Kurz bevor sie endgültig von den Energiesparlampen verdrängt wurden, legte sich das Museum Tinguely in weiser Voraussicht einen Notvorrat von rund 30’000 konventionellen Glühbirnen an. So können Tinguelys Lampenskulpturen weiterehin originaltreu leuchten.
«Ein Verbot der Glühbirne durch die EU können wir – Künstler, Ausstellungsmacher, Kuratoren, Architekten und Designer – nicht akzeptieren», ist in einer Petition aus dem Jahr 2010 an die EU-Kommission in Brüssel zu lesen. Die Liste der Unterzeichner enthält so bedeutende Namen aus der Kunstszene und Museumswelt wie Georg Baselitz, Carsten Höller, Andreas Gursky, Wulf Herzogenrath und Armin Zweite.
Die Petition zeigte keine Wirkung, die konventionelle Glühbirne verschwand aus den Einkaufsregalen. Das hatte und hat Folgen für die Konservierungs- und Restaurierungsarbeit in den Museen. Nicht wenige plastische Werke der zeitgenössischen Kunst enthalten Glühbirnen, solche aus der guten alten Lampenzeit mit einem Glühdraht in der gläsernen Birne.
Konventionelle Birnen gehortet
In einem hohen Masse betroffen ist das Museum Tinguely. Ab 1972 schuf Jean Tinguely regelmässig Lampenskulpturen, von bunt leuchtenden Zweckkunstwerken, die er unter anderem für seine Freunde hergestellt hat, bis hin zur Riesen-Kunstlampe «Luminator», die rund 600 Glühbirnen in sich vereint. Angesichts der begrenzten Lebensdauer von konventionellen Leuchtkörpern ist es kein Wunder, dass das Auswechseln defekter Glühbirnen zum Alltag der Restauratoren gehört.
Doch das Museum Tinguely hat in weiser Voraussicht vorgesorgt und ist vor dem Verschwinden der konventionellen Glühbirnen auf die grosse Einkaufstour gegangen. «Wir haben rund 30’000 Glühbirnen gelagert», sagt Museums-Vizedirektor und Sammlungskurator Andres Pardey. Diese garantieren, dass Tinguelys Leuchtskulpturen noch lange Zeit werkgerecht bewahrt werden können. «Der Unterschied zwischen einer alten Glühbirne und einer Energiesparlampe ist nämlich relativ gut sichtbar», sagt Pardey.
«Luminator» mit LED-Birnen bestückt
Wichtig ist dies vor allem bei Skulpturen, die man aus der Nähe betrachten kann. Beim «Luminator», der hoch oben an der Decke der Abflughalle des EuroAirports Basel-Mulhouse-Freiburg hängt, haben die Verantwortlichen ein Auge zugedrückt. Dieser wird, seit er sich an seinem neuen Standort befindet, von LED-Lampen erleuchtet. Positiver Nebeneffekt ist, dass der Energieverbrauch des Werks, das rund um die Uhr in Betrieb ist, damit auf ein Zwanzigstel gesenkt werden konnte. «Man benötigt also kein Kleinkraftwerk mehr, um den ‹Luminator› in Betrieb zu halten», sagt Restaurator Jean-Marc Gaillard.
Auch Lampenskulpturen im Museumscafé Chez Jeannot sind mittlerweile mit LED-Lampen bestückt. Der Notvorrat des Museums wird also noch viele Jahre ausreichen. «Vielleicht waren wir etwas übervorsichtig», sagt Vizedirektor Pardey angesichts der Tatsache, dass über Internetverkaufsportale nach wie vor konventionelle Glühbirnen aus Ländern erhältlich sind, die das Verbot noch nicht kennen. Dafür kann sich das Museum nun grosszügig zeigen, wenn ab und zu ein Sammler anklopft und um eine Ersatzbirne bittet.