Es war ein kurzes Gastspiel von Simon Solberg in der Führungsriege des Theater Basel: Der Co-Leiter des Schauspiels verlässt das Dreispartenhaus nach einer Saison, wie die TagesWoche von mehreren Quellen weiss. Offiziell will das Theater Basel dies noch nicht bestätigen.
Sein Stil ist laut und überdreht, sein Look auffällig: Simon Solberg, Theaterregisseur mit Hip-Hop-Käppi und -Hintergrund, hat immer wieder für Aufregung gesorgt am Theater Basel. Auf der Bühne als multimedialer Feuerwerker, der von Schillers «Räuber» (2010) über Ibsens «Volksfeind» (2011) bis zuletzt mit dem biblischen «Moses» und der Uraufführung von Gabriel Vetters «Der Park» (2012/13) solange in den Eingeweiden der literarischen Vorlagen herumwühlte, bis er, wie er selber einmal sagte, deren Schmerzzentren freigelegt hatte – und das dem Vernehmen nach auch hinter der Bühne, weil seine zügellose Arbeitswut den technischen Apparat des Theaters mitunter belastet hatte.
Umso erstaunter hatte man vor einem Jahr zur Kenntnis genommen, dass der Name Solberg als Mitglied der Interimsleitung für das Schauspiel genannt wurde, zusammen mit dem Chefdramaturgen Martin Wigger und dem freien Theatermacher Tomas Schweigen (Far A Day Cage).
Als Direktor Georges Delnon seinen vorzeitigen Abgang in Richtung Hamburg bekanntgab, wurde der Vertrag bis 2013 verlängert. Nun steigt der junge Theatermann Solberg (Jahrgang 1979) aber vorzeitig aus, wie die TagesWoche von mehreren Quellen weiss. Dies aus eigenem Ermessen, wie dem Personal des Schauspielhauses kürzlich bekanntgegeben wurde. Das Leitungs-Trio, das voller Elan und letztlich nicht ganz ohne Erfolg angetreten ist, das Basler Schauspiel aus der Lethargie zu reissen, schrumpft zum Duo.
Kompromissloser Einsatz in eigener Sache
«Wir wollen, dass das Theater für den gesellschaftlichen Diskurs in dieser Stadt wieder zur kulturellen Instanz wird», hatte Solberg vor Jahresfrist, bei seinem Start als Co-Leiter in Basel, gegenüber der TagesWoche noch gesagt. Ob sich seine Hoffnungen zerschlagen haben? Solberg war bisher nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Insider am Theater Basel sagen, dass sein – vor allem auf die eigenen Arbeiten konzentrierter – kompromissloser Einsatz sowie seine wiederholte Abwesenheit (er engagiert sich nach wie vor an anderen Häusern) nicht unproblematisch war.
Der umtriebige Solberg hatte wohl für frischen Wind, aber auch für ein bisschen zuviel Durchzug hinter den Kulissen gesorgt. Für die sehenswerten Höhepunkte der jetzt zu Ende gehenden Spielzeit sorgten andere. Das Versprechen, vermehrt – oder mit Solbergs eigenen Worten ausgedrückt: mit «Vollkontakt» – auf die Bevölkerung zuzugehen, wurde nur marginal erfüllt.
Möglich, dass die Kombination aus Führungsaufgaben und Regiearbeiten in Basel Solberg nicht befriedigt hat. Zumal namentlich seine überbordend plakative Inszenierung von «Moses» hier durchfiel, nachdem sie vom Publikum am Münchner Volkstheater zuerst gefeiert worden war. Auch sein zur Spielzeiteröffnung durch die Trash-Mangel gedrehter (wenngleich ungleich packenderer) «Don Karlos» von Schiller wurde nicht zum Publikumserfolg.
Jetzt kehrt er dem hiesigen Theater den Rücken. Mit der Bekanntgabe dieser personellen Mutation will Direktor Georges Delnon offenbar noch zuwarten, sein persönlicher Referent Michael Bellgardt kann unsere Informationen nicht bestätigen.
Am 7. Mai stellt Delnon sein letztes Basler Programm vor. Einblick in die nächste Saison gibt derzeit bereits das Staatsschauspiel Dresden: Dieses etwa bringt im April 2014 den «abentheurlichen Simplicissimus Teutsch» auf die Bühne – inszeniert von Simon Solberg.