Mehr Tanz, mehr Literatur, mehr Platz für Selbstdarstellung: Das 8. Jugendkulturfestival Basel, das Ende August über die Bühne geht, präsentiert ein volles Programm und kehrt nach 2007 erstmals wieder auf den Münsterplatz zurück.
Wenn so langsam der Sommer in Basel wieder von der Bildfläche zu verschwinden droht, lässt ihn die Stadt nochmals aufleben – mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Jugendkulturfestival (JKF). Die Veranstalter präsentierten am Montag das Programm für das JKF 2013, das am 30. und 31. August stattfindet: Ein ausgewogenes Menü mit zahlreichen musikalischen Lokalmatadoren, Tanz- und Theatereinlagen und den mittlerweile unerlässlichen Randsportarten.
Diesjährig bietet das JKF über 180 Programmpunkte, darunter 71 Bands, 15 DJs und 45 Tanzformationen, die meist regional verankert sind. Insgesamt gingen bei den Veranstaltern über 317 Bewerbungen ein, was die Auswahl dementsprechend schwierig machte, meint Joëlle Perret, Geschäftsleiterin des JKF. Im Bereich Musik verzeichneten die Veranstalter mit 205 Bewerbungen einen neuen Rekord.
Auch Fussballkultur hat Platz
Auch das Theater- und Literaturprogramm wurde für die neue Ausgabe ausgebaut. So finden die Festivalbesucher im Literaturhaus Basel nebst einem Poetry-Slam-Block und einem aussenpolitischen Ideenbattle, veranstaltet vom «Verein Foraus», eine offene Bühne, auf der jeder nach Lust und Laune musizieren, referieren oder «anderweitig freestylen» kann, so Perret.
Ausgebaut wurden die musikunabhängigen Bereiche mit dem Ziel, ein breiteres Spektrum an Unterhaltung anzubieten und den Rahmen zu erweitern, sagt Perret. «Das JKF wird vorallem als Musikplattform wahrgenommen. Allerdings gehören andere Sparten genauso dazu – darunter Sparten, die wir selber noch nicht mal kennen.» So wird am Samstag des Festivals beispielsweise auch der Dokumentarfilm «Lutstargg» gezeigt – ein selbstreflektierender Film von und über die Fangemeinden aus der Muttenzerkurve des FC Basel.
Rückkehr auf den Münsterplatz
Eines der vielen Highlights des Festivals, meint Sebastian Kölliker, Präsident des Vereins Neues JKF, sei die Rückkehr auf den Münsterplatz. Dieser biete die richtige Kulisse für das JKF, insbesonders für den Sport. So wird nebst Skaten dort auch das «Boxeo» mit Arnold Gjergjaj stattfinden und zahlreiche kleinere Sportanlässe, die ansonsten in der Masse untergehen. «Nachdem vor zwei Jahren Strassenminigolf veranstaltet wurde, wird es in diesem Jahr Velopolo geben. Wir möchten also auch Nischensportarten, beziehungsweise Ritzensportarten eine Plattform bieten», meint Kölliker.
Nicht nur Sport findet auf dem Münsterplatz eine Bühne. Im Rahmen des Projekts «Leerer Kopf» wird ein Schrottplatz aufgebaut mit zwei Containern, die anschliessend besprayt werden können. All dies sei aber noch Detailplanung, sagt Perret, und Kölliker fügt an, dass es darum geht, Leben zurück auf den Münsterplatz zu bringen: «Vielleicht schaffen wir es, die Pfalz so zu beleben, dass man vergisst, dass das Chill am Rhy dieses Jahr nicht stattfindet».
Neues Online-Programm
Gemäss den Organisatoren sei einer der Höhepunkte des diesjährigen JKF nicht ein Act an sich, sondern das neue Online-Programm, das individuell zusammengestellt werden kann. Gemäss Perret sei es dadurch für alle Altersgruppen ein leichtes, sich die passenden Auftritte und Veranstaltungen durch Filtermöglichkeiten heraus zu picken. Die neue Programmübersicht wurde im Rahmen des Redesigns der JKF-Website Anfang Jahr eingeführt.
Auf der Website des JKF werden auch weiterhin Helfer akquiriert, von denen es gemäss Perret noch einige für das Festival braucht. Helfer – aber auch Gesichter, so die Organisatoren. Im Rahmen des Festivals ist eine Portraitserie über die Basler Jugendkultur unter dem Projektnamen «wirsindkultur» geplant. Ziel dabei sei ein Gesamtportrait der Basler sowie regionalen Jugendkultur zu schaffen. Gesucht sind junge Menschen, die sich als Teil einer Szene betrachten und sich gerne darstellen lassen möchten. Die Organisatoren werben für diesen Programmpunkt eigens mit einem szenigen Flyer: dem Hipster-Schnauz. Geht man nach Kölliker, sei Selbstinszenierung durchaus auch erwünscht.
Ein Partner aus der Innerschweiz
Nachdem 2011 die Region Zürich als erster Partner des JKF gewonnen werden konnte, ging in diesem Jahr der Aufruf nach Luzern. Die zentralschweizer Stadt habe in den letzten Jahren eine äusserst lebendige Jugendkulturszene entwickelt und biete sich auch dazu an, das JKF Basel zu proklamieren und dessen «Ausstrahlung zu vergrössern», sagt Perret. Aus dem Gastkanton treten dann auch vier Bands am JKF Basel auf – darunter die mittlerweile schweizweit bekannten «Alvin Zealot». An einer Pre-JKF Party im Treibhaus Luzern Ende Juli werden im Gegenzug dann auch Bands aus Basel auftreten um weitere Personen an das Festival zu locken. «Die Partnerschaft mit Luzern soll grundsätzlich zu einem Kulturaustausch zwischen den beiden Städten sorgen», meint Perret gegenüber den Medien.
Das Ende August stattfindende Festival rund um die Basler Innenstadt lockte bereits 2011 gegen die 60 000 Besucher an – was auch dieses Jahr wieder erwartet wird. Die Zahl aktiver Programmgestalter liegt unterdessen bei ungefähr 1700. Hauptschauplatz der Konzerte wird auch 2013 der Barfüsserplatz sein, aber auch Theaterplatz und der bereits erwähnte Münsterplatz sind Teil der Kulisse. Das komplette Festivalprogramm samt Details ist auf der Website des Jugendkulturfestivals zu finden.