Chris Regn: Die Macherin

«Was machst du eigentlich?», wird die Künstlerin Chris Regn oft gefragt, und dies auch von Leuten, die schon einiges von ihr gesehen haben. An der diesjährigen «Regionale» zeigt sie eine Performance in der «Aubette 1928» in Strassburg zusammen mit Andrea Saemann.

Chris Regn (im gestreiften Anzug) und Andrea Saemann bei ihrer Performance «Bericht im Konzil» im Jahr 2013. (Bild: Katharina Good)

«Was machst du eigentlich?», wird die Künstlerin Chris Regn oft gefragt, und dies auch von Leuten, die schon einiges von ihr gesehen haben. An der diesjährigen «Regionale» zeigt sie eine Performance in der «Aubette 1928» in Strassburg zusammen mit Andrea Saemann.

Chris Regn macht ständig und viel. Als «Macherin» lässt sie sich aber keinesfalls schubladisieren. Dies besonders auch deshalb, weil sie eigentlich nie alleine «macht». Chris Regn beherrscht nämlich die Kunst des Vernetzens, Kooperierens, Anstachelns und Inspirierens. Im Gespräch, das selbstverständlich nicht mir ihr alleine stattfand, beschreibt Andrea Saemann ihre Zusammenarbeit mit Regn anhand des «Flimmerhärchen-Prinzips»: «Chris versteht es anzuregen, und sie ist ansteckend. Und dies immer auf ihre typische offene und freundliche Art.»

Freundlich sein fühlt sich heutzutage etwas altbacken an, cool sein ist damit sicherlich nicht gemeint, und ein freundlicher Mensch kann schnell mal in den Verdacht geraten, harmlos zu sein. Doch Chris Regns Arbeiten sind witzig und frech, schräg und tiefgründig – und immer unerwartet. Sie arbeitet gerne kooperativ im Moment und lässt grosszügig zu, was sich entwickelt. Auf die Frage, was sie denn nun mache, antwortet sie: «Reden, tanzen, singen, einladen, schreiben, zeichnen.» Hinzu kämen dann noch Video, Installation, Forschung, Performance, Aktion. Und vieles, was Chris Regn macht, lässt sich gar nicht mit einem der gängigen Kunstbegriffe fassen.

«Spoken Doc» zum Jubiläumsabschied im Kasko

Die aus Deutschland stammende Künstlerin kam 1999 nach Basel, ins Gästeatelier des Kaskadenkondensators (Kasko). Dort lernte sie rasch das Who-is-who der Basler Performance- und Künstlerinnen-Szene kennen und mit dem «künstlerinnenarchiv interviewprojekt» ihrer virtuellen Galerie Helga Broll kam sie mit vielen Baslerinnen in Kontakt. Heute leitet sie den Kasko und spielt dabei eine ihrer Stärken aus: das Einladen. Ihr zeichnerisches Können zeigt sie auch dieses Jahr zusammen mit Lena Eriksson im KAP Nr. 21, dem Kalender des Kasko.




(Bild: Katharina Good)

Zum Abschluss des 20-jährigen Jubiläums des Kasko findet am Samstagabend (10. Januar 2015) die Performance «Spoken Doc» mit Chris Regn und Andrea Saemann statt. Nachdem zum 10-jährigen Jubiläum eine umfassende Publikation erschien, möchten die beiden Performerinnen die anschliessenden zehn Jahre in eine performative Form giessen. Sie nennen dies «Sprach-Skulptur».

Anschliessend werden die beiden dann in ihre «Vorbereitungsblase» für ihre «Regionale»-Performance «La vie en Rosa Lu» in der «Aubette 1928» in Strassburg steigen. Rosa Lu ist eine schon 1990 von einer Frauengruppeins Leben gerufene Figur, deren imaginierte Welten in verschiedenen Super-8-Filmaufnahmen festgehalten wurden. Regn und Saemann werden zwischen Verspieltheit und formaler Strenge den Spielraum zwischen Rosa Lu und Sophie Taeuber-Arp, einer der Gestalterinnen des avantgardistischen Interieurs der «Aubette», kommentieren, mit kleinen Handlungen füllen, tanzen und singen. Gespannt darf man auf den neuen Song «Dis-moi nu» («Sag doch wir zu mir») sein.
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«Regionale», im «Accélérateur de Particules» in Strassburg bis 17. Januar 2015. Detailinfos unter www.regionale.org. Die Performance von Chris Regn in der «Aubette» findet am 16. Januar um 18.30 Uhr statt.

Die TagesWoche porträtiert während der Ausstellungsdauer der «Regionale» mehrere Künstler und Künstlerinnen. Bereits erschienen: Mathieu BoisadanJonas BaumannDenis HandschinBianca Pedrina, Corsin Fontana und Lena Kiss.

Im Fokus: «Regionale»-Porträts

An der «Regionale» zeigen Künstler und Künstlerinnen aus dem Dreiländereck ihre Werke. Einige davon porträtieren wir im Laufe der Ausstellung bis Ende Januar 2015. Alle Artikel finden Sie im Dossier.

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