Bis zum letzten Schweisstropfen

Baroness, Zatokrev und Wardhill gaben sich im Sommercasino die Gitarren in die Hand. Es wurde gelacht, geschwitzt und natürlich gebangt.

Der Zorn der Götter: Freddy Rotten mit seiner 7-saitigen Gitarre für die extra Portion Rums. (Bild: Ketty Bertossi)

Baroness, Zatokrev und Wardhill gaben sich im Sommercasino die Gitarren in die Hand. Es wurde gelacht, geschwitzt und natürlich gebangt.

Obwohl das erste der drei Konzerte bereits um 19.15 Uhr begann, blieb an diesem Abend das heimische Teeniepublikum dem Sommercasino fern. Dafür kroch Basels Metallerfraktion aus ihren Höhlen, um den gastierenden Bands zu huldigen.

Wardhill aus Genf enttäuschten denn auch nicht und lieferten ein hammerhartes Brett. Ihre Riffs waren knackig und die Beats fett. Der Sound klang streckenweise nach Kyuss oder Down, nur mit Brennesseln im Hintern. Aber etwas mehr Bewegung auf der Bühne hätte nicht nur der Fitness, sondern auch der Optik gutgetan.

Fettige Haare und Schweissregen

Zweite Band des Abends waren die Lokal-Matadoren Zatokrev. Inzwischen können auch sie sich in die «The frontman is the band»-Liga einreihen. Ausser Chefschreier Freddy Rotten ist keiner mehr von der Ursprungsformation übrig. Dieses Manko wird durch Zakokrevs obligatorische Banduniform — arschlange Haare und optionalen Wikingerbart — kaschiert. Dementsprechend lässt auch die neue zweite Gitarrengeige, Ex-Pornchild Gitarrist Julian Duseyau, pflichtbewusst seine Matte und Gesichtbehaarung wachsen.

Bei einem Zatokrev-Konzert gibt es stets zwei Regeln zu beachten: Erstens; Wenn du etwas gegen fremde, fettige Haare und Schweissregen, der in dein Gesicht klatscht hast, halte mindestens 1,5 Meter Abstand zur Bühne. Und zweitens; sorge dafür, dass deine letzte Mahlzeit leicht bekömmlich war und schon einige Zeit zurückliegt. Denn der subfrequente Doom-Sound der Band räumt den Magen besser auf als Rennie. Jedoch in entgegengesetzter Richtung.

Zatokrev spielten eintonig brachial. Ein schleppender Beat, suppenartiges Bassgewumme und schrummlige Schreigitarren. Böse und erdrückend. Hätte der Donnerwetter-Gott Thor eine Begleitmelodie, sie wäre sicherlich von Zatokrev beigesteuert worden.

Ein gewinnendes Lächeln

Baroness, die Headliner des Abends, hatten das Publikum von Anfang an fest im Griff. Die Progressive-Metal Band aus Georgia erwärmten mit ihrer Mischung aus Stadionrock, unterlegt mit Heavy-Metal-Soli, und Alternative-Balladen die Herzen der Metal-Fans. Die Band um Frontmann John Dyer Baizley spielte souverän und mit sichtlichem Spass an der Sache. Das ständige Grinsen des Sängers sorgte für einen angenehmen Kontrast zu der ansonsten in der Szene angesagten Sauertopfmiene, und verlieh dem muskelbepackten Frontmann eine knuffige Aura.

Die Herren von Baroness wussten sich auf der Bühne in Szene zu setzen: Einer der in Pantoffelslipper eingebetteten Füsse des Bassisten war scheinbar mit der Monitorbox verwachsen, der Arm des zweiten Gitarristen zeigte gen Decke, so oft die Umstände es zuliessen, und die Gitarre des Sängers John Dyer Baizley vollführte schwungvollere Pirouetten um seinen Körper als eine Ballerina. Durch die Hitze rann nicht nur der Band der Schweiss übers Gesicht und wusch dabei gleich den Tourdreck von den Gitarren, auch das Publikum war schon bei leichtem Kopfnicken schweissgebadet. Doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

Gegen Ende des Konzerts verkündete John Dyer Baizley, dass er sich nach der Show unter die Leute mischen werde, da er gerne das Publikum kennenlernen würde. Zuviel versprochen hatte er nicht. So sah man ihn später mit den Fans quatschen und für deren Fotos posieren, immer mit dem ihm anscheinend eingewachsenen Lächeln im Gesicht.

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