Teile der Sammlung sollen während der Schliessung des Kunstmuseums nun eventuell doch im Ausland zu sehen sein. An einer Medienkonferenz wurde am Freitag sonst vor allem erklärt, aber wenig Neues bekannt gegeben.
Natürlich habe man sich zum Entscheid der Schliessung durchringen müssen, sagte Kunstmuseums-Direktor Bernhard Mendes Bürgi am Freitagvormittag vor den Medien. «Es ist kein Wunschszenario.» Fast eine Stunde lang hatten zuvor Vertreter des Finanz- und des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD) sowie Architekt Emanuel Christ versucht, die Schliessung des Museums während eines Jahres als einzige Lösung zu verkaufen.
Das Präsidialdepartement hatte erhöhten Erklärungsbedarf geortet, nachdem vergangene Woche überraschend der Entscheid der Baukommission, das Kunstmuseum im Jahr 2015 für das Publikum dicht zu machen, publik gemacht worden war, wie der Leiter der Abteilung Kultur Philippe Bischof einleitend sagte. Der Kommissionsentscheid sei im Übrigen einstimmig gefallen, und es handle sich keineswegs um eine Hau-Ruck-Aktion.
Unabhängige Analysen
Die Baukommission hatte sich davon überzeugen lassen, weil eine vertiefende Sanierungsstudie ergeben hatte, dass gewisse Eingriffe in die Bausubstanz des Hauptbau des Museums nicht durchführbar seien, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen. Dass dies nicht früher erkannt worden sei und eine Schliessung des Museums im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau vor zwei Jahren noch verneint worden sei, begründete Thomas Fries vom BVD damit, dass die Massnahmen zum Erweiterungsbau und die Sanierungsmassnahmen des Altbaus zuerst unabhängig voneinander analysiert worden waren. Erst bei der Zusammenführung der beiden Projekte habe sich die temporäre Schliessung aufzudrängen begonnen.
Diese wird konkret vor allem durch ein bauliches Merkmal des Kunstmuseums verlangt: die zentrale Haupttreppe des Kunstmuseums, über die der gesamte Publikumsverkehr geführt wird. Gerade in deren Bereich stehen bauliche Massnahmen an, die einen gleichzeitigen Museumsbetrieb unmöglich machen. So müssen etwa die Wände zu beiden Seite der Treppe sowie zum Innenhof hin neu aufbetoniert werden, um die Erdbebensicherheit des Gebäudes zu erhöhen. Lärm und Baustaub werden dabei nicht zu verhindern sein.
Gleichzeitig muss der Warenlift, der sich ebenfalls neben der Treppe befindet, ein Stockwerk tiefer gelegt werden, um dem Erweiterungsbau zuzudienen. Die Untertunnelung der Dufourstrasse sowie die Treppe, die vom Untergeschoss neu in den Altbau hinaufführen wird, wird weiter diesen zentralen Museumsbereich betreffen.
Anpassung an internationale Standards
Für diese Sanierungsetappe sind rund acht Monate Bauzeit veranschlagt, beginnend im Februar 2015, nachdem eine vorläufig letzte Sonderausstellung des Kunstmuseums abgebaut worden ist. Die restliche Zeit der Schliessung wird das Museum zur Vorbereitung der Wiedereröffnung nutzen.
So unerfreut Museumsdirektor Bürgi über die Schliessung ist, umso mehr freut er sich, dass auch der Altbau nach der Sanierung den internationalen Standards genügen wird und damit der wertvollen Sammlung gerecht wird: So falle der Hauptbau neben dem Erweiterungsbau nicht ab. Gerade im Hinblick auf Sonderausstellungen ist der Sicherheitsstandard bei Museen ein wichtiger Punkt, um wertvolle Werke ausleihen und ausstellen zu können.
Etappenweise Sanierung
Gleichzeitig muss Bürgi in Kauf nehmen, dass bereits im laufenden Jahr die Sanierung schrittweise beginnt – vielleicht noch unsichtbar für die Besucher, für den Betrieb aber doch mit teilweise beachtenswerten Konsequenzen. Nach der Wiedereröffnung im Frühjahr 2016 wird die Sanierung in Etappen weitergehen. Schliesslich müssen die gesamten elektrischen Anlagen ausgewechselt werden und diverse Massnahmen im Bereich Klima, Sicherheit, Brandschutz und Energie angegangen werden. So sind in den Ausstellungssälen beispielsweise Fussbodenheizungen geplant oder werden sowohl das Glasdach wie alle Fenster ausgewechselt werden. Dies wird allerdings höchstens Teilschliessungen zur Folge haben, und ab 2015 will Bürgi wieder «mit einem spannenden Ausstellungsprogramm» aufwarten.
Angesprochen auf die Sammlung, die während der 13-monatigen Schliessung in der Gebäudehülle schlummern soll, liess sich Bürgi noch entlocken, dass er inzwischen mit «einem internationalen Museum im Gespräch sei», um Teile der Sammlung dort zeigen zu können. Mehr ins Detail gehen könne er jedoch nicht. Es werde schrittweise weiter informiert werden.
Anspruchsvolle Arbeitsverteilung
Dasselbe gelte auch für die Situation der Museumsmitarbeitenden, ergänzte der Kaufmännische Direktor Stefan Charles. Bislang liesse sich nur sagen, dass für diese eine Beschäftigungsgarantie gelte. Das Kunstmuseum hat aktuell rund 120 Festangestellte sowie zirka 30 Honorarmitarbeiter – diese vor allem im Bereich der Vermittlung und der Aufsicht. Für sie eine geeignete Lösung zu finden, werde wohl die anspruchvollste Aufgabe.
Blieb noch der Punkt der Kosten anzusprechen. Vor drei Jahren, als man die Projektierung der Sanierung des Kunstmuseums in Angriff nahm, rechnete Baudirektor Hans-Peter Wessels mit Kosten in der Höhe von rund 30 Millionen Franken. Heute geht man von rund 100 Millionen aus, die das Sanierungsprojekt kosten wird. Der Grund für diesen weitaus höheren Betrag liegt laut dem Vertreter des Finanzdepartements Christian Mehlisch darin, dass man den Sanierungsbedarf bei Projektbeginn als weitaus geringer eingeschätzt habe. Gerade die Massnahmen im Bereich der Erdbebensicherheit etwa habe man unterschätzt. Die Sanierung des Altbaus wird somit gleichviel kosten wie der Erweiterungsbau.