Bücher über Bücher

Am 24. Oktober startet die BuchBasel – und zügelt heuer ihr Zentrum ins Volkshaus. Im Fokus steht dieses Jahr der Balkan.

Christoph Ransmayr hält am 24. Oktober die Rede zur Eröffnung – erstmals für ein öffentliches Publikum.

Am 24. Oktober startet die BuchBasel – und zügelt heuer ihr Zentrum ins Volkshaus. Im Fokus steht dieses Jahr der Balkan, dazu stellen sich internationale Grössen der Literatur ein. Am Sonntag, 27. Oktober, wird der Schweizer Buchpreis verliehen.

Vom 24. bis 27. Oktober wird die BuchBasel die Stadt erfüllen, mit über 100 internationalen Autoren an über 30 Spielorten. Die Medienkonferenzen zur BuchBasel dürften langsam Legendenstatus erreichen. Vergangenes Jahr im Tropenhaus des Botanischen Gartens, lud man dieses Jahr auf die Münsterfähre ein.

Gipfeli und Kaffee sind am Start und wir dümpeln auf dem Rhein hin und her, während die Veranstalter gute Aussichten auf das kommende Festival hören lassen. So lässt es sich leben. Und auch wenn es eigentlich zu schön ist, um es zu erzählen: Die Fähre, auf der am nächsten Wochenende Lyrik zu hören sein wird, ist als Festsymbol gut gewählt. «Lesen und Schreiben sind einsame Angelegenheiten», sagt Hans Georg Signer, Präsident von Literatur Basel. «Die BuchBasel will die Leser und Schreiber verbinden. Ein Fest soll es werden!»

Und auch sonst ist die Fähre kein Zufall. Das Zentrum der BuchBasel wird in der diesjährigen Ausgabe zügeln, vom Grossbasler Literaturhaus ins Kleinbasler Volkshaus. Da gibt es die grossen Bühnen für prominente Auftritte und kleine Räume für diejenigen Schreiber, die sich das grosse Publikum noch verdienen müssen. «Man kann zwischen den Veranstaltungen hin- und herwandeln, sich im Hof verpflegen, eine Zigarette rauchen und den Menschen begegnen – das Volkshaus eignet sich sehr als Herz der BuchBasel», sagt die Festivalleiterin Katrin Eckert.

Eröffnungsfeier erstmals für jedermann

Die Eröffnung der BuchBasel findet denn auch hier statt. Christoph Ransmayr, der Weitgereiste aus Österreich, wird dazu die Rede halten. Der Abend ist zum ersten Mal öffentlich und verspricht frisch zu werden: Junge Autoren aus Basel-Stadt und -land werden Kurztexte in der Tasche haben, die sie eigens hierfür geschrieben haben.

Im Verlauf des Wochenendes kommen dann etwa Junghype und Skandalfall Helene Hegemann auf die grosse Bühne, Daniel Kehlmann mit seinem neuen Roman «F» und die frisch gekürte Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff. Am Freitag zieht das Krokodil-Festival aus Belgrad im Volkshaus ein. Sein Motto «Gegen Langeweile und Lethargie» könnte in Erfüllung gehen. Die jungen Leute vom Balkan haben zerrüttete Lebensgeschichten, sind leidenschaftlich politisch und verstehen trotzdem etwas von Liebesliteratur. Danach tritt die Gipsyband KAL auf. Deren Selbstbezeichnung «Rock’n’Roma» ist nichts hinzuzufügen.

So viel zur grossen Bühne. BuchBasel heisst aber vor allem, durch die ganze Stadt zu tingeln und an unerwarteten Orten gelesene Worte zu hören. Zum Beispiel bei den «Kitchen Readings». Hans Georg Signer höchstpersönlich stellt seine Küche zur Verfügung und lädt etwa den Lyriker Urs Allemann zu sich ein. Ob Signer wohl selber Kaffee kocht? Das Format hat auf jeden Fall Kultpotenzial, daher früh reservieren!

Balkan – Zusammenarbeit mit Culturescapes

Ebenfalls charmant klingt die Buchnacht am Freitag, bei denen Basler Buchhandlungen ab 18:30 Uhr je ihr eigenes Programm gestalten. Verkaufen dürfen sie an diesem Tag bis 22 Uhr. Wem das nicht genügt, der lässt sich von der bereits erwähnten Gipsyband einheizen. Balkan ist überhaupt ein Mittelpunkt des diesjährigen Festivals – genauso wie beim Culturescapes-Festival, mit dem die BuchBasel hier zusammenarbeitet. Besonders ungewöhnlich zu hören: Roma-Autoren werden von ihrem Leben und ihrer Literatur erzählen.

Ein weiterer Fokus nennt sich «Alternativen». In mehreren Gesprächsrunden geht es um die verfilzten Strukturen in Gesellschaft und Wirtschaft sowie um die Antworten, die Literaten darauf bereit haben. Die britischen Autoren Robert und Edward Skidelsky werden sich mit ihrer Vision von Wirtschaft zu Wort melden, die nicht ausschliesslich von Wachstum lebt. Ingo Schulze diskutiert seinen Vorschlag der demokratiekonformen Märkte – statt marktkonformer Demokratien.

Es könnte noch mehr aufgezählt werden, auf jeden Fall aber, dass sich die BuchBasel gut um Kinder- und Jugendliteratur kümmern wird und dass im Vorfeld des Festivals Autoren aus der Region an verschiedenen Stellen im Baselland lesen werden. Und natürlich der eigentliche Hauptanlass: Am Sonntag wird der Gewinner des Schweizer Buchpreises im Theater Basel gekürt. Die Nominierten Helene Vásárhelyi, Jens Steiner, Ralph Dutli, Roman Graf und Jonas Lüscher werden bis dahin im Volkshaus zu hören sein. Wir besprechen bis zum Start des Festivals ihre Bücher in einem Videotest.

Nach der finanziellen Krise der letzten Jahre, im Zuge derer auch die begleitende Messe abgeschafft wurde, hat sich der Verein LiteraturBasel erholt. «Literaturveranstaltungen rentieren nie», sagt Signer, «aber wir sind sehr gut aufgestellt.»

  • BuchBasel: 24. bis 27. Oktober, an elf Schauplätzen.

Nächster Artikel