeit entgegengesetzt, um Zeit für Diskussionen und Betrachtungen zu gewinnen.

Das süsse Geheimnis

Für diesen Zweck wurde der Raum, der zwei Jahre lang leer stand, sorgfältig renoviert. Davor war hier eine Schlosserei einquartiert. Der Austellungs- und Vortragsraum birgt zudem ein süsses Geheimnis: Vor rund fünfzig Jahren war hier die «Mässmogge»-Produktionsfirma «Albicker» zu Hause. Nun soll der Besucher hier nicht mehr naschen, sondern neue Perspektiven auf fotografische Bilder erhaschen. Und sich selbst einbringen.

Wie geht man heute, gewohnt an die mediale Bilderflut, mit einem fotografischen Bild um? Wie wirkt sich der dokumentarische Charakter, der Wahrheitsanspruch des fotografischen Bildes auf die Sehgewohnheiten des Menschen aus? Wie beeinflussen die digitalen Techniken und Bildbearbeitungsprogramme wie etwa Photoshop unsere Wahrnehmung von Fotografien? Dies sind alles Fragen, die im wahrsten Sinne des Wortes im Raum «BelleVue» stehen.

Die erste Ausstellung

Rund vier Austellungen pro Jahr sind geplant. Ein Wettbewerb findet im Sommer statt, das Thema heisst «Neuland»: Die fotografischen Beiträge werden von einer fünfköpfigen Jury, hinsichtlich ihres inhaltlichen und gestalterischen Gehalts bewertet, wie das Ganze technisch bewerkstelligt wird, ist Sache jedes Teilnehmers. Mit den vier bis sechs Gewinnern soll dann eine Ausstellung realisiert werden.

In der Jury sitzt unter anderem der Fotograf Christian Flierl, der ebenfalls in der ersten Austellung «BildZeit» vertreten ist, die diesen Samstag (21.4.2012) Vernissage feiert. Neben Flierl sind Fotografien von Ursula Sprecher und Julian Salinas sowie von Pia Zanetti zu sehen, Hans-Jörg Walter setzt seine fotografischen Bilder mit der Installation eines Druckers, der laufend Bilder ausspuckt, um. Die Verbindung von gewerblicher Druckerei und künstlerischem Umgang mit fotografischen Bildern scheint also bereits gelungen.

  • Eröffnung und Vernissage «BelleVue – Ort für Fotografie», Sa 21. April, 17 Uhr bis 24 Uhr, Breisacherstr. 50, Basel.
  • Öffnungszeiten: So 22. April – So 6. Mai 2012, jeweils Mi-Fri, 15 bis 19 Uhr, Sa/So 11 bis 17 Uhr.

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