Dreht B-Boy Christian «La Furia» Martinez seine Runden, steht die Kunstwelt Kopf. Bald setzt der Birsfelder mit Spray und Sohle Spuren in Miami.
Es braucht ziemlich Spektakel, um während der Art Basel Miami Beach die Aufmerksamkeit zu erhaschen. Deshalb setzen die Organisatoren der Parallel-Messe Miami River Art Fair auf Christian Martinez.
Seine Bilder drücken nicht nur die Dynamik des Breakdance aus, sie entstehen auch im Tanz. Auf dem Kopf drehend, sprayt Martinez Kreise und setzt mit verschiedenen Körperteilen Akzente auf der verteilten Acrylfarbe. So bringt der 35-jährige B-Boy aus Birsfelden Athletik in die Malerei.
Das dürfte in den USA Anklang finden. Denn dort erfand Jackson Pollock in den 1950er-Jahren die Kunstform des Action Painting und wurde zur Gallionsfigur des abstrakten Expressionismus. Sein «No. 5» war mit einem Verkaufspreis von 140 Millionen Dollar noch vor zehn Jahren das teuerste Bild der Welt. Und auch der Breakdance hat seinen Ursprung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
«Das motiviert natürlich, Neues zu wagen», so Martinez – wie etwa das Miami-Abenteuer. Dafür kompensiert der Sport- und Spanischlehrer Überstunden und nimmt Ferien. Für seine Sek-Schüler ist der Breakdance-Lehrer sicher der Coolste? Martinez lachend: «Ach, die finden es zwar cool, dass ich bei Sido im Video war, wollen aber selber nicht tanzen lernen.»
Und wo führen seine Wege hin, wenn «Blind Tracks» nun in Miami der Renner wird? «Die Malerei werde ich so oder so weiterführen. Ich werde immer besser, weiss, welche Bewegungen welche Spuren geben oder wie ich beim Drehen auf dem Kopf trotzdem genug Farbdruck aus der Dose habe. Das ermöglicht mir, noch intuitiver zu arbeiten.»
Doch wie lange kann er körperlich noch auf Spitzenniveau malen? «Wenn du den Körper regelmässig belastest, bleibt er auch fit. Beim Breakdancen hiess es früher, mit 30 ist dann Schluss. Aber ich kenne Tänzer, die mit über 40 akrobatisch noch immer richtig stark sind.»
«La Furia» wird noch lange wüten.